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Viele ignorieren die Straßensperrungen

Der Autoverkehr in Baden-Baden ist für die Frösche eine tödliche Gefahr

Um ihre Eier abzulegen, müssen Frösche oft längere Strecken zurücklegen. Straßen wie die Solmsstraße in Baden-Baden werden dabei für Hunderte Tiere jedes Jahr zur tödlichen Gefahr. Naturschützer ärgern sich über Autofahrer, die sich nicht an Straßensperrungen halten.

Unauffällig, aber lebenswichtig: Amphibien brauchen Gewässer für die Fortpflanzung. Erreichen sie diese nicht mehr, ist die stadtnahe Population nachhaltig bedroht.
Unauffällig, aber lebenswichtig: Amphibien brauchen Gewässer für die Fortpflanzung. Erreichen sie diese nicht mehr, ist die stadtnahe Population nachhaltig bedroht. Foto: Konstantin Stoll

Für Frösche und andere Amphibien sind Gewässer, in denen sie ihre Eier ablegen können, überlebenswichtig. Buchstäblich in den Weg kommen jedoch fast täglich Autofahrer, die die Tiere trotz morgendlicher und nächtlicher Straßensperrungen in der Solmsstraße in Baden-Baden zu Hunderten überfahren. Für Artenschutz und Population hat das schwerwiegende Folgen.

„Ich verstehe es nicht, dass Menschen bewusst Sperrungen ignorieren und in Kauf nehmen, Amphibien zu überfahren“, sagt Thomas Hauck, Leiter des städtischen Fachgebiets Forst und Natur. Hintergrund sind die zahlreichen Kleintiere, die während ihrer Wanderungen vom Wald zu den Tümpeln, Seen und Teichen, in denen sie Eier legen, überfahren werden.

Ein „Hotspot“ der Kurstadt, wie Hauck es formuliert, befindet sich am Michaelsberg im Bereich Solmsstraße, die zwischen Wald und Teichen verläuft. Dieser „Hotspot“ sei doppeldeutig: Einerseits werden die Gewässer rund um das Schloss Solms mit am häufigsten von Amphibien in Baden-Baden genutzt, während andererseits dort die meisten Tiere auf ihrem Weg zu Tode kommen, erklärt Jörg Fortak vom BUND-Ortsverband Baden-Baden/Bühl.

Grund dafür sind laut Fortak tägliche Missachtungen der Straßensperrungen durch Autofahrer. Die Solmsstraße wird von 19 Uhr abends bis 9 Uhr morgens gesperrt. Damit sollen Amphibienwanderungen, die vor allem nachts und in der Dämmerung stattfinden, nicht gestört werden. Für diesen Zweck wurden vor der Dengler-Klinik eine Schranke und auf der Höhe des Schlosses Solms eine mobile Streckensperrung installiert. Dass die gewünschten Effekte jedoch ausbleiben, zeigen die zahlreichen toten Frösche, Salamander, Molche und Kröten, die Fortak und sein Team täglich auflesen.

Sperrungen auch mit Gewalt aufgebrochen

„Alles nicht so einfach“, bedauert Simone Stollenmaier, die beim städtischen Forstamt als Zuständige für den Artenschutz mit dem Problem bestens vertraut ist. Die mobile Sperrung wird laut Stollenmaier regelmäßig von Autofahrern abmontiert. Auch die Schranke bei der Klinik wurde bereits gewaltsam aufgebrochen, sagt Fortak. Für den Artenschutz hat das gravierende Folgen, weil sich dadurch die stadtnahe Amphibienpopulation nachhaltig in Gefahr befindet.

Das wurde in den vergangenen Wochen durch die anhaltende Trockenheit weiter verstärkt. Dank des nun einsetzenden Regens und der kühlen Temperaturen bessern sich zwar die Umweltbedingungen, das Problem der verkehrstoten Tiere sei damit aber nicht gebannt, erklärt Stollenmaier.

Hauck nimmt die Autofahrer in die Pflicht und appelliert vor allem an diejenigen, die die Straßensperrungen auf eigene Faust wegschieben und damit den Artenschutz gezielt gefährden würden. Verkehrsschilder, die auf die Krötenwanderungen hinweisen, sind im ganzen Stadtgebiet verteilt: So etwa prominent vor dem Hotel Tanneck am Anfang der Solmsstraße.

Und dennoch beteuern Autofahrer laut Fortak immer wieder, die Hinweise schlicht nicht gesehen zu haben. Für Fortak nicht nachvollziehbar. Außerdem: „Der Ton wird immer aggressiver“, ergänzt er. Mitunter komme es regelmäßig zu Pöbeleien verärgerter Autofahrer gegen die Mitarbeiter des Forstamts und des BUND. Deshalb fordern Fortak, Stollenmaier und Hauck nun eine stationäre Schranke mit Zeitschaltung auf der Höhe des Schlosses Solms. Bis jetzt werden die Schranken noch von Hand geschlossen. Zudem haben sie bei Polizei und Gemeindevollzugsdienst um mehr Kontrollen in der Solmsstraße gebeten.

Hauck betont, die Folgen für den Artenschutz seien vielfältig. Auch Krankheiten durch die Globalisierung und Wetterschwankungen spielen eine Rolle. Versuchen könne die Stadt aber nur, Tiere bestmöglich vor einem Verkehrstod zu schützen.

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