
Die Kulisse am Marktplatz mit dem Alten Dampfbad, der Stiftskirche und dem Friedrichsbad mit seinem „Shakespeare-Balkon“ ist wie geschaffen für ein turbulentes Freilichtspektakel. „Shakespeare in love“ heißt das Stück, das das Theater Baden-Baden in diesem Jahr unter freiem Himmel zum Besten gibt.
Es basiert auf dem mehrfach preisgekrönten gleichnamigen Film, aus dem Lee Hall eine Bühnenfassung erarbeitet hat. Und die ist, wie schon der Film, ganz viel auf einmal. Es ist eine fiktive Liebesgeschichte um die Person Shakespears, die verflochten ist mit „Romeo und Julia“, einem der wohl berühmtesten tragischen Liebesdramen der Weltliteratur.
Es ist ein Rundumschlag, in dem mehr oder weniger deutlich sichtbar Querverweise auf alle möglichen weiteren Dramen des großen englischen Theatermanns versteckt sind, es gibt, was Shakespeare in seinen Dramen ja immer wieder gern gemacht hat, „Theater im Theater“, also eine Art selbstironische und dabei sehr unterhaltsame Nabelschau des praktischen Theaterbetriebs, es geht sowohl tragisch als auch komisch zu. Es wird gekämpft, gestorben und geliebt.
Riesiger Aufwand
Bei alldem wird ein Riesenaufwand getrieben. Neben vielen Schauspielern wird auch ein leibhaftiger Hund auf der Bühne stehen, für die Kampfszenen hat man sich der Dienste des Fecht-Choreografen Jan Lennart Krauter bedient. Weil das Stück in London spielt, steht auch ein Boot bereit, das die Akteure von einem zum anderen Ufer der Themse befördert.
Kilian Bierwirth, der als Will Shakespeare im Stück auch in die Rolle des Romeo schlüpft, muss unter anderem den Balkon des Friedrichsbades erklimmen, damit es auch eine typisch Shakespeare‘sche Balkon-Szene im Stück gibt. Viel turbulenter Klamauk also, und dennoch auch ernstzunehmendes Theater, in dem es um das Verhältnis von Identität und Rolle, von Verwechslung und Verwandlung geht.
„Es ist für jeden etwas dabei“ verspricht Regisseurin Lydia Bunk, die von der Dramaturgin Miriam Fehlker unterstützt wird. Auch Live-Musik gehört dazu, gespielt von den Gambistinnen Sabine Kreutzberger und Franziska Finkh und dem Lautenisten und Theorbenspieler Thorsten Bleich. Für die Kostüme, teils heutige Kleidung, teils üppige Renaissance-Gewänder, sorgt Bianca Deigner, das Bühnenbild gestaltet Ralph Zeger.
Will und die Schreibkrise
Erbitterte Konkurrenz, um Geld, um Publikum und um Erfolg. Das ist der Alltag der Theaterwelt, in der sich der junge Will Shakespeare (Kilian Bierwirth) bewegt und der mit einer Schreibkrise kämpft. Frauen sind in der Theaterwelt der damaligen Zeit nicht zugelassen.
Doch als sich die schöne Viola (Clara-Luise Bauer), verkleidet als Thomas Kent, unter die Schauspieler mischt, beginnt Shakespeares Inspiration zu blühen. Aus dem bislang nicht so recht gelingenden Stück „Ethel und die Piratentochter“ wird „Romeo und Julia“. Dabei übernimmt Will die Rolle der Julia und Viola die des Romeo und neben der Begeisterung fürs neue Stück wächst auch die Liebe zwischen Will und Viola. Aber Will weiß nicht, dass Viola den adeligen Lord Wessex heiraten muss. Ihrer Liebe dauert also nur so lange wie die Aufführung …
Das theatralische Freilicht-Spektakel beginnt schon vor der Aufführung mit einem kleinen Jahrmarkt auf dem Marktplatz mit Spielen, Getränkeständen und Glücksspielen, die die Besucher auf die Shakespeare-Zeit einstimmen sollen.
Service
Die ursprünglich für Sonntag, 25. Juni, vorgesehene Matinee entfällt. Die Premiere findet am Freitag, 30. Juni um 20 Uhr statt. Weitere Aufführungen gibt es am Sonntag, 2. Juli, am Mittwoch, sowie am 5., 7., 8., 9., 12., 13., 14., 15.,16., 18., 20., und am 21. Juli. Zum letzten Mal ist Shakespeare in love am Samstag, 22. Juli zu sehen.