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Vielseitiges Ehrenamt

Der Bedarf an ehrenamtlichen Betreuern in Baden-Baden steigt stetig

467 professionelle Betreuungen gibt es aktuell in Baden-Baden - und der Bedarf steigt. Die Menschen, die häufig infolge von Suchterkrankungen rechtliche Betreuung brauchen, werden dabei immer jünger.

Anträge ausfüllen und sich mit den Regeln für Betreuer auskennen: Margit Oser (links) gehört zu den erfahrensten Betreuerinnen der Kurstadt. Elisa Schneider (Mitte) und Vera Muller (rechts) vom Betreuungsverein unterstützen sie.
Margit Oser (links) gehört zu den erfahrensten Betreuerinnen der Kurstadt. Elisa Schneider (Mitte) und Vera Muller (rechts) vom Betreuungsverein unterstützen sie. Foto: Christina Nickweiler

Wenn Margit Oser die von ihr betreute Person besucht, dann freut sich der 67-Jährige. Sie ist ehrenamtliche Betreuerin. Das heißt, sie regelt nicht nur das Schriftliche rund um das Leben des Seniors, sondern besucht ihn regelmäßig, um zu sehen, wie es ihm geht, und auch, um ein Schwätzchen zu halten. „Ehrenamtliche Betreuerin oder Betreuer zu sein, ist sehr vielseitig“, berichtet Vera Muller vom Betreuungsverein, der zum Sozialdienst katholischer Frauen Baden-Baden (SkF) gehört.

Manche Menschen werden erst im Ruhestand zu Betreuern

Rund 40 ehrenamtliche Betreuungskräfte gibt es in den Reihen des Betreuungsvereins. Doch mit den steigenden Betreuungsfällen steige auch der Bedarf an ehrenamtlichen Betreuern, erläutert Elisa Schneider vom Betreuungsverein im Gespräch.

Schneider und Muller sind die Ansprechpartnerinnen für die ehrenamtlichen Betreuer im Betreuungsverein und stellen die Schnittstelle zwischen den Behörden, sprich Stadt und dem Amtsgericht sowie den ehrenamtlichen Betreuern dar. „Wir arbeiten sehr eng mit dem Sozialamt und dem Sozialgericht zusammen“, sagt Elisa Schneider. Ebenso organisieren sie regelmäßige Fortbildungen für die Ehrenamtlichen.

Man muss den Menschen zugewandt sein. Zuhören ist das Allerwichtigste.
Margit Oser, Betreuerin

Dass künftig mehr ehrenamtlich tätige Betreuer benötigt werden, davon gehen ebenso die Mitarbeiter des zuständigen Amts (Bildung und Soziales) der Stadt aus. Es würde zunehmend schwieriger, wegen des fortgeschrittenen Alters bei den ehrenamtlichen Betreuern und aufgrund der steigenden Betreuungsfälle, Personen zu finden. „Nachwuchs wird daher dringend gesucht“, teilt Sibylle Hurst von der Stadtpressestelle mit.

Margit Oser gehört mit ihren 74 Jahren zu den Betreuern, die diese Verantwortung für andere Menschen erst mit dem Eintritt in den Ruhestand übernommen haben. Als ehemalige Bankangestellte genoss sie bei Kunden ohnehin ein großes Vertrauen, und als Betreuerin zählt bei ihr zudem die Lebenserfahrung. „Ich war 48 Jahre in der Bank“, erzählt sie, als auf ihrem Handy gerade eine Whatsapp-Nachricht eines Klienten ankommt.

Zuhören ist das Allerwichtigste.
Margit Oser, Betreuerin

Obwohl nur einmal monatlich vorgeschrieben, besucht Margit Oser als rechtliche Betreuerin den Senior jede Woche. Diverse Anträge für Ämter oder Krankenkasse ausfüllen, hier und da Telefonate mit dem Hausarzt oder den Mitarbeitern des Pflegedienstes führen und Bankanweisungen tätigen – all dies sind praktische und rechtliche Alltagshilfen, die sie gerne erledigt. „Man darf sich nicht vor Bürokram scheuen“, hält sie fest und fügt hinzu: „Man muss den Menschen zugewandt sein. Zuhören ist das Allerwichtigste.“

Zu betreuende Personen sind manchmal erst 20 Jahre alt

Hurst nennt noch weitere Aufgaben, unter anderem: Vermögensverwaltung, um die Lebenshaltung zu sichern, Schuldenregulierung, Verwaltung von Immobilien und sämtliche Handlungen rund um einen Mietvertrag.

Margit Oser hat noch einen weiteren, wie sie findet recht jungen Klienten, der gerade einmal 48 Jahre alt ist. Schneider und Muller bestätigen: „Die Personen, die eine rechtlich angeordnete Betreuung brauchen, werden immer jünger.“

Wenn bei jüngeren Personen im Alter von rund 20 Jahren gerichtlich eine Betreuung angeordnet würde, dann handele es sich häufig um „psychiatrische Fälle oft infolge einer Suchterkrankung“, erläutert Elisa Schneider.

In Baden-Baden sind aktuell 467 Betreuungen angeordnet

Je schwieriger sich solch ein Fall gestalte, desto eher tendiere die Betreuungsbehörde dazu, einen professionellen Betreuer zu beauftragen. Laut Stadt sind derzeit 467 Betreuungen angeordnet.

Für einen ehrenamtlichen Betreuer wird pro Fall eine Aufwandsentschädigung von derzeit 425 Euro pro Jahr bezahlt. Es gibt Betreuer, die mit zwei oder drei Betreuungsfällen beauftragt sind. „Es ist ein wahres Ehrenamt. Man macht dies nicht des Geldes wegen, sondern aus Überzeugung, weil man Menschen unterstützen will“, hat Elisa Schneider festgestellt.

Service:

Für Interessierte gibt es am Dienstag, 25. April, von 17 bis 20 Uhr eine Einführungsveranstaltung beim Sozialdienst katholischer Frauen, Hermannstraße 2 in Baden-Baden. Um Anmeldung bis zum 27. März wird gebeten, Kontakt: www.skf-baden-baden.de.

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