„Der Niklaus kommt“ – so lautet die Ankündigung für den Auftritt am 28. Dezember beim Christkindelsmarkt in Baden-Baden. Da scheint bei der Terminplanung etwas schiefgelaufen zu sein, oder?
Nein, alles hat seine Richtigkeit! Mit dem heiligen Nikolaus und den zum 6. Dezember gewohnten gefüllten Stiefeln hat der Auftritt von Sebastian Niklaus in der Bäderstadt nichts zu tun.
Der Sänger und Songschreiber aus Elchesheim im Landkreis Rastatt nutzt vielmehr die Ähnlichkeit seines Nachnamens und den Bekanntheitsgrad des Heiligen schon seit vielen Jahren, um in der Weihnachtszeit auf Tour zu gehen.
Vor knapp zehn Jahren gab er sogar seinen erlernten Beruf als Elektroingenieur auf, um sich fortan nur noch der Musik zu widmen. Doch die Corona-Pandemie hat ihm – wie vielen freischaffenden Künstlern – einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht und seine Ambitionen im Profi-Musikbusiness jäh gebremst.
Corona-Pandemie wirkt nach
Mittlerweile steht er wieder auf zwei Beinen: Neben dem Musikmachen ist Niklaus wieder als Elektroingenieur tätig, um sein finanzielles Auskommen zu haben. „Die Kulturbranche hinkt schon noch hinterher, wenn man nicht ein großer Act ist“, verdeutlicht der Sänger und Songschreiber die Situation von Künstlern, die nicht zu den etablierten Stars zählen.
Sein Auftritt an diesem Mittwoch ab 18 Uhr auf der Himmelsbühne, der Konzertmuschel im Kurpark Baden-Baden, ist zugleich der letzte seiner kleinen Weihnachtstour.
„Der Niklaus ist ein guter Mann, der auch im Sommer kommen kann“, flachst er hinsichtlich des Termins nach den Feiertagen. Das Repertoire sei deshalb auch nur bedingt ein weihnachtliches und eher winterlich geprägt. Lieder wie die bei Kindern beliebte „Weihnachtsbäckerei“ aus der Feder von Rolf Zuckowski werden aber schon berücksichtigt, zudem ausgewählte Cover-Songs und Stücke aus seinem Repertoire.
Der Mann, der Gitarre und Ukulele spielt, kommt mit seinem Duo-Partner Norbert Stölzel (Gitarre, E-Piano) in die Bäderstadt. „Es ist immer toll, dort zu sein“, freut er sich auf das Gastspiel in der Konzertmuschel und „die besondere Kulisse“ beim Christkindelsmarkt.
Karlsruher Niklaus hat neue Talente entdeckt
Auch wenn die Musik ihm derzeit nicht viele Auftritte beschert: „Ich bin in meinem Rahmen sehr glücklich“, bilanziert der gebürtige Karlsruher Niklaus vor seinem musikalischen Jahresabschluss in Baden-Baden. Das liegt unter anderem auch daran, dass er zuletzt weitere Talente bei sich entdeckt hat.
„Ich habe mit dem Nähen und Sticken angefangen“, berichtet er von neuen Tätigkeitsfeldern. Astro-Fotografie und Malen nennt der junge Mann als weitere Hobbys, die er inzwischen neben der Musik pflegt. Hinsichtlich der Auftritte im nächsten Jahr ist er „vorsichtig optimistisch“. Er hofft, dass wieder mehr Auftritte zustande kommen.
Das musikalische Rahmenprogramm des Baden-Badener Weihnachtsmarktes genießt für die Macher einen hohen Stellenwert. „Uns ist das sehr wichtig“, betont Nora Waggershauser. „Wir wollen vor dem Kurhaus darbieten, was wir sonst auch immer machen: hochwertige Kultur“, ergänzt die Tourismus-Chefin der Bäderstadt. Sie ist auch für die GmbH Baden-Baden Events (BBE) verantwortlich. Das ausgewählte Musikprogramm passe zu Baden-Baden und mache den Christkindelsmarkt mit zu einer besonderen Veranstaltung.
Baden-Badener Weihnachtsmarkt-Organisatoren sind mit Resonanz zufrieden
Das Resümee der Markt-Organisatoren fällt bislang gut aus. Der Besuch sei insgesamt gesehen „sehr, sehr gut“. An manchen Tagen sei die Resonanz stärker als an vergleichbaren Tagen früher. Waggershauser erklärt sich das damit, dass die Menschen nach der Corona-Zwangspause beim Weihnachtsmarkt einen Nachholbedarf haben.
Auch die Marktbeschicker seien „sehr zufrieden“. Sie hätten „gute Umsätze“. Im Jahr 2020 war der Markt wegen der Pandemie komplett ausgefallen, im vergangenen Jahr musste er nach neun Tagen wieder schließen. In Baden-Baden geht der Budenzauber heuer über 44 Tage – noch bis einschließlich 6. Januar.
