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Keine Konzerte geplant

Die Musiker der Philharmonie Baden-Baden sind in Kurzarbeit

Die Philharmonie Baden-Baden plant in Corona-Zeiten keine Konzerte. Die Musiker sind in Kurzarbeit. Das bedeutet aber nicht, dass sie gerade untätig sind. Zu Hören gibt es trotzdem etwas.

Foto von einer der Soirees philharmoniques mit Pavel Baleff am Dirigentenpult
Ein Bild aus besseren Zeiten: Das Foto zeigt eine der Soirees philharmoniques mit Pavel Baleff am Dirigentenpult in Baden-Baden. Wegen der Pandemie sind aktuell keine Auftritte möglich. Foto: Karl-Heinz-Fischer

„Es sind zurzeit keine Veranstaltungen geplant“, heißt es lapidar auf der Homepage der Philharmonie Baden-Baden. „Die Musiker sind in Kurzarbeit“, erklärt Orchestermanager Arndt Joosten, und im Februar sind traditionsgemäß ohnehin Orchesterferien – in der Regel nach dem inzwischen legendären Fastnachtskonzert.

Die Kurzarbeit für die Musiker bedeutet zwar, dass es derzeit auf noch nicht absehbare Zeit keine Live-Konzerte mit Publikum gibt, es heißt aber nicht, dass die Musiker untätig nur in Wartehaltung verharren. Anfang Dezember hat die Philharmonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Pavel Baleff eine Reihe von Videos aufgenommen, die nun Zug um Zug ins Netz gestellt werden. Zu finden sind sie auf der Homepage der Philharmonie unter dem Button „Click here for audio & video“.

Raritäten sind dort zu finden, selten gespielte Werke wie die „Suite klassisch und romantisch“ von dem bulgarischen Komponisten Pantscho Vladigerov (1899 – 1978) oder Sätze aus der Ballettmusik „Les ruses d’amour“ von Alexander Glasunow (1865 – 1936).

Glasunow selbst ist zwar den meisten Musikfreunden durchaus vertraut, dennoch wird die besagte Ballettmusik recht selten aufgeführt. Vladigerov aber, der auch in der Schreibweise Wladigerow auftaucht, kennen die wenigsten. Er hatte ein recht bewegtes Leben. Geboren in Zürich, wuchs er bis zu seinem 14. Lebensjahr in Bulgarien auf, kam dann zum Studium nach Berlin, wo er auch eine große Karriere startete, unter anderem unter Max Reinhardt am Deutschen Theater. Große Orchester wie die Wiener Philharmoniker führten seine Werke auf. Im Jahr 1932 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Bulgarien.

CD-Aufnahmen auf unbestimmte Zeit verschoben

So schön und interessant die Videos auch sind, wirkliche Konzerte mit Publikum können sie natürlich nicht ersetzen, weder für das Publikum noch für die Musiker selbst. Dabei war der Neustart nach dem ersten Lockdown zwar behutsam und verhalten ausgefallen, von den Musikern aber doch mit großem Engagement betrieben und von den Musikfreunden der Region mit Begeisterung aufgenommen worden.

Umso härter wurde das Baden-Badener Traditionsorchester vom zweiten Lockdown seit Anfang November getroffen. Waren bereits vor den Sommerferien mit den „Soirées musiquales“ die beim zwangsweise ausgedünnten Publikum sehr beliebten Kammerkonzerte mit Musikern der Philharmonie möglich, so gab es nach den Ferien stückweise immer mehr auch Konzerte in größerer Besetzung, manchmal bis zur vollen Orchestergröße, die unter strenger Einhaltung der Corona-Schutz-Auflagen vor entsprechend kleinem und mit Mundschutz ausgestatteten Publikum im Weinbrennersaal des Kurhauses stattfinden konnten.

Publikum wie Musiker hatten Hoffnung geschöpft, dass es nun wieder bergauf geht, hin zu einem halbwegs normalen Betrieb im kulturellen Leben der Stadt. Zwei neue CD-Aufnahmen waren für das Jahr 2020 vorgesehen, wie Arndt Joosten mitteilte. Doch als die zweite Corona-Welle kam, war schnell klar, dass daraus nichts werden würde. Die Aufnahmen sind jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch für das neue Jahr waren bereits außergewöhnliche Veranstaltungen geplant.

Hoffnung auf die Zeit nach den Orchesterferien

Im März hätte wieder ein Konzert mit dem weltberühmten Sänger und Dirigenten Placido Domingo stattfinden sollen. Das ist zwar noch nicht endgültig abgesagt, die Wahrscheinlichkeit, dass es doch noch stattfinden kann, ist aber recht gering. Ebenso ungewiss ist, ob die im Januar noch vor den Orchesterferien terminierten Dirigierkurse stattfinden können. Schwierig ist das schon deshalb, weil noch nicht klar ist, ob die teilweise aus dem Ausland kommenden Nachwuchsdirigenten nach ihrer Einreise erst einmal in Quarantäne gehen müssen.

Die Musikliebhaber der Region bleibt vorerst also nur der Trost, die Musik der Philharmonie online oder auf CD zu genießen und darauf zu hoffen, dass sich die Lage nach den Orchesterferien so weit gebessert hat, dass wieder Konzerte möglich sind. Denn nach wie vor gilt das Versprechen, das Chefdirigent Pavel Baleff beim letzten Live-Konzert vor dem zweiten Lockdown gegeben hat: „Sobald wir dürfen, werden wir schon am nächsten Tag wieder Konzerte geben. Wir sind vorbereitet“.

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