In der Showküche des Hotels Rebenhof geben sich die Köche die Klinke in die Hand – oder besser den Kochlöffel. Für einen „Culinarischen Adventskalender“ dreht Friederike Möller Youtube-Videos mit Gastronomen aus dem Raum Baden-Baden. Während die Jungköchin Meike Dütsch Muschelnudeln formt, hält Möller alles mit ihrem Handy fest.
„Dazu gibt es Rosenkohl, angerichtet mit etwas Blauschimmelkäse“, erklärt die Angestellte des Le Jardin de France in Baden-Baden. Bei ihrer Essensauswahl hat sie darauf geachtet, saisonales Gemüse zu verwenden, außerdem soll das Gericht relativ günstig und leicht machbar sein. „Das Videomaterial von einer halben Stunde kürze ich auf drei Minuten, so langweilen sich die Gäste beim Anschauen nicht“, sagt Möller. Zusammen mit den täglichen Videos lädt sie das Rezept des Gerichts hoch – so können Zuschauer den kulinarischen Adventskalender leicht nachkochen.
Adventskalender soll Stimmung heben
Die Idee für die Adventsaktion hatte die Baden-Badenerin bei der Arbeit. Die ehemalige Aida-Köchin hilft im Hotel Rebenhof und im Hotel Engel. Der Name „Culinarischer Adventskalender“ erinnert an ihr eigens Unternehmen „Fredericas Calessina Tuk Tuk Touren“. Das kleine rote, weihnachtlich geschmückte Tuk-Tuk, mit dem sie sonst Gäste durch die Weinberge fährt, führt die Zuschauer im Video von Türchen zu Türchen.
Mit dem Wagen liefert Möller den Kochlöffel täglich in dem nächsten Restaurant ab. Die Wirte waren direkt begeistert von ihrer Idee. „Sowohl den Kunden als auch den Gastronomen tut der Adventskalender im Lockdown-Light gut“, meint Martin Ziegler vom Rebenhof.
„Wir setzen damit ein positives Signal“, unterstreicht Stéphan Bernhard vom Le Jardin de France. Mehr als genug Zeit für den Dreh habe er aktuell ja leider. „Wir schreien nach Arbeit“, betont der Sterne-Koch die unglückliche Situation der Gastronomie. Schlimmer noch als die Schließung findet er die fehlende Perspektive. Niemand wisse, wann die Wirtschaften wieder Gäste empfangen dürfen.
„Wenn wir dieses Jahr nicht mehr öffnen, beenden wir es mit einer dicken roten Null“, sagt auch Jürgen Kohler vom Hotel Engel in Bühl-Vimbuch. Ihr kulinarisches Türchen hat Möller bereits gefilmt. „Der Küchenchef hat ein Dessert-Gericht gemacht, das ist für jeden machbar“, meint Kohler.
Experten geben Tipps
Damit alles rund läuft, produziert Möller möglichst viele Videos vor und spricht mit jedem Restaurant ab, welches Gericht eine gute Ergänzung für den Advents-Speiseplan wäre. Zum Nudel-Gericht von Meike Dütsch erhalten die Zuschauer außerdem den passenden Wein-Tipp. Denn der Vater der Jungköchin des Le Jardin ist Holger Dütsch, Betreiber des gleichnamigen Weinguts in Neuweier.
„Jetzt, da meine Tochter wegen des Lockdown-Lights wieder öfter zu Hause kocht, nutze ich die Gelegenheit, um den Wein besser auf die Gerichte abzustimmen. Eine Prise Salz in der Soße kann dabei schon den Unterschied machen“, empfiehlt er auch den Zuschauern des Adventskalenders.
Initiatorin hat sich das Drehen und Schneiden selbst beigebracht
Während für die Köche nach dem Dreh die Arbeit vorbei ist, geht sie für Möller erst richtig los. „Ich lege wahrscheinlich eine Nachtschicht ein, um die Videos heute Abend zu schneiden“, betont die Hobby-Filmerin. Gelernt hat sie das Produzieren von Videos nämlich nicht.
„Als Köchin auf der Aida stand ich ab und zu vor der Kamera, da habe ich mir einiges abgeschaut“, erklärt sie. Die Baden-Badenerin engagiert sich mit dem Adventskalender ehrenamtlich. „Die Küche wird vom Rebenhof gestellt und die Zutaten bringt jeder Koch selbst mit“, bedankt sie sich bei den Teilnehmern und ergänzt: „Noch sind nicht alle Türchen gefüllt und die Kooperationen ausbaubar. Ich schätze, dass sich noch mehr Leute melden, wenn sie die ersten Videos gesehen haben, denn wir sitzen alle im gleichen Boot.“