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DOSB-Präsident Weikert bestätigt

Entscheidung in Baden-Baden: Deutscher Sportbund bereitet Olympia-Bewerbung vor

Deutschland soll im kommenden Jahrzehnt wieder Olympische Spiele ausrichten. Diese Absicht unterstützten alle Mitglieder des Deutschen Olympischen Sportbundes bei der Delegiertenversammlung in Baden-Baden.

Olympia-Pläne bestätgt: Thomas Weikert, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, fand im Anliegen seines Präsidiums in Baden-Baden volle Unterstützung der Mitglieder.
Olympia-Pläne bestätigt: Thomas Weikert, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, fand im Anliegen seines Präsidiums in Baden-Baden volle Unterstützung der Mitglieder. Foto: Helge Prang/GES

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich viel vorgenommen. Seine besten Absichten fasste das Motto im Bühnenbild des Bénazet-Saals plakativ: „Gemeinsam. Mehr. Bewegen.“ Das Motto wird die Arbeit von Thomas Weikert in den kommenden vier Jahren begleiten. Der im Baden-Badener Kurhaus bei der 19. Mitgliederversammlung ohne Herausforderer gebliebene und wiedergewählte Präsident der Dachorganisation im deutschen Sport hatte nach den Vorgängen um seinen Vorgänger Alfons Hörmann kein einfaches Jahr hinter sich.

Volle Unterstützung der Delegierten für Antrag

In der ihm bei der Versammlung begegneten Grundstimmung der Geschlossenheit und des Aufbruchs schwang ein Versprechen mit, das sein Präsidium gerne aus der Kurstadt mitnahm. Die klare Zustimmung zu einer möglichen Olympia-Bewerbung muss sich als einigende Kraft dabei erst noch beweisen.

Nach dem einstimmigen Willen der Delegierten sollen Olympische Spiele nicht auch im kommenden Jahrzehnt an Deutschland vorbeigehen. Die entsprechenden Anträge, die den Strategieprozess umreißen, nahmen sie ohne eine einzige Gegenstimme an.

Ich bekomme bei solchen Bildern immer Gänsehaut. Und ich will mehr davon.
Miriam Welte, DOSB-Vizepräsidentin

Die konkreten Eckpfeiler einer möglichen Bewerbung möchte das DOSB-Präsidium im kommenden Jahr in ein Konzept gegossen sehen. Dieses soll bei der nächsten Versammlung 2023 in Frankfurt/Main (2. Dezember 2023) zur Abstimmung kommen. DOSB-Vizepräsidentin Miriam Welte, Bahnrad-Olympiasiegerin und sechsmalige Weltmeisterin, sagte nach einem Einspielfilm zur Faszination von Olympischen Spielen: „Ich bekomme bei solchen Bildern immer Gänsehaut. Und ich will mehr davon.“

Diesem Wunsch schloss sich ihr Präsidiumskollege Oliver Stegemann an, der auf die jüngste Forsa-Umfrage verwies, der zufolge zwei Drittel der Deutschen Olympische Spiele und Paralympische Spiele im Land unterstützen würden. Die Bitte um Zustimmung fruchtete.

Wann, wo, wie?

Wann, wo und wie. Dies sind die bis dahin innerhalb des vom DOSB finanzierten Strategieprozesses zu beantwortenden Fragen. Eine Olympia-Bewerbung wäre frühestens 2025 für die Winterspiele 2034 und 2038 sowie die im Sommer 2036 und 2040 möglich.

Mit Paris (2024), Los Angeles (2028) und Brisbane (2032) stehen die Host-Citys der Sommerspiele bis 2032 fest. Voraussichtlich im Herbst 2023 wird die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) festlegen, welche Region als Ausrichter der Winterspiele Mailand mit Cortina d`Ampezzo (2026) nachfolgen wird. Sapporo, Barcelona und die Pyrenäen, Vancouver und Whistler sowie Salt Lake City konkurrieren um den Zuschlag für 2030.

Von den 53 Olympischen Spielen der Neuzeit seit 1896 fiel Deutschland nur dreimal die Gastgeberrolle zu, 1936 bei den Propagandaspielen der Nationalsozialisten in Berlin (Sommer) und Garmisch-Partenkirchen (Winter). Und 1972 wieder, als die als „heiter“ geplanten Sommerspiele in München vom Anschlag der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ gewaltig gestört wurden.

Alle Stakeholder sollen eingebunden werden

Fraglos ist das eine überschaubare und gleichzeitig insgesamt auch dunkel eingefärbte Geschichte für eine der „etabliertesten, passioniertesten und erfolgreichsten Sportnationen der Welt“. Die Stoßrichtung des DOSB-Präsidium fand unter den Delegierten in Baden-Baden Konsens.

Nach sieben erfolglosen Anläufen binnen der zurückliegenden drei Jahrzehnte, die Projekte mit Berchtesgaden (1992), Berlin (2000), Leipzig (2012), München (2018 und 2022), Hamburg (2024) sowie Nordrhein-Westfalen (2032) sind aus verschiedensten Gründen gescheitert beziehungsweise gestoppt worden, soll dieses Mal möglichst alles richtiggemacht und alle Stakeholder mitgenommen werden.

Der Leitfaden auf dem Weg zu einer möglichen Bewerbung sieht vor, dass alle Mitgliederorganisationen, Athletinnen und Athleten, Bund BMI sowie Städte und Länder an dem Prozess in einer Lenkungsgruppe beteiligt werden.

Wir werden keine Bewerbung ohne eine breite Unterstützung der Bevölkerung abgeben.
Thomas Weikert, Präsident DOSB

Der Sport wolle gemeinsam mit der Politik und mit allen Teilen der Zivilgesellschaft „ein modernes, integratives und richtungsweisendes Bewertungskonzept erarbeiten, welches den Anforderungen aller Interessensgruppen gerecht wird“, so Weikert.

Das ist eine der gesetzten Prämissen. Ist die nationale Unterstützung gesichert, soll die Lobbyarbeit im Weltsport forciert werden. Eine nationale Konkurrenzsituation schließt der DOSB aus, er setze auf ein „Miteinander statt Gegeneinander“. Das verbindliche Mandat der Gesellschaft wird ein entscheidender Faktor: „Wir werden keine Bewerbung ohne eine breite Unterstützung der Bevölkerung abgeben“, heißt es.

Bürgervotum für 2024 vorgesehen

Die Euphorie um die European Championships im vergangenen Sommer in München sollte in der Bevölkerung die Begeisterung der deutschen Bevölkerung auf das Großsportereignis wecken. In einer breiten gesellschaftlichen Debatte gelte es zunächst auszuloten, wie die Gesellschaft hinter einer Bewerbung versammelt werden könne.

Alle wollen wieder Olympia in Deutschland erleben.
Thomas Weikert, Präsident DOSB

Der Ablauf sieht für 2023 Debatten-Camps, für 2024 ein Bürgervotum und schließlich für 2025 eine mögliche Bewerbung 2025 vor. Weikert ist nach positiven Gesprächen mit Mitgliedsorganisationen, den Sportministern auf Bundes- und Landesebene sowie Wirtschaftspartnern des DOSB optimistisch, dass es klappen könnte: „Alle wollen wieder Olympia in Deutschland erleben.“

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