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Auf der Tallinie 201

Elektro-Gelenkbus rollt fünf Tage testweise durch Baden-Baden

Die Stadtwerke testen vom 15. bis einschließlich 19. Oktober einen Elektro-Gelenkbus. Dieser fährt auf der Tallinie 201 und lässt erahnen, dass es bei den Stadtwerken früher oder später einen Paradigmenwechsel geben wird.

Elektrobus Baden-Baden
Die Akkus des Busses sind in der Decke des Fahrzeugs untergebracht. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Bereits im März und im Juli war man in Sachen E-Mobilität im Testmodus unterwegs. Doch nun ist Björn Sössner mit einem echten Riesen nach Baden-Baden gekommen. Auch wenn das MAN-Modell, das den klangvollen Namen „Lions City 18 E“ trägt, nur Platz für rund 120 anstelle von 140 Personen bietet, ist er dennoch vergleichsweise teuer und vor allem schwer, wie BBL-Fuhrparkleiter Jürgen Herr erklärt.

Von den 21,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht entfallen alleine 5,5 Tonnen auf die Akkus, die kaum sichtbar im Dachbereich verbaut sind. Mit einer Kapazität von 640 Kilowattstunden könnten diese den Tagesbedarf auf der Tallinie durchaus abdecken. Herr verweist darauf, dass der Hersteller nicht nur eine achtjährige Haltbarkeit garantiere, es sei auch gewährleistet, dass die Akkus in dieser Zeit mindestens 200 Kilometer mit einer vollen Ladung zurücklegen können. Dabei spiele die Witterung keine Rolle. „Das gilt also auch im Heiz- oder im Kühlmodus“, sagt er und verweist auf das moderne Wärmepumpen-Klimasystem.

Wie das in der Praxis gehandhabt würde, wäre dann eine Aufgabe, mit welcher sich die Disposition befassen müsse. Denn je nach Umlauf könnte das Fahrzeug auch zwischendurch gewechselt werden, um nachzuladen. Ein Vorgang, der bei Komplettentladung rund 3,5 Stunden in Anspruch nimmt. Aber das sei noch Zukunftsmusik. „Wir befinden uns in einer Testphase“, sagt Herr. Eine Kaufentscheidung sei selbstverständlich noch nicht gefallen. „Wenn es soweit ist, müssen wir natürlich öffentlich ausschreiben.“

Hoffnung auf Fördergelder vom Bund

Doch bis dahin werde noch ein wenig Zeit vergehen. Vor allem muss geklärt werden, ob es öffentliche Zuschüsse gibt. „Wir haben uns um Bundesfördermittel beworben“, bestätigt Herr. Denn das bedeute, dass man zumindest schon mal einen Fuß in die Tür bekomme. Gibt es kein Geld, dann werde es weitaus schwieriger. Denn für den MAN-Gelenkbus, wie er jetzt testweise im Einsatz ist, sind gut und gerne 700 bis 750.000 Euro auf den Tisch zu legen. Das wiederum entspräche rund dem Doppelten an Kosten, welche die Dieselbusse verursachen.

Insgesamt rollen in der Flotte der Stadtwerke gegenwärtig 47 Fahrzeuge, davon 19 Gelenk- und mehrere Mild-Hybrid-Busse. Fünf weitere dieser letztgenannten Exemplare sind geordert und sollen 2022 ausgeliefert werden. „Das könnten natürlich die letzten Diesel-Busse sein“, vermutet Jürgen Herr. Doch letztlich werde das von der E-Mobilitätsförderung abhängen. Doch wenn diese Elektro-Fahrzeuge kommen, wäre mit Blick auf die Emissionswerte die Linie 201, die in kurzer Taktung durch die Innenstadt fährt, am besten geeignet. Welches Modell am Ende das Rennen machen könnte, ist offen.

Klar ist indessen, dass die Akzeptanz bei den Fahrern sehr groß ist. „Nach Freiwilligen brauchen wir während der Testphase nicht zu suchen.“ Auch technisch sei der Unterschied nicht wirklich immens. Am auffälligsten sei wohl, dass es statt einer Tank- eine Akkustandanzeige gebe. Dennoch ist das Personal bei Zeiten, wenn es denn zur Umstellung kommt, auf den neuen Fahrzeugen zu schulen.

Wie sich der E-Gelenkbus aus der Fahrgastperspektive anfühlt, kann in den kommenden Tage auf der Tallinie getestet werden. Auf dem Fahrersitz saß zum Auftakt erst einmal der hauseigene Fahrlehrer Michael Selmayr. Sein Fazit ist klar. „Er fährt sich klasse.“

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