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Konferenz in Baden-Baden

Die Wurzeln des Élysée-Vertrags liegen im Brenners Parkhotel

In Baden-Baden hat anlässlich der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags vor 60 Jahren eine Konferenz stattgefunden. Der Stadt kam damals eine entscheidende Bedeutung zu.

Festredner Daniel Cohn-Bendit im LA8.
Bezeichnet die deutsch-französische Freundschaft als „Wunder“: Festredner Daniel Cohn-Bendit im LA8. Foto: Ulrich Philipp

Mit einer Konferenzveranstaltung haben die Deutsch-Französischen Gesellschaften (DFG) Colmar, Freiburg und Baden-Baden sowie die Stadt Baden-Baden an die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages vor 60 Jahren erinnert. Etwa 120 Gäste waren aus diesem Grund in den Kristallsaal des Kulturhauses LA8 gekommen.

Baden-Baden spielte eine Rolle beim Zustandekommen dieses Vertragswerkes, das einen Schlussstrich zog unter eine jahrhundertealte Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Ein Jahr vor der Unterzeichnung im Pariser Élysée-Palast hatten sich der damalige französische Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer im Brenners Parkhotel getroffen und die Eckpunkte des Freundschaftsvertrages entwickelt.

Daran erinnerte Rudi Leonhardt, der DFG-Präsident in der Kurstadt, in seiner Begrüßungsrede. Bürgermeister Alexander Uhlig betonte, dass Franzosen wie Jacques Bénazet wichtig waren für die Entwicklung Baden-Badens und Rolf Jakisch, der DFG-Präsident in Freiburg stellte klar, dass vor allem persönliche Freundschaften entscheidend sind für die Beziehungen beider Nationen.

Didier Rieber (Cercle Franco-Allemand Colmar) forderte dazu auf, an die kleinen Dinge des Lebens zu denken, ohne die nichts Großes entstehen kann. „Die großen Werke sind nichts anderes als die Spitze des Eisberges, der über der diskreten Arbeit vieler kleiner Hände schwimmt. Darum müssen wir zusammenarbeiten“, sagte Rieber.

Adenauer und De Gaulle mit unterschiedlichen Absichten

Nach weiteren Grußbotschaften ergriff der Hauptredner des Abends das Wort: „Ich begrüße die Jugend Baden-Badens“, sagte der frühere Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit und sorgte angesichts des hohen Altersdurchschnittes der Anwesenden für Heiterkeit im Saal.

Dass es heute keine Grenzen mehr zwischen Deutschland und Frankreich gebe, sei 1945, Cohn-Bendits Geburtsjahr, unvorstellbar gewesen. Die heutige deutsch-französische Freundschaft sei ein Wunder.

Unterschiedliche Kulturen, sich widersprechende Narrative und Reflektionen über den Krieg konnten überwunden werden. Zudem hätten Adenauer und De Gaulle unterschiedliche Absichten mit dem Élysée-Vetrag verbunden.

Der französische Staatspräsident habe nach der Unterzeichnung zunächst sogar von einer „missglückten Hochzeitsnacht“ gesprochen, da er eigentlich eine deutsch-französische Verteidigungsgemeinschaft wollte, als Gegengewicht zu Amerika und Russland.

Man hat gelernt, sich zu mögen.
Daniel Cohn-Bendit, Festredner

Im letzten Moment habe Deutschland aber noch ein Bekenntnis zu den USA in den Vertrag mitaufgenommen. „Das Papier war aber nicht so wichtig“, fuhr Cohn-Bendit fort und betonte: „Es war ein Zeichen an beide Gesellschaften, daraus ist etwas entstanden: Man hat gelernt, sich zu mögen.“

Cohn-Bendit ging auch auf den Ukraine-Krieg ein und betonte: „Es ist ernst für uns, was in der Ukraine passiert. Wir Europäer müssen entscheiden, wie steht es mit der Freiheit.“

Die Bevölkerung der Ukraine habe sich entschieden, leben zu wollen wie die Europäer. Wladimir Putin wolle dem Volk dagegen seinen Willen aufzwingen. Er hoffe sehr, dass Deutschland und Frankreich Panzer in die Ukraine liefern. „Das nicht zu tun ist absurdes Theater“, sagte Cohn-Bendit.

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