Der Engel strahlt bereits in in der hellgelben Farbe des Carrara-Marmors. Die graue Patina, die sich sich im Lauf der Jahrzehnte auf dem Denkmal beim Baden-Badener Herrengut gebildet hatte, ist vollständig entfernt. Inzwischen kann der Engel mit seinen ausgestreckten Armen auch wieder nach unten weisen, weil die an seinen Händen teilweise abgebrochenen Finger ergänzt sind.
Das Fürstenberg-Denkmal, wie das Ensemble mit Engel, Rotunde und Balustrade am Hungerberg offiziell heißt, war ziemlich marode und sanierungsbedürftig. „Es gehört definitiv zu den bedeutenderen Kultur-Denkmalen in Baden-Baden“, betont Björn Käckell vom städtischen Fachgebiet Gebäudemanagement. Es habe dringender Handlungsbedarf bestanden. Die Stadt habe deshalb viel Geld, rund 160.000 Euro, in die Hand genommen, um das kulturhistorische Bauwerk zu restaurieren. „Und das, obwohl wir keine Zuschüsse erhalten haben“, bekräftigt Käckell.
Experten ermitteln per Laserscan die Schäden
Die Arbeiten laufen seit Anfang August. Steinmetz Bernhard Binder aus Gaggenau rechnet damit, dass es voraussichtlich bis Mitte/Ende November dauern wird, bis die Restaurierung komplett abgeschlossen sein wird. Bevor er und seine Mitarbeiter loslegen durften, war zunächst ein sogenannter Laserscan erforderlich, um die Schäden detailliert zu erfassen und zu kartieren. „Auf der Grundlage dieser Daten haben wir ein dreidimensionales Modell und die Pläne erstellt“, erklärt Projektleiter Maximilian Bürkle vom städtischen Gebäudemanagement. Das ganze Vorhaben sei mit der Denkmalschutz-Behörde abgestimmt.
„Unser Ziel ist es, die bereits früher erfolgten Restaurierungen nicht komplett zu entfernen. Wir wollen sie belassen und nichts vertuschen“, bekräftigt Binder. Es gehe vielmehr darum, die verschiedenen Stufen, die das Denkmal in seiner Geschichte durchlaufen hat, zu erhalten. Carl Egon Fürst zu Fürstenberg ließ es 1870 errichten – aus Dankbarkeit dafür, dass ein Reitunfall seines Sohns acht Jahre zuvor glimpflich verlaufen war.
Der Steinmetz demonstriert dieses Vorgehen am Beispiel der Balustrade. Ursprünglich bestand sie komplett aus Sandstein. Vor Jahrzehnten haben Restauratoren marode Baluster durch Kopien aus Betonguss ersetzt. Bei der aktuellen Sanierung haben die Experten wieder einige Exemplare aus Naturstein ergänzt. „Wir dokumentieren damit, was an diesem Kunstwerk in Jahrzehnten passiert ist“, erläutert Binder. Käckell zufolge entspricht dieses Vorgehen dem Grundsatz des Denkmalamtes, nicht alles, was kaputt ist, zu erneuern.
Die Restauratoren ersetzen die maroden Teile
Die Steinmetze haben das Monument zuerst mit heißem Wasserdampf schonend gereinigt. Vor allem auf der Rotunde hatte sich durch die umstehenden Bäume ein dicke Moosschicht gebildet. Dann machten die Restauratoren sich daran, marode Teile behutsam zu ersetzen. „Wir haben Steine in unterschiedlichen Farbschattierungen, damit sie zu dem Ensemble passen“, sagt Binder. Er weist darauf hin, dass das nur mit reiner Handarbeit gehe.
„Das ist Handwerk, wie es sein sollte“, versichert der Steinmetz. Ihm gefällt vor allem, dass diese Form der Restaurierung es ihm ermögliche, sich in hohem Maß mit seinem Beruf zu identifizieren. „Zudem ist er Ort, an dem wir arbeiten traumhaft und einmalig“, meint Binder und verweist auf die Aussicht, die sich vom Engel aus bietet: über das Neue Schloss und die Altstadt bis hinüber zu den Schwarzwaldhöhen.