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AfD und SPD hadern

Reaktionen aus dem Wahlkreis Baden-Baden/Bühl: Grüne sind „sehr zufrieden“

Die Kandidaten im Wahlkreis Baden-Baden/Bühl haben nach den Hochrechnungen erste Stellungnahmen abgegeben. Die Grünen sprechen von einem „sehr guten Ergebnis“. Tobias Wald (CDU) nennt den Wahlausgang ein Desaster.

Eine große Wahlplakatwand zeigt die Kandidaten und Gruppierungen, die bei der Landtagswahl im Wahlkreis Baden-Baden antreten
Während die Grünen im Wahlkreis Baden-Baden/Bühl sehr zufrieden sind, hadern SPD, AfD und Linke. Foto: Michael Rudolphi

Die Grünen sind auch im Wahlkreis 33 (Baden-Baden/Bühl) klarer Sieger. Kandidat Hans-Peter Behrens holte sich mit knapp 32,65 Prozent der Stimmen das Direktmandat. Er liegt damit nicht nur im Landestrend der Grünen. Behrens kam 2019 als Nachrücker für Bea Böhlen in den Landtag, die vor ihm schon das Direktmandat geholt und den CDU-Kandidaten Tobias Wald auf die Plätze verwiesen hatte. Und er hat nachgelegt, wurde jetzt offiziell als Nummer eins im Wahlkreis bestätigt. Wald kam bei der Landtagswahl 2021 auf 27,76 Prozent der Stimmen.

Emile Yadjo-Scheuer stieg für die SPD zum ersten Mal in den Ring, er kam auf 11,10 Prozent der Stimmen. Vor allem in seiner Heimatgemeinde Ottersweier konnte der Sozialdemokrat punkten. Er kam dort auf 21,25 Prozent. Tobias Wald, ebenfalls Ottersweierer, vereinigte 31,56 Prozent der Stimmen auf sich. Behrens kam dort auf 23,65 Prozent. Kurt Hermann von der AfD kam auf 8,89 Prozent, René Lohs (FDP) holte 8,79 Prozent und Beate Schneider (Die Linke) kam auf 2,66 Prozent.

Hans-Peter Behrens (Grüne)

„Das ist ein sehr gutes und eindeutiges Ergebnis auf Landes- und Wahlkreisebene in einer schwierigen Zeit. Ich bin außerordentlich zufrieden. Wir werden jetzt im Hinblick auf eine Koalition Sondierungsgespräche mit allen demokratischen Parteien führen und zwar in der Reihenfolge ihrer Größe. Es war mein Ziel, das Direktmandat im Wahlkreis zu verteidigen. Unsere Geradlinigkeit und Glaubwürdigkeit sind belohnt worden. Wir müssen jetzt die Coronakrise bewältigen und die Klimakrise schnell angehen. Dies muss ganzheitlich mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik geschehen. Das schlechte Ergebnis der CDU führe ich darauf zurück, dass deren Linie weniger klar war und die Glaubwürdigkeit bei den Menschen nicht so rübergekommen ist. Die CDU ist in den vergangenen Wochen auf Züge wie die Kampagne um das Einfamilienhaus aufgesprungen, konnte damit aber nicht punkten. Es ist natürlich ein Schmarren, dass wir das Einfamilienhaus verbieten wollen.“

Porträtaufnahme
Hans-Peter Behrens Foto: Dennis Williamson

Tobias Wald (CDU)

„Das ist ein Desaster für die CDU, das sich in den Umfragen bereits angedeutet hat. Ich gratuliere Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Es ist sein persönlicher Erfolg. Wir haben in der gemeinsamen Koalition mit den Grünen gut regiert. Für das schlechte Ergebnis der CDU bei der Landtagswahl gibt es verschiedene Gründe. Zunächst kamen vonseiten des Bundes die versprochenen Coronahilfen nicht rechtzeitig an. Das haben viele Menschen nicht verstanden. Die Maskenaffäre war dann in den vergangenen Tagen das I-Tüpfelchen, das das Fass zum Überlaufen brachte. Unseren Wahlkampf insgesamt und die Spitzenkandidatin werden wir intern in den nächsten Tagen analysieren. Die CDU Baden-Württemberg muss sich inhaltlich und personell neu ausrichten. Es gibt viel zu tun. Ich bin froh, dass ich meine Arbeit für Mittelbaden über das Zweitmandat fortsetzen kann.“

Tobias Wald
Tobias Wald Foto: Thomas Imo / photothek GbR



René Lohs (FDP)

„Ich bin mit diesem Spitzenergebnis der FDP sehr zufrieden. Es ist eines der besten in der Geschichte unserer Partei in Baden-Württemberg. Ich führe dies auf unsere gute Arbeit im Land zurück, insbesondere auf die unseres Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Rülke. Welche Rolle die Bundespolitik gespielt hat, müssen wir analysieren. Die Korruptionsaffäre der CDU wurde ja erst bekannt, als die meisten Briefwahlstimmen bereits abgegeben waren. Das schlechte Abschneiden der CDU führe ich insbesondere auf die schlechte Schulpolitik zurück. Wir haben immer gesagt, dass wir in Baden-Württemberg mitregieren wollen. Die Ampelkoalition funktioniert ja in Rheinland-Pfalz gut.“

Der FDP-Bewerber für die Landtagswahl im Wahlkreis Baden-Baden, René Lohs, steht vor einem Banner seiner Partei.
René Lohs Foto: Bernd Kamleitner

Emile Yadjo-Scheuerer (SPD)

„Für die SPD finde ich das sehr schade. Was mein eigenes Ergebnis anbelangt, bin ich vielleicht doch nicht der richtige Kandidat gewesen. Ich sehe das wie ein Fußballer, da gehst Du auch auf den Platz und willst gewinnen. Im Wahlkampf habe ich viel gelernt und tolle Menschen getroffen. Und immer wieder bin ich angesprochen worden: ‘Wenn du für die Grünen kandidieren würdest, würde ich die wählen.’ Doch ich bin aus ganzer Überzeugung Sozialdemokrat. Ich bin mit den Kernthemen der SPD ins Rennen gegangen: Soziale Gerechtigkeit und Bildung bildeten die Schwerpunkte. Da hätte ich etwas bewegen wollen.

Aber mit diesen Zahlen lässt wohl eher nichts bewegen. Das bringt jetzt allerdings nichts, mit den Wählerinnen und Wähler zu hadern. Wir müssen uns als Partei fragen, was wir anders, was wir besser machen müssen. Wenn in fünf Jahren ein Kandidat kommt und mich um Tipps oder Hilfe bittet, unterstütze ich ihn auf jeden Fall“.

Emile Yadjo-Scheuerer an der Trinkhalle in Baden-Baden
Emile Yadjo-Scheuerer Foto: Anna-Laura Seifermann

Kurt Hermann (AfD):

„Für mich hat diese Landtagswahl ein zweigeteiltes Ergebnis. Mit meinem Ergebnis von 8,89 Prozent bin ich sehr zufrieden, denn ich habe mich gegenüber 2016, als ich 6,1 Prozent erreichte, deutlich verbessert. Ich sehe das als schönen Erfolg meiner Kommunalpolitik. Besonders in Baden-Baden-Oos und in Weststadt sehe ich mich bestätigt. Mit dem Ergebnis der AfD auf Landesebene bin ich nicht zufrieden. Innerparteiliche Querelen, Flügelkämpfe, das Waschen von schmutziger Wäsche in der Öffentlichkeit haben das deutliche Minus der AfD in Baden-Württemberg mit verursacht. Dass Diskussionen zum Parteialltag gehören, ist klar, doch wenn darüber die Ziele aus den Augen verloren werden, kommt das beim Wähler nicht gut an. Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“

Der AfD-Landtagskandidat Kurt Hermann steht vor seinen Bienenstöcken im Garten seines Hauses in Baden-Baden-Sandweier.
Kurt Hermann Foto: Michael Rudolphi

Beate Schneider (Die Linke)

„Mittelbaden ist noch nicht bereit für Die Linke. Das habe ich von Anfang an irgendwie geahnt. Es ist schade, dass Die Linke gerade im Land der Badischen Revolution eher ein Schattendasein führt. Aber das ist eben Demokratie. Unter dem Strich bin ich mit meinen Ergebnis zufrieden. Damit habe ich nie gerechnet. Aber das ist Baden Baden. Das muss man so sehen. Ich habe das gern gemacht, und ich stehe zu meinen Themen. Zudem freue ich mich, dass ich in der Region mit meinen Themen ein mediales Echo gefunden habe.“

Beate Schneider in der Lichtentaler Allee
Beate Schneider Foto: Sidney-Marie Schiefer

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