Im Steiger gelangt sie in luftige Höhen, wenn sie etwa Hausfassaden mit selbst entwickelten Vorlagen verziert, wie zuletzt an der B500 gegenüber dem Aumattstadion. „Ich komme aus der Sprayer-Szene.“ Und das, so vermutet sie, haben sie in diesen Dingen geprägt.
Im Juni in Ötigheim eine große Vernissage geplant.Karo Godles Künstlerin
Trotzdem schreckte sie einen Moment lang vor ihrem eigenen Mut zurück, als sie vor ein paar Jahren in der Rastatter Schiffstraße vor der Aufgabe stand, hier die Markgräfin Sybilla Augusta überlebensgroß abzubilden. Dabei scheinen Selbstzweifel nicht die große Stärke von Karo Godles zu sein. Sie sprüht vor Energie und von dem Drang Kunst in einer möglichst großen Bandbreite zu schaffen.
Musik ist etwa einer dieser Kanäle, auf denen sich dieser Schwung entlädt. „Eigentlich war im Juni in Ötigheim eine große Vernissage geplant.“ Eine echte Godles-Party, wenn man so will. Denn Karo hätte für Sound und Bild gesorgt. „Aber Corona...“ Aufgehoben ist der Plan deshalb noch lange nicht. Er muss nur ein bisschen warten, wie so vieles andere in dem kurvenreich verlaufenden Leben der Künstlerin, die bewusst und gerne von Normen abweicht, sich ihren eigenen Stil zulegt, der schon bei der Wahl der Materialien beginnt.
Lernen in Atlanta, Rastatt und Los Angeles
Wenn es mal nicht die gigantischen Formate sind, in denen sie schwelgt, liebt sie das Arbeiten mit Öl und Harz auf Aluplatten. „Das ist meine eigene Mischung“, schwärmt sie von den Spiegeleffekten, die dabei entstehen. Aber eigentlich wollte sie schon in ihren Kindertagen Rapperin werden. Obwohl sie in Atlanta ihren Highschool-Abschluss erwarb und dort völlig neue Ideen tankte und Kontakte knüpfte, kam es dazu nicht. Zurück am Tulla-Gymnasium machte sie ihr Abitur, verbunden mit der Absicht Kunst und Musik zu studieren.
In Mannheim fand sie nicht die Lücke, die ihr gefiel und auch das Hineinschnuppern in die Karlsruher Hochschule befriedigte ihre Vorstellungen nicht so recht. Also dockte sie beim Südwestrundfunk an und wurde Bühnenmalerin- und -plastikerin. „Eine gute Entscheidung.“ Dort traf sie ihre Mentor Damian Swiderski. „Er hat mir alles beigebracht, was er konnte.“
Eine kleine Weile blieb sie nach der Berufsausbildung noch bei den Tatort-Studios, wo sie eine große Bandbreite ihres Könnens ausleben durfte. Dann machte sie sich selbstständig, lebte eine Zeitlang in Los Angeles und wollte auch jetzt aufbrechen zu neuen Ufern, die sie wiederum in die Staaten geführt hätte. Aber es kam bekanntlich alles anders. Und nun sei es gut, so wie es ist.
Zehn Tage für das Haus an der Fürstenbergallee
So hatte es insbesondere den Vorteil, dass es zum großen Showdown in der Fürstenbergallee an der B500 kam. Diese Wand, an der auch schon Streetart-Künstler JR ein überdimensionales Schwarzweiß-Foto zeigte, übte eine fast schon magische Anziehungskraft auf Karo Godles aus. „Das sah so hässlich aus. Da musste ich einfach was machen.“ Fünf Jahre lang hat sie daran gearbeitet, ihre Idee umzusetzen. „Ich musste herausfinden, wem das Haus gehört und die Besitzerin für meine Idee begeistern.“
Als irgendwann eine Außensanierung des Gebäudes anstand, rückte der Traum endlich in greifbare Nähe. Aber ganz so leicht war es gar nicht, dafür auch eine offizielle Genehmigung zu erlangen. Am Ende war alles gut. Die Kostenfrage und das Motiv wurden erörtert. Dann kam der Steiger und schließlich Karo mit Sprühdosen und Pinseln. Zehn Tage lang hat sie gemalt. Doch sah das Werk schon von Anfang an überraschend „fertig“ aus. „Mit Absicht“, berichtet sie von der Arbeitsweise, die in den großen Flächen beginnt und dann in eine Feinarbeitsphase übergeht. Links die Dose und rechts den Pinsel in der Hand.
Das Gerüst ist auch einer der größten Kostenfaktoren.Karo Godles Künstlerin
Klingt zunächst ganz leicht. Ist es aber nicht. „Vertikal zu malen ist eine Herausforderung“, findet Karo. Denn beim Arbeiten steht sie ständig unmittelbar vor ihrem Werk, vor einem Mund etwa, der fast einen Meter breit ist. Da muss man manchmal schon aus der Distanz drauf schauen, erklärt sie, warum ein Gerüst nicht so recht für eine solche Arbeit tauge. „Das ist auch einer der größten Kostenfaktoren“, weiß die routinierte Künstlerin, die gegenwärtig in Bietigheim mit malerischem Geschick ein Haus in eine spanische Casa verwandelt.