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TV-Gala versetzt Stadtrat in Rage

Baden-Badener FDP-Rat kritisiert zweierlei Maß bei Sportlerwahl und im Ratssaal

Im Kurhaus in Baden-Baden wird gefeiert - ohne Maske. Im Ratssaal müssen dagegen Bürgervertreter in der Gemeinderatssitzung eine Mund-Nasen-Maske tragen. Für FDP-Rat Rolf Pilarski passt das nicht zusammen.

EVor einem Pult mit der Aufschrift „Baden-Baden“ wird eine Mund-Nasen-Maske gehalten.
Ohne geht es nicht: Das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske war am Montagabend in der Gemeinderatssitzung Pflicht für die Bürgervertreter. Im Kurhaus wurde dagegen am Sonntagabend ohne gefeiert. Für FDP-Rat Rolf Pilarski passt das nicht zusammen. Foto: Bernd Kamleitner

Der Baden-Badener FDP-Stadtrat Rolf Pilarski kritisiert „zweierlei Maß“ bei der Wahl zu den Sportlern des Jahres am Sonntagabend im Bénazetsaal des Kurhauses und bei der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend.

Während Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) den anwesenden Sitzungsteilnehmern im Ratssaal der Bäderstadt für die Zusammenkunft eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Maske verordnete, habe eine solche Vorgabe bei der Veranstaltung im Kurhaus offenbar nicht gegolten.

„Diese ganze Geschichte passt nicht zusammen. Wir haben doch die gleiche Pandemie“, wetterte der Liberale, der zur Ratssitzung digital zugeschaltet war.

Der FDP-Mann hat die zeitversetzte TV-Übertragung im ZDF am Sonntagabend nach eigenen Angaben durch Zufall gesehen. Dabei habe ihn überrascht, dass ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Gästen im Bénazetsaal nicht eingehalten worden sei und die Anwesenden auch dann keine Mund-Nasen-Maske aufsetzten, wenn sie sich im Saal bewegten.

Für den FDP-Mann sollten Sportler Vorbild sein

„Wenn gerade Sportler, die als Vorbilder dienen können, die für die Allgemeinheit geltenden Regeln nicht beachten (müssen), dann wundert es nicht, immer mehr Demonstranten auf Deutschlands Straßen zu sehen“ schrieb Pilarski der Rathaus-Chefin bereits im Vorfeld der Sitzung am Montagabend in einer Stellungnahme.

Sie liegt der Redaktion im Wortlaut vor. In der jüngeren Vergangenheit seien bereits viele Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt für die Bürger abgesagt worden, heißt es.

75. Sportlerwahl mit beschränkter Gästezahl

In der Ratssitzung sprach der FDP-Mann die Angelegenheit dann ebenfalls an. Er habe im Fernsehen „fast 300 Leute“ gesehen, die im Baden-Badener Kurhaus „fröhlich feierten“. An den über 20 Tischen im Saal waren es nach seiner Beobachtung „deutlich mehr als 100“, hinzu kamen noch Tische für Gäste auf den Balkonen.

Eine Mund-Nasen-Maske wird vor die Kamera gehalten. Im Hintergrund ist der Ratssaal in Baden-Baden zu sehen.
Zutritt nur mit Maske: In der Ratssitzung am Montagabend in Baden-Baden mussten die Bürgervertreter eine Mund-Nasen-Maske tragen. Bei der Sportlerwahl am Sonntagabend im Kurhaus wurde ohne gefeiert. Das kritisiert FDP-Stadtrat Rolf Pilarski. Foto: Bernd Kamleitner

Der Bürgervertreter nannte im Gemeinderat die Zahl von „270 Menschen ohne Maske“. Von Seiten des Veranstalter war dagegen im Vorfeld angekündigt worden, dass die Zahl der Gäste bei der 75. Sportlerwahl statt der vor der Pandemie üblichen 700 auf 200 beschränkt sei.

Pilarski verwies zudem auf eine Maskenpflicht im Festspielhaus Baden-Baden und auf einen Beitrag dieser Redaktion über 3G-Kontrollen in Bussen der Baden-Baden-Linie. Da habe etwa ein älterer Herr den Bus verlassen müssen, weil er eine Stoffmaske und nicht die geforderte FFP2-Maske trug. Ihm drohe ein Bußgeld.

„Man kann nicht mit zweierlei Maß messen“, kritisiert Pilarski und zog aus der Tatsache, dass die Sportlergemeinde keine und die Bürgervertreter eine Maske tragen mussten, ein dramatisch formuliertes Fazit: „Das ist eine Katastrophe, was hier passiert ist.“

Oberbürgermeisterin kündigt ZDF-Stellungnahme an

Der Oberbürgermeisterin stellt er die Frage, woher sie „die pandemische Legitimation“ nehme, „den vermutlich ausnahmslos geimpften Stadträten die Maskenpflicht im Saal für die Dauer der Sitzungen vorzuschreiben, wenn das offensichtlich bei der Veranstaltung ‘Sportler des Jahres’ mit einer größeren Dichte atmender Menschen gar nicht nötig ist“.

Auf einem Fernseher läuft die zeitversetzte Übertragung der Sportlerwahl des Jahres aus dem Kurhaus in Baden-Baden.
Hier wird fröhlich gefeiert: Dieses Bild von der Sportlerwahl des Jahres im Kurhaus in Baden-Baden hat FDP-Rat Rolf Pilarski von seinem Fernseher abfotografiert. Foto: Rolf Pilarski

Für den FDP-Mann liegt die Konsequenz auf der Hand: „Wir werden als liberale Rechtsstaatspartei noch genauer hinschauen müssen, damit die Menschen in diesem Land rechtlich gleich behandelt werden.“ Von Oberbürgermeisterin Mergen bekam Pilarski in der Sitzung keine Stellungnahme. „Sie bekommen vom Veranstalter eine Antwort - vom ZDF“, sagte Mergen.

Gastgeber sprach im Vorfeld von Feier auf kleiner Flamme

Der Gastgeber der Sportler-Gala, die von der Internationalen Sportkorrespondenz (ISK) und dem ZDF veranstaltet wird, hatte im Vorfeld darauf verwiesen, dass den gesamten Abend über die 2G-plus-Regelung gelte.

Auch Personen mit einer Auffrischungsimpfung (Booster) seien angehalten, einen aktuellen Schnelltest mitzubringen oder ihn in der Teststation vor Ort machen zu lassen. Eine Disco stand nicht auf dem Programm der Sportler-Ehrung. „Dieses Jahr gibt es eine Feier, aber auf kleinerer Flamme“, hatte ISK-Chef Klaus Dobbratz angekündigt.

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