Der Starfaktor im neuen Spielplan des Festspielhauses Baden-Baden für 2022 ist wieder hoch. Die russische Operndiva Anna Netrebko gastiert erstmals bei den Osterfestspielen (9.-18.4.22) mit den Berliner Philharmonikern unter Chefdirigent Kirill Petrenko.
Mit den Geigerinnen Anne-Sophie Mutter und Patricia Kopatchinskaja, Sopranistin Diana Damrau und Jonas Kaufmann als Duettpartner, mit Sonya Yoncheva, Placido Domingo und Rolando Villazón kehren die bekannten Klassikgrößen der vergangenen 24 Festspielhausjahre auf die Bühne des größten deutschen Konzert- und Opernhauses zurück.
„Wir wollten diese Künstler an Baden-Baden binden und mit ihnen ganz neue Modelle auch der Partizipation entwickeln“, sagte Intendant Benedikt Stampa gestern bei der Programmvorstellung.
Das Festspielhaus sieht sich nicht als Kulturversorger wie die Konzerthäuser in Großstädten, wo sich die Künstler die Klinke in die Hand geben – hier sollen sie ihre Arbeit länger entwickeln können und auch als Kuratoren wirken.
Star-Sopran Asmik Grigorian gibt ihr Debüt in „Pique Dame“
Es wird 2022 einen wahren Festspiele-Marathon geben mit zwei szenischen Opern, zu Ostern und zu Weihnachten, und drei konzertanten. Die Pandemie soll zumindest programmatisch überwunden werden, das 2.500-Plätze-Haus wird ab Januar wieder im Saalplan A gefüllt. Und das junge Festival „Take over“ wird im Februar sogar das ganze Haus bespielen: mit Techno-Jazz, dem Uppercut Dance Theater im Samba-Klang und mit interaktiven Musik-Acts.
Bei den Osterfestspielen (9.-18.4.22) der Berliner Philharmoniker gibt die lettische Sopranistin Asmik Grigorian ihr Debüt in der Neuinszenierung von „Pique Dame“ des Regie-Duos Moshe Leiser und Patrice Caurier; sie hat im vergangenen Sommer bereits ein viel gelobtes Bayreuth-Debüt als Senta im „Fliegenden Holländer“ und bei den Salzburger Festspielen als Salome reüssiert. Die Berliner Philharmoniker, in diesem Jahr noch auf eine Herbst-Präsenz ausgewichen, werden ihr Festival zu Ostern 2022 zudem mit einem Kammermusikangebot aus 13 Konzerten aufwerten.
Aus den alten Pfingstfestspielen wird das „Presence“-Festival mit dem SWR Symphonieorchester unter der Leitung des früheren Orchesterchefs François-Xavier Roth (des Baden-Badener und Freiburger Orchesterteils) entwickelt. Im Blick haben sollen sie die musikalische Moderne. Yannick Nézet-Seguin führt am Pult des Chamber Orchestra of Europe einen Brahms-Zyklus auf und pflegt das Sommerformat „La Capitale d’Eté“, das das Musikleben Baden-Badens aus der Zeit als Sommerhauptstadt des europäischen Hochadels auferstehen lassen soll. Die italienische Pianistin Beatrice Rana stellt sich dabei mit dem ersten Klavierkonzert von Clara Schumann vor.
Teodor Currentzis dirigiert Wagners Tristan und Isolde“
Die bereits neu entwickelten Herbstfestspiele werden künftig unter der Leitung von Thomas Hengelbrock stehen und Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ konzertant aufführen; den zweiten Teil übernimmt wieder Teodor Currentzis, der mit seinen Ensembles Wagners „Tristan und Isolde“ interpretiert.
Der Tanz folgt in der zweiten Jahreshälfte gebündelt mit John Neumeiers neuem Festival, das noch dem Hamburg Ballett gewidmet ist („Beethoven-Projekt II“, „Hamlet 21“).
Wenn der US-Choreograf seine Ballettintendanz 2023 in Hamburg niederlegt wird seine Herbstresidenz zu einem dreiwöchigen Festival mit weiteren internationalen Compagnien. Das Mariinsky-Theater feiert seinen „Russischen Winter“ mit Oper (Tschaikowskys „Jungfrau von Orleans“) und klassischem Ballett („Dornröschen“, „Romeo und Julia“).
Einige neue Formate sollen ein Vorgeschmack auf das 25-jährige Bestehen des Festspielhauses 2023 geben. Dann wird ein erweitertes Entertainment-Programm einen festen Platz im Sommer erhalten. 2022 gibt es bereits Musicals übers Jahr verteilt: mit „Stomp“ und „Thriller“ im Februar, dem Elvis-Musical im April, „Die Schöne und das Biest“ im Juli. Der Vorverkauf des Programms 2022 beginnt am 22. November.