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Nachwuchs dringend gesucht

Personaldecke bei den Feuerwehren rund um Baden-Baden dünnt sich weiter aus

Sie sind vor Ort, wenn Hilfe benötigt wird: Doch seit Jahren haben die Feuerwehren in Baden-Baden mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. In Zukunft könnte das ein ernsthaftes Problem werden.

Martin Buschert ist Kommandant der Baden-Badener Feuerwehr. Foto: Michael Brück
Martin Buschert ist Kommandant der Baden-Badener Feuerwehr. Foto: Michael Brück

Er ist längst noch nicht ausgeträumt, der Traum vom Feuerwehrmann. Was einst für kleine Jungs und in späteren Zeiten auch immer mehr für heranwachsende Mädchen das große Abenteuer und eben auch Traumberuf war, hat sich jedoch in den vergangenen beiden Jahrzehnten zunehmend gewandelt. Und unterliegt auch selbst einer Zeit des Wandels – und das vor allem in personeller Hinsicht.

Denn da, so erzählt Martin Buschert, würden gerade einige Faktoren aufeinandertreffen, die auf Dauer an der Basis für eine ungewollte Ausdünnung der Wehren führen könnten. Buschert ist Kommandant der Feuerwehr in Baden-Baden und damit nicht nur für die hauptberuflichen Wehrleute der erste Ansprechpartner, sondern auch für die vielen Mitstreiter der freiwilligen Feuerwehren in Baden-Baden.

Annähernd 300 aktive freiwillige Brandbekämpfer seien zurzeit auf Kreisebene in den Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverbands Rastatt organisiert, sagt er. Gut 100 Jugendliche und mittlerweile auch Kinder würden zudem in Jugendwehren und Kindergruppen auf den aktiven Dienst in der Feuerwehr vorbereitet. Dennoch berge das moderne Leben so einige Hürden für die ehrenamtlichen Helfer.

Die Gesellschaft habe sich gewandelt, sagt Martin Buschert. Und mit ihr das Freizeitverhalten. „Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sind deutlich umfangreicher geworden. Und diese veränderte Bandbreite sorgt auch dafür, dass nicht mehr so viele Jugendliche nachströmen, wie wie am Ende tatsächlich bräuchten, um auch den meist altersbedingten Schwund in den Abteilungen ausreichend aufzufangen.“

Viele Feuerwehrleute treten heute früher aus dem aktiven Dienst aus

Üblicherweise, so erklärt der Feuerwehr-Kommandant, werde der Schritt in die Altersabteilung mit 65 vollzogen. „Mittlerweile treten aber viele Wehrleute bereits vor diesem Alter aus dem aktiven Dienst aus. Als zunehmende Herausforderung entpuppe sich beim Nachwuchs die Schule.

Dort sei der Leistungsdruck stark angewachsen, was dazu führen würde, dass bei den Jugendlichen längst nicht mehr so viel Zeit zur Verfügung stehe, wie das noch Anfang der 2000er Jahre gewesen sei. „Die Schere wird da also immer größer. Unsere Herausforderung ist es, die Zahlen auf einem möglichst gleichbleibenden Niveau zu halten.“ Keine leichte Aufgabe, die Martin Buschert und seine Kollegen vom Kreisfeuerwehrverband Rastatt da haben.

Als ob das alles noch nicht ausreichen würde, sind da auch noch die jungen Erwachsenen, die wohl wichtigste Säule, wenn es darum geht, eine zukunftssichere Feuerwehr aufzustellen. Von denen verlangt der Arbeitsmarkt heute, möglichst flexibel zu agieren und für einen guten Arbeitsplatz lange Fahrtwege in Kauf zu nehmen, oftmals sogar einen Wegzug aus der heimatlichen Region.

Veränderter Arbeitsmarkt sorgt für Schwund bei Feuerwehrleuten

„Einerseits bedeutet das dann einen Schwund in den lokalen Freiwilligen Feuerwehren. Andererseits machen sich lange Anfahrtswege im Falle einer Alarmierung bemerkbar, wenn diese jungen Leute nicht mehr im Stande sind, in der geforderten Zeit ihren Dienst anzutreten.“

Die Feuerwehr hat für junge und ältere Einsteiger viel zu bieten.
Martin Buschert, Feuerwehrkommandant Baden-Baden

Es liege keinesfalls an der Attraktivität der Feuerwehr, dass man mit leichter Sorge in die Zukunft blicke. „Die Feuerwehr hat für junge und ältere Einsteiger viel zu bieten. Aber der Durchsatz ist nun mal größer geworden, und vor allem auf den Dörfern gibt es zwar noch starke Feuerwehren und Jugendfeuerwehren. Allerdings ziehen dort vermehrt junge Familien mit kleinen Kindern hin, was gut ist für die Orte, aber eben nicht für uns.“ Den Feuerwehren breche so über Jahre der Nachwuchs über die Jugendwehr weg, befürchtet Martin Buschert.

Allerdings: „Auf den ersten Blick sieht die Statistik nicht schlecht aus. Sie zeigt, dass wir in Baden-Baden und auch im Landkreis zahlenmäßig gut aufgestellt sind.“ Es sei eher der zweite Blick, der die Feuerwehren zum Handeln auffordere.

Feuerwehren rund um Baden-Baden brauchen Nachwuchs, um die Zukunft zu sichern

„Zwischen den Zeilen kann man doch recht deutlich lesen, dass für die kommenden Jahre nachgesteuert werden muss.“ Immerhin habe man in den vergangenen Jahren deutlich mehr Erwachsene in die Freiwillige Feuerwehr aufgenommen als früher. „Wir nehmen auch körperlich gesunde Menschen auf, die die 50 bereits überschritten haben“, sagt der Kommandant.

Für die kommenden Jahre muss nachgesteuert werden.
Martin Buschert, Feuerwehrkommandant Baden-Baden

Das Alter sei keine Hürde, solange eine körperliche Grundfitness gegeben sei. Dazu gehöre die Atemschutz-Tauglichkeit und ein Belastungs-EKG. „Wer unsere arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung schafft, ist fit für die Belastungen im Feuerwehrdienst.

Plakataktion wirbt für Dienst bei der Feuerwehr

Aufmerksam auf das Ehrenamt Feuerwehrmann macht übrigens eine neue Kampagne des Kreisfeuerwehrverbands Rastatt. Mit einer Plakataktion wird da zeitgemäß für den Dienst in der Feuerwehr geworben. Mit wirklichen Gesichtern aus den Abteilungen. Die Botschaft dahinter: „Unsere Gesellschaft erwartet heute sehr selbstverständlich Hilfeleistungen in allen möglichen Lagen und Situationen.

Nur wenigen ist allerdings klar, dass in diesem zuverlässigen und sehr schnellen System die Feuerwehr überall stark involviert ist. Deshalb ist es wichtig, sich für die Feuerwehr zu engagieren“, erklärt Martin Buschert. Teamfähigkeit, Fitness und Interesse an Technik. Wer das mitbringe, sei eine willkommene Verstärkung für die Retter in allen Lebenslagen.

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