Mit auf den Weg macht sich eine 18 PS starke BMW R27, die damit ein gewisses Deja-vù erlebten dürfte. Bis man sie 2012 außer Dienst stellte, war sie in Baden-Baden zur Brandmeldung im Einsatz.
Der Historische Feuerwehr- und Kulturverein, der sich der Maschine gerne annahm, bescherte ihr im Rentenalter quasi ein zweites Leben: Man ließ der Maschine Baujahr 1965 reichlich fachliche Fürsorge angedeihen.
Wir waren sehr schnell darüber einig, dass dieses Prachtstück in unserer Sonderausstellung gezeigt werden soll.Katja Mikolajczak, Stadtmuseum
Als sich Katja Mikolajczak vom Stadtmuseum mit Blick auf das jetzt anstehende 175-jährige Jubiläum der Feuerwehr Baden-Baden und die passende Sonderausstellung in die Planungsphase begab, war sie sofort begeistert, als ihr der Vorsitzende des Historischen Feuerwehr- und Kulturvereins, Jürgen Sax von dem Kradmelder erzählte. „Wir waren sehr schnell darüber einig, dass dieses Prachtstück in unserer Sonderausstellung gezeigt werden soll.“
Doch ganz so einfach ist das alles dann doch nicht, es sei denn, dass man auf die Unterstützung der Feuerwehrkameraden zählen darf.
22 Jahre war das Krad für die Feuerwehr Baden-Baden im Einsatz
Am Donnerstag rückte eine hauptamtliche Abordnung der Floriansjünger im Hauenebersteiner Gewerbegebiet an, um das Krad gewissermaßen heimzuholen. Denn genau da war es vom 27. Januar 1977 bis 1999 im Dienst und wurde in Pension geschickt. Wilfried Matt, der jede Schraube an dem Oldtimer persönlich zu kennen scheint, ließ sich den Abtransport ebenso wenig entgehen wie die Kuratorin der Ausstellung.
„Natürlich haben wir ganz großes Vertrauen zu unseren Kameraden und selbstredend zum Stadtmuseum“, winkt Jürgen Sax schmunzelnd ab, wird er auf den möglichen Trennungsschmerz angesprochen, der sich jetzt einstellen könnte.
Stattdessen obsiegt allseits die Freude, dass das gut gehütete Prachtstück nun der breiten Öffentlichkeit gezeigt werden kann – in würdigem Rahmen und obendrein im eigenen Jubiläumsjahr. „Unser Verein ist inzwischen schon zehn Jahre alt.“
Krad stammt aus dem Jahr 1965
Da wird übrigens nicht nur geschraubt, sondern obendrein recherchiert. Von der BMW R27, die von den Bayrischen Motorenwerken in München gebaut wurde, gibt es folglich eine waschechte Vita, die deren Geschichte erzählt. So weiß man, dass das Fahrzeug im November 1965 in der Bayrischen Landeshauptstadt von der Bereitschaftspolizei in Betrieb genommen wurde.
Nur knapp vier Jahre später erhielt das Motorrad einen neuen Einsatzort, gelangte ins Baden-Württembergische Göppingen. Von der dortigen Bereitschaftspolizei zog die BMW 1977 nach Baden-Baden um. Das Besondere daran war die neue Aufgabe, die dort auf sie wartete. Es erfolgte nämlich der Umbau zum Feuermelde-Krad, das man in erster Linie in Sachen Waldbrandmeldung einzusetzen gedachte.
Wirklich oft war das nicht der Fall. „In erster Linie fuhr man wohl damit spazieren“, schätzt Jürgen Sax die Lage ein.
Die Ausstellung im Stadtmuseum läuft bis August 2023
Zwölf Jahre später, im Jahr 1999 diente sie noch eine Weile als Ausstellungsstück und kam schließlich zum Historischen Feuerwehr- und Kulturverein, der ihr eine nachhaltige Frischzellenkur bescherte, so dass sie im Juli 2014 mit dem Kennzeichen BAD-HV1 wieder eine Straßenzulassung erhielt.
Die R27 ist übrigens kein Unikat, wie Wilfried Matt betont. „Zwischen 1960 und 1966 wurden 15.363 dieser Exemplare gebaut.“ Wie das Ganze im Detail aussieht, können die Besucher der Sonderausstellung ab dem 10. September bis zum 27. August 2023 im Stadtmuseum sehen.