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Rollstuhlfahrer erhalten Hilfe

Für mehr Barrierefreiheit: Baden-Badener bauen Rampen aus Lego-Steinen

Die kommunale Behindertenbeauftragte Nora Welsch möchte mit Lego-Rampen für mehr Barrierefreiheit in Baden-Baden sorgen. Unterstützung bekommt sie dabei vom badischen Behindertensportverband. Welsch berichtet, wie aufwendig ein Bau einer solcher Rampe ist.

Zwei Frauen halten Lego-Bauten. Vor ihnen stehen Kisten voller Lego-Steine.
Auf die Klötze: Feierlich übergibt die Sport-Inklusionsmanagerin Kim Früh (links) gesammelte Legosteine an die kommunale Behindertenbeauftragte Nora Welsch. Aus den Klötzchen baut sie mit weiteren ehrenamtlichen Helfern Rampen und möchte so die Innenstadt barrierefreier gestalten. Foto: Martina Kempka

Aus Lego-Steinen lassen sich viele Dinge nachbauen: Wolkenkratzer, Piratenschiffe oder Action-Figuren in Miniaturform. Nora Welsch, die kommunale Behindertenbeauftragte in Baden-Baden, hatte noch eine weitere Idee, was man aus den kleinen, bunten Klötzchen formen kann: Rampen aus Lego sollen Geschäfte und Einrichtungen in Baden-Baden barrierefreier gestalten.

Im Sommer 2020 begann Welsch mit zehn weiteren Ehrenamtlichen, aus dem Kinderspielzeug Rampen zu bauen. Alle zwei Wochen treffen sie sich im Gewerbepark Cité, um gemeinsam an der barrierefreien Lösung zu arbeiten.

„Jetzt nach der Pandemie sind noch weitere Helfer dazu gekommen“, berichtet Welsch, die sich nach der Corona-Pause freut, gemeinsam am Projekt weiter basteln zu können. Aktuell baut ihre Gruppe eine neue Rampe für eine Physiotherapie-Praxis. Weitere Rampen sind in Planung und werden kostenlos auch Privatpersonen angeboten – vorrangig jedoch Läden.

Unter den Neulingen befinden sich auch zwei Rollstuhlfahrer und eine blinde Frau, die für das Sortieren der Bausteine zuständig ist. „Sie hat ein ziemliches Tempo drauf, da kommt man kaum mit dem Bauen hinterher“, schmunzelt Welsch. Auch ein Jugendlicher hilft in seiner Freizeit beim Lego-Projekt mit, was Welsch besonders freut: „So kommen auch jüngere Menschen in Berührung mit dem Thema Barrierefreiheit.“

Höchste Konzentration beim Lego-Bauen

Der Bau erfolgt nicht ohne Plan, weiß die Behindertenbeauftragte. Zunächst müssen große Mengen an Lego-Steinen gesammelt werden. Meistens erhält die Gruppe diese durch Privatspenden. Jetzt überreichte die Sport-Inklusionsmanagerin Kim Früh im Auftrag des Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands fünf Kisten voller Lego-Bausteine.

Was sich auf den ersten Blick noch außergewöhnlich anhört, funktioniert in der Realität bestens: Kleine mobile Rampen, gefertigt aus Lego-Steinen, erleichtern behinderten Menschen den Alltag.
Was sich auf den ersten Blick noch außergewöhnlich anhört, funktioniert in der Realität bestens: Kleine mobile Rampen, gefertigt aus Lego-Steinen, erleichtern behinderten Menschen den Alltag. Foto: Wolfgang Ebel

Die Spenden sind zuvor aus ganz Deutschland beim Sportverband in Baden-Baden eingetroffen, nachdem Kim Früh einen Aufruf innerhalb ihres Verbands gestartet hatte. Dieser besteht aus knapp 40.000 Mitgliedern.

Wenn genügend Lego-Steine zur Verfügung stehen, werden sie nach Größe und Farbe sortiert. Dann geht es endlich an das Bauen. Auf einer Grundplatte werden die kleinen Lego-Steine zusammengesteckt und zusätzlich mit einer Klebepistole miteinander verbunden. „Beim Bauen muss man sich sehr konzentrieren. Es dürfen keine Lücken entstehen, sonst wird die Rampe nicht stabil“, sagt Welsch.

Die Noppen der obersten Bausteine seien praktisch, denn sie gäben zusätzlichen Halt.

Projekt soll für Thema Barrierefreiheit sensibilisieren

Wie viele Klötzchen für eine Rampe aufgewendet werden müssen, komme dabei auf die Maße an, so Welsch. Schätzungsweise 7.000 Steine hat sie für das Exemplar an der Drei-Eichen-Apotheke in der Weststadt verwendet. Dabei handelt es sich um eine Einfach-Rampe, die lediglich von einer Person befahren werden kann.

„Das Bauen der Rampen ist sehr zeitintensiv. Vor allem das Sortieren dauert Stunden“, fasst Welsch zusammen. Insgesamt soll eine Rampe sechs bis sieben Stunden Arbeitszeit in Anspruch nehmen.

Inspiriert wurde Welsch von einer Bekannten aus Hanau, die ebenso ein Lego-Rampen-Projekt in ihrer Stadt ins Leben gerufen hatte. Auch in Baden-Baden fallen die Reaktionen überwiegend positiv aus. „

Viele schieben das Thema Barrierefreiheit und Behinderung von sich weg“, berichtet auch Früh, „aber mit diesem Projekt wird das Thema greifbarer für Personen, die das sonst nicht so alltäglich erleben.“ Welsch hofft, dass die kunterbunten Rampen „die nötige Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung für das Thema Barrierefreiheit“ schaffen.

Info

Für das Lego-Rampen-Projekt werden weiterhin Lego-Spenden benötigt. Lego-Steine können per Post an die Adresse der Behindertenbeauftragten (Gewerbepark Cité 1, 76532 Baden-Baden) geschickt werden oder im Kundenzentrum des Fachbereichs Bildung und Soziales abgegeben werden. Eine kleine Abgabestelle gibt es außerdem bei der Drei-Eichen-Apotheke (Rheinstraße 63, Baden-Baden).

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