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Unterstützung für Ahr-Landwirte

Spenden der Landwirte aus Baden-Baden und Sinzheim erreichen Katastrophengebiet in der Pfalz

Landwirte aus Baden-Baden und Sinzheim spenden Silofutter an Schäfer aus dem Bereich der Ahr. Die dortigen Hochwasser-Helfer sind noch immer auf sich allein gestellt.

Das Be- und Entladen bei Ahrweiler Fotos Stephan Kamper
Das Be- und Entladen bei Ahrweiler Fotos Stephan Kamper Foto: Stephan Kamper

Die Betroffenheit ist Stephan Kamper noch deutlich anzumerken, als er von seinem Hilfstransport ins Katastrophengebiet im Bereich der Ahr zurückkehrt.

Gemeinsam mit den Kollegen des Arbeitskreises Landwirte Baden-Baden und dem St. Vincenthof in Sinzheim hatte er am Wochenende Silage-Ballen geladen und sie an eine zuvor abgestimmte Adresse transportiert.

Die mehrstündige Hin- und natürlich auch Rückfahrt schreckten ihn nicht. Vielmehr trieben ihn und seine Kollegen die Sorge um die Tierhalter im Krisengebiet um. Denn was Futternot bedeutet, das wissen die Fachleute aus dem Arbeitskreis Landwirte ganz genau.

29 Silageballen, die je zwischen 700 bis 750 Kilogramm wiegen, hatte Kamper am Wochenende geladen. „Pro Ballen kann man 15 Rinder oder 150 Schafe einen Tag lang füttern.“

Die Schäfereien Svenson-Müller und Svenson-Sarkowski GbR, der Biohof Andreas Pflüger, die Mutterkuhhaltung Wäldele aus Steinbach und Martin Rösch aus Baden-Baden haben abgegeben, was sie entbehren können, ohne selbst beim Füttern in Not zu geraten.

Und dann ging es los. „Mein Chef hat sofort zugesagt und uns kostenlos einen Lkw mit Hänger überlassen“, sagt er. Er ist der Firma Wertheimer für die unkonventionelle Unterstützung sehr dankbar.

Heftige Gespräche mit Einheimischen

Etwa zehn Kilometer vor dem Krisenzentrum Ahrweiler konnte er bei einer Schäferei abladen. Von den großen Schäden habe er zwar nichts mit eigenen Augen sehen müssen. Doch alleine schon die Gespräche mit den Einheimischen waren heftig.

Viele von ihnen arbeiten hier ehrenamtlich Hand in Hand und sorgen dafür, dass auf den inzwischen völlig zerstörten Weiden des erwähnten Schäfers Ballen um Ballen abgeladen und mit kleineren Fahrzeugen weiterverteilt werden.

„Mit unseren großen Lkw würden wir da gar nicht mehr herankommen“, sagt Kamper. Er berichtet von der zerstörten Infrastruktur. Doch das sei bei Weitem nicht das Schlimmste. Was man in den kurzen Unterhaltungen an ihn herangetragen hat, ist nur schwer verdaulich. „In den Medien ist nur wenig bekannt geworden von dem, was man mir hier berichtet hat.“

Ganze Landstriche wurden ausradiert

Von ganzen Landstrichen, die mitsamt ihren Bewohnern ausradiert wurden, von Kindern, die man ertrunken aus Fahrzeugen und Tiefgaragen geborgen hat und vielen anderen Tragödien, die sich hier abgespielt haben, sei die Rede gewesen.

„Man hat mir auch von völlig traumatisierten Helfern berichtet, die an diesen Arbeiten beteiligt waren und davon, dass man versuche den jungen Leuten in den Teams dies nicht zuzumuten. Noch immer würden Opfer vermisst.“ Warum das alles gar nicht an die Öffentlichkeit kommt, verstehe in der Krisenregion niemand so recht.

Doch fürs erste tue jeder, was er könne. Genau wie die Baden-Badener Gruppe gibt es auch eine Vielzahl anderer Helfer, die herbeikarren, was möglich ist. Denn gebraucht werde alles. Besonders habe die Unterstützung aus Friesland Eindruck bei Stephan Kamper gemacht. Immer wieder rollten Fahrzeuge mit Futter aus dem Norden herbei.

Schäfer kommt kaum mehr zum schlafen

„Das war schon sehr eindrucksvoll.“ Mittendrin der Schäfer, der kaum mehr zum schlafen komme, weil er Laster mit Lieferungen einweise und parallel helfe die Auslieferung ab seinem Hof zu koordinieren. „Dabei ist er selbst auch ein Opfer. In seinem Ställen stand 40 Zentimeter tief der Schlamm.“

Doch was Kamper am meisten beeindruckt habe, sei der Umstand, dass hier alles ehrenamtlich funktioniert. Man habe gewissermaßen spontan in die Hände gespuckt, um zu retten, was zu retten ist.

Doch nun, nach knapp vier Wochen, liegt diese Hilfewelle noch immer in Bürgerhand, so berichtete man ihm. Langsam befinden sich viele der Ehrenamtlichen am Rande der völligen Erschöpfung. Hilfe vom Staat ist diesbezüglich nicht in Sicht.

Keine Frage also, dass man auch in Baden-Baden versuchen will, einen weiteren Transport zu ermöglichen. Erste Betriebe aus der Region hätten ihm schon signalisiert, dass sie ihn unterstützen würden und auch der Transporter wurde neuerlich zugesichert.

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