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Bewegungspass

Gemeinsam macht es noch mehr Spaß: Seniorengruppe trainiert in Baden-Baden

Können ältere Menschen, die regelmäßig die Übungen aus dem Bewegungspass der Stadt Baden-Baden machen, bei sich Fortschritte erkennen? Wir haben eine Trainingsgruppe bei einer Übungseinheit besucht.

Teilnehmer der Bewegungspass-Gruppe trainieren unter Anleitung von Alessa Braun im Dahliengarten an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden.
Teilnehmer der Bewegungspass-Gruppe trainieren unter Anleitung von Alessa Braun (MItte) im Dahliengarten an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden. Die älteste Teilnehmerin ist 86 Jahre alt. Foto: Bernd Kamleitner

Können ältere Menschen, die die Übungen aus dem Bewegungspass der Stadt Baden-Baden praktizieren, für sich Fortschritte erkennen? Wir haben die Gruppe besucht, die sich schon seit Wochen regelmäßig freitags unter Anleitung von Alessa Braun zum gemeinsamen Training im Dahliengarten in der Lichtentaler Allee trifft.

Um 9.30 Uhr haben die zehn Teilnehmer an diesem Morgen schon ein kleines Aufwärmen hinter sich. Vom Treffpunkt am Kloster Lichtental sind die Männer und Frauen in die Grünanlage marschiert. Nicht bei allen ist auf Anhieb schon an der Kleidung erkennbar, dass sie für eine sportliche Betätigung gekommen sind.

Die in der Broschüre „Bewegungspass“ aufgeführten zehn Übungen lassen sich aber auch in Alltagskleidung meistern. Ziel des freiwilligen Angebots ist es schließlich, dass Seniorinnen und Senioren die Übungen möglichst in ihren Alltag integrieren.

Unverkennbar die Sportlerin ist dagegen Übungsleiterin Alessa Braun. Neben dem Sportdress trägt sie eine Basecap mit „Baden-Baden“-Schriftzug. Die Gesundheitswissenschaftlerin vom Fachbereich Bildung und Soziales der Stadtverwaltung ist die Verantwortliche für das Projekt. Vorbild ist eine entsprechende Aktion in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart.

Übungsleiterin lobt die Teilnehmer

„Kurz lockern“, lautet Brauns Kommando nach den ersten Trainingsminuten. „Jetzt kommen wir locker ins Gehen“, lautet die nächste Aufforderung. „Fünf, vier, drei, zwei, eins – geschafft!“ Es folgt eine Übung zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur. „Das sieht sehr gut aus“, lobt Braun die Ausführenden.

Kurz dominiert Gelächter in der Gruppe: Zwei Spaziergänger flanieren mitten durch den Kreis der Seniorensportler. Ob das Paar ahnt, was hier vor sich geht?

Die meisten der Teilnehmer haben von dem Angebot zum Bewegungspass aus ihrer Tageszeitung erfahren. Hans Hofmann ist im Dezember in die Gruppe eingestiegen. „Es passt wunderbar, und es tut gut“, zieht der 79-Jährige sein Fazit. Er fühlt sich seither auch „fitter im Kopf“. Anfangs ist Barbara Koh noch mit dem Gehstock zum Training gekommen. „Jetzt klappt es ohne“, stellt sie stolz fest.

Wenn sie sich nicht bewegt, fühlt sie sich nicht wohl. „Wer rastet, der rostet“, verweist die Dame auf ein bekanntes Sprichwort. Wie Hofmann macht sie die Übungen auch daheim. „Das ist besser als jedes Medikament.“ Regen, Kälte oder andere Witterungsbedingungen sind für die Trainingsstunde im Freien kein Hindernis. „Dann zieht man sich eben entsprechend an“, sagt Koh.

Rohtraut Vetter aus Berlin verbringt ihren Lebensabend in der Bäderstadt – mit einem ambitionierten Ziel: „Ich will 100 Jahre alt werden.“ Dafür müsse sie was tun und bewege sich deshalb täglich.

Baden-Badener Gruppe motiviert sich gegenseitig

Auf die Übungseinheit mit den Gleichgesinnten freut sie sich besonders. „In der Gruppe macht es noch mehr Spaß!“ Eine ältere Dame ist zum ersten Mal dabei. Wegen Knieproblemen konnte sie sich nicht früher beteiligen. Dass sie wieder kommen wird, scheint programmiert: „Es gefällt mir sehr gut“, urteilt sie über das Angebot.

Uta Ehler schätzt den Termin am Morgen. Gymnastikgruppen seien sonst eher um 11 Uhr oder abends. Mit den Übungen fange der Tag einfach gut an. „Schön bewegt, da kann man richtig gut in den Tag durchstarten“, sagt die frühere „Schreibtischtäterin“. So nennt sie sich selbst. „Da brauche ich den Ausgleich“, erklärt sie lachend.

Radfahren, wandern und Tennis: Im Leben von Gerda Müller ist Bewegung nicht zu kurz gekommen. Mit 86 Jahren ist sie die Älteste der Gruppe. Nach einer Knie-OP musste Müller quasi wieder von vorne anfangen. Die Bewegungspass-Gruppe und die Übungen haben ihr dabei sehr geholfen. „Das hat sich toll gemacht. Ich bin sehr zufrieden!“

Etwa eine Stunde dauert die Übungseinheit – mit Aufwärmspaziergang und Rückkehr zum Ausgangspunkt, dem Kloster. Bei schönem Wetter wird die Sportstunde bisweilen auch ausgedehnt. „Dann gehen wir noch eine Extraschleife“, sagt Braun.

Die Fortschritte, die in der Gruppe sichtbar seien, wirken sich auch auf die Motivation der Teilnehmer aus. Deshalb sollen weitere Bewegungspassgruppen folgen – unter anderem in den Stadtteilen. Dabei baut Braun unter anderem auf das Engagement von Ehrenamtlichen, die die Anleitung in der Gruppe übernehmen.

Für die Gruppe, die am Montag, 3. April, im Wörthböschelpark startet, stellt sich eine Ergotherapeutin zur Verfügung. „Ich finde das unheimlich wichtig, dass das gemacht wird“, nennt die Frau ihre Motivation, sich für das Angebot Bewegungspass zu engagieren. Sie macht schon regelmäßig Sport und möchte andere in Bewegung bringen: „Das ist das A und O im Leben.“

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