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Spürbar, aber nicht sichtbar

Gewerkschaft Verdi ruft am Freitag in Baden-Baden zu ganztägigem Ausstand im ÖPNV auf

Am Dienstag beteiligte sich nur eine „überschaubare Anzahl“ von Mitarbeitern beim von Verdi aufgerufenen Streik. Für die Bürger war der Warnstreik dennoch deutlich spürbar.

Der Druck soll aufrecht erhalten bleiben: Verdi plant weitere Aktionen, auch in der Kurstadt.
Der Druck soll aufrecht erhalten bleiben: Verdi plant weitere Aktionen, auch in der Kurstadt. Die dritte Verhandlungsrunde beginnt am 27. März. Foto: Thomas Banneyer dpa

Nach dem Streik ist in Baden-Baden in dieser Woche vor dem Streik. Denn in der Bäderstadt finden gleich zwei Aktionen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im aktuellen Tarifkonflikt des öffentlichen Diensts statt.

Bereits am Dienstag hatte Verdi zum Streik aufgerufen, dem auch Beschäftigte in Baden-Baden folgten: im Busverkehr, Stadttheater und Klinikum, in Kinderbetreuungseinrichtungen, bei Stadtverwaltung und Stadtwerken.

Notdienstvereinbarung mit der Gewerkschaft war nicht notwendig

Nach Angaben der Stadt beteiligte sich nur eine „überschaubare Anzahl“ von Mitarbeitern der Verwaltung daran: „Kleinere Einschränkungen gab es lediglich beim Gemeindevollzugsdienst, im Bereich der Kur- und Parkanlagen sowie beim Baubetriebshof.“

Daher sei es auch nicht erforderlich gewesen, eine Notdienstvereinbarung mit der Gewerkschaft zu schließen, wie die Stadtwerke auf Anfrage dieser Redaktion mitteilten.

Für die Bürger war der Warnstreik dennoch deutlich spürbar: Der Busverkehr war schwer beeinträchtigt, ein Großteil der Verbindungen fiel aus. Nicht nur auf dem Zubringer stauten sich die Autos derjenigen, die aufs eigene Fahrzeug umgestiegen waren. Auf der Fieser-Brücke versammelten sich Hunderte Demonstranten, die anschließend protestierend durch die Straßen zogen.

Für Freitag ruft Verdi zu bundesweitem Streik im ÖPNV auf

Und nun hat Verdi bundesweit zu einem erneuten Streik für diesen Freitag aufgerufen – das Ziel: der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Wieder wird auch Baden-Baden betroffen sein.

Der entsprechende Gewerkschaftsaufruf flatterte der Stadt am Donnerstagvormittag ins Haus. In Baden-Baden wird von 0 bis 24 Uhr im Busverkehr gestreikt, wie Thorsten Dossow, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Mittelbaden-Nordschwarzwald, erklärt.

Die sind mehr als engagiert dabei.
Thorsten Dossow, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Mittelbaden-Nordschwarzwald

Unter anderem sind die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Baden-Baden, die Merkurbergbahn und das Kundenzentrum am Augustaplatz ganztags betroffen. Die Linien 203, 285 und die Fahrten 201E werden nach Auskunft der städtischen Pressestelle bedient. Die Regionalbuslinien 244, X44, X45, 262, 292 seien ebenfalls vom Streik nicht betroffen. Das Anruflinientaxi verkehre zu den gewohnten Zeiten.

Sichtbare Aktionen in der Stadt soll es nicht geben. „Die Beschäftigten gehen einfach in einen Streiktag – also nach Hause“, fasst Dossow zusammen. Verdi geht allerdings davon aus, dass der Streik deutlich spürbar sein wird: In den bestreikten Städten werde wohl kein ÖPNV fahren, heißt es dort. Das könnte in Baden-Württemberg neben Baden-Baden noch in Stuttgart, Freiburg, Mannheim, Heilbronn, Ulm, Esslingen und Konstanz der Fall sein.

Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindesten 500 Euro mehr

Die Vermutung, dass Baden-Baden besonders häufig von Verdi-Aktionen betroffen ist, wischt Dossow beiseite: „Der Eindruck täuscht.“ Andernorts gebe es sogar häufiger Aktionen. In Karlsruhe sei in dieser Woche in einigen Bereichen drei Tage lang am Stück gestreikt worden.

Im Landesvergleich rage Baden-Baden da nicht heraus. Von der Stadt heißt es dazu nur, dass die Verdi-Forderungen und das Angebot des Bundes vom 23. Februar weit auseinander lägen und daher „kurzfristige Warnstreiks grundsätzlich zulässig“ seien.

Die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 500 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber haben eine gestaffelte Erhöhung von drei und zwei Prozent für eine Laufzeit von 27 Monaten sowie eine Inflationsausgleichsprämie in zwei Raten von 1.500 und 1.000 Euro vorgelegt.

Verdi-Geschäftsführer erwartet weitere Warnstreiks

Gerade den Inflationsdruck spürten die Beschäftigten stark, berichtet Dossow, dieser müsse ausgeglichen werden. Daher lägen der Gewerkschaft die 500 Euro sehr am Herzen.

„Den Leuten brennt die Lage unter den Nägeln“, erklärt der Gewerkschaftsfunktionär: „Die sind mehr als engagiert dabei.“ Es hätten sich sogar Mitglieder selbst für Aktionen gemeldet, nach dem Motto: „Wir wollen auch was tun. Nehmt uns mit.“

Dass sich die Arbeitgeber bewegen, sieht Dossow aktuell nicht. Daher ist er überzeugt, dass es weitere Warnstreiks geben wird. Denn die dritte Verhandlungsrunde startet erst am 27. März: „Bis dahin werden wir den Druck aufrecht erhalten.”

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