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SPD Baden-Baden erinnert an Widerständler

Gewerkschafter und sein Genosse protestieren: Als Adolf Hitler Ehrenbürger von Baden-Baden wurde

Am 1. Mai vor 90 Jahren wurde Adolf Hitler zum Ehrenbürger ernannt. Zeit für die SPD Baden-Baden in einer Pressemitteilung an die mutigen Parteivertreter zu erinnern, die es wagten, dem entgegenzutreten.

Widerstand: SPD-Fraktionschef Matthias Schneider sprach sich gegen die Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler aus.
Widerstand: SPD-Fraktionschef Matthias Schneider sprach sich gegen die Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler aus. Foto: Badisches Tagblatt

Der „Vorschlag“ wurde laut der Mitteilung am 18. April 1933 von den neuen Herren, den sogenannten politischen Kommissaren, gegenüber dem damaligen Oberbürgermeister Hermann Elfner unmissverständlich geäußert. Zuvor hatte man schon den Platz vor dem Theater in Adolf-Hitler-Platz umbenannt.

Niemand in Verwaltung, „Bürgerausschuss“ und Stadtrat wollte oder konnte sich diesem Ansinnen der damaligen Machthaber entziehen. Es herrschte bereits ein Klima der Angst.

Niemand? Zusammen mit seinem Genossen Fritz Hering war es der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende und Gewerkschafter Matthias Schneider, der die Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers mit den Worten ablehnte: „Was, den Schlawackenführer wollt Ihr zum Ehrenbürger ernennen?“

Von Fritz Hering hieß es im Badischen Tagblatt in einer Vorstellung zur Kommunalwahl 1946: „Mit Matthias Schneider ist er der letzte Vertreter unserer Fraktion vom März 1933, der gegen die Erteilung des Ehrenbürgerrechts an Adolf Hitler protestiert hat.“

Schneider gehörte dem sogenannten „Roten Kleeblatt“ an, das schon lange vor der Machtergreifung Hitlers gegen die NSDAP gekämpft hatte, heißt es in der Mitteilung weiter. Deshalb ging er nach Warnungen auch sofort in die Emigration nach Straßburg und entzog sich damit einer möglichen Verhaftung, wie sie zahlreiche Sozialdemokraten im gesamten „Reich“ erleiden mussten.

Nach zwei Jahren konspirativer Arbeit von Straßburg aus konnte Schneider unter Polizeiaufsicht nach Baden zurückkehren und fand Arbeit bei der Firma Markstahler & Barth in Karlsruhe.

Hitlers Name wurde erst in den 90er-Jahren getilgt

Nach 1945 war Matthias Schneider Erster Sekretär der Gewerkschaften in der französisch besetzten Zone. Als beigeordneter Stadtrat und Mitglied in vielen entscheidenden Gremien habe er sich für die Arbeitnehmer, den Aufbau der Wirtschaft und für die hungernde Bevölkerung eingesetzt.

Matthias Schneider starb im Oktober 1947 bei einem Verkehrsunfall, den er gemeinsam mit seinem Freund Kurt Falk erlitten hatte. Beileidsbezeigungen aus ganz Deutschland, von der französischen Militärregierung und vom Weltgewerkschaftsbund gaben Zeugnis von Schneiders hohem Ansehen.

Und die Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler in Baden-Baden? Rein rechtlich war sie mit dem Tode Hitlers 1945 erloschen. Auf der Liste der Ehrenbürger, die im Rathaus auch auf einer steinernen Wandtafel zu finden ist, war Hitler aber noch viele Jahre verzeichnet. Mitte der 90er-Jahre wurde der Name aus der Wandtafel getilgt und in der Liste der Ehrenbürger der Stadt durchgestrichen.

Außerdem wurde er mit einer „offiziellen Anmerkung der Stadt Baden-Baden“ versehen, in der auf geschichtliche Vorgänge hingewiesen, aber „mit Beschämung“ festgestellt wird, „dass damit einer der größten Verbrecher gegen die Menschlichkeit die Ehrenbürgerwürde der Stadt erhalten hat“.

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