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Läuten funktioniert automatisch

„Kommsch heim, wenn’s Glöckl läut“: Hauseigentümer retten Glocke in Baden-Baden

S’ Glöckl in Baden-Baden ist ein echtes Relikt aus vergangenen Zeiten. Oben in seinem kleinen Türmchen thront es über der Horhaldergasse 6 und dem 300 Jahre alten Gebäude – und es erklingt nach wie vor. Über die Entstehungsgeschichte ist wenig bekannt.

Gut zu sehen: Das Glöckl sitzt in einem
kleinen Türmchen.
Gut zu sehen: Das Glöckl sitzt in einem kleinen Türmchen. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Während noch immer fast jedes Kind im Sprengel mit dem Klang der kleinen Glocke verbindet, dass es Zeit ist nach Hause zu gehen, weiß man dennoch nicht wirklich viel über ihre Vergangenheit

Mit der Kirche, so viel wisse man, erklärt Willi Buschert, habe sie jedoch offenbar nichts zu tun, wurde vielmehr auf städtisches Geheiß installiert, um den wenigen Gehöften, die dereinst in Oberbeuern existierten, eine zeitliche Richtlinie zu geben. Früh am Morgen um 6 Uhr erklang sie, ein weiteres Mal läutete sie um 12 Uhr den Mittag ein und war um 19 Uhr am Abend zu hören. „Kommsch heim, wenn’s Glöckl läut’“, ist eine Erinnerung, die Nachbarin Ulrike Kraus noch immer mit dem Klang verbindet.

Doch die Glocke, deren Seil ehedem durchs ganze Haus geführt und vom Wohnzimmer aus von Willi Buscherts Eltern täglich händisch geläutet wurde, bedeutete noch viel mehr. Wenn sie erklang, fand sie Beachtung.

Aufstehen, Mittagessen und Feierabend, aber auch Alarm und vor allem die Mitteilung über Todesfälle. Dabei vermochte man zwischen Mann, Frau und Kind zu differenzieren, berichtet Willi Buschert, dessen Vater Josef das damals heruntergekommene Gehöft erworben hatte.

Moderne Technik lässt Glöckl automatisch erklingen

Nicht nur am rund 300 Jahren alten Gebäude selbst hatte der Zahn der Zeit genagt, auch den Glockenturm hatte er nicht verschont. Deshalb sprach Josef Buschert bei der Stadt vor und bat um Instandsetzung. Doch da stieß er wohl auf taube Ohren und bot den Abbruch an.

Früher musste immer jemand zum Läuten zu Hause sein.
Willi Buschert, Eigentümer der Glocke

Dass es letztlich nicht dazu kam, sei dem damaligen Bürgermeister zu verdanken gewesen. Als Lichtentäler war ihm das Bauwerk offenbar wohlbekannt, so dass er einen Deal vorschlug. Wenn Josef Buschert die erforderliche Sanierung auf eigene Rechnung vornehmen lasse, würde das Eigentum daran an ihn übergehen.

So geschah es und die Glocke blieb erhalten, auch wenn sie heute längst eine Automatisierung erfahren hat. „Früher musste immer jemand zum Läuten zu Hause sein“, erinnert Willi Buschert an die Verantwortung, die damit verbunden war. Heute, wie gesagt, erledigt das die moderne Technik. Und zwar akkurat wie eh und je, so dass noch immer mancher Spross auch ohne Uhr weiß, was die Stunde geschlagen hat.

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