Der nach Manipulationsvorwürfen unter Druck stehende Leasingspezialist Grenke will bei einer Untersuchung seiner internen Prozesse Probleme ausgemacht haben. In diesem Zuge hat sich der Konzern von Vorstandsmitglied Mark Kindermann getrennt. Was dem langjährigen COO, dem Leiter des operativen Geschäfts, genau vorgeworfen wird, ließ der Konzern aus Baden-Baden am Montag offen.
Das Unternehmen teilte in diesem Zusammenhang lediglich mit, dass es im Rahmen laufender Prüfungen zu kritischen vorläufigen Bewertungen bisheriger interner Prozesse in der Compliance-Organisation und der internen Revision gekommen sei.
Kindermann habe zwar geäußert, dass diese Bewertungen nach Abschluss der Prüfungen revidiert werden müssten. Dennoch habe er seine Mandate niedergelegt, um potentiellen Schaden von der Firma fernzuhalten.
Die Investorengruppe Viceroy Research hatte Grenke im September 2020 öffentlich angegriffen und dem Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit unlauteren Praktiken, Scheingewinnen und zu hoch ausgewiesenen Geldbeständen vorgeworfen. Beim Franchisingsystem von Grenke handle es sich um ein Betrugskonstrukt, mit dem entweder Luftbuchungen von Finanzmitteln kaschiert oder Geld abgezweigt werden sollten. Hinter dem Shortseller Viceroy steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte.
Grenke hatte daraufhin verschiedene Wirtschaftsprüfer mit internen Untersuchungen beauftragt. Der Konzern teilte mit, eine zügige Fortsetzung der Prüfungen und deren Abschluss hätten höchste Priorität. Unabhängig davon nimmt auch die Finanzaufsicht Bafin das Unternehmen derzeit unter die Lupe.