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Kirchenentwicklung 2030

In der Großpfarrei St. Bernhard Baden-Baden kommen die kirchlichen Gebäude auf den Prüfstand

Mit der Reform der kirchlichen Strukturen kommen die Gebäude auf den Prüfstand. Wie es weitergeht, sagt Johannes Laub, Verwaltungsleiter der Kirchengemeinde Baden-Baden, im Interview.

Johannes Laub entwickelt in der AG Verwaltung im Dekanat neue Gemeindeverwaltungsstrukturen mit.
Johannes Laub entwickelt in der Arbeitsgruppe Verwaltung im Dekanat neue Gemeindeverwaltungsstrukturen mit. Foto: Christina Nickweiler

Es handelt sich um den größten Prozess von Umstrukturierungsmaßnahmen in der Geschichte der Erzdiözese Freiburg, die Kirchenentwicklung 2030. Die Pfarreien werden in größeren Seelsorgeeinheiten zusammengeführt und neu aufgestellt.

Die Seelsorgeeinheiten aus dem Rebland, Bühl, Bühlertal, Ottersweier, Sinzheim-Hügelsheim, Rheinmünster, Baden-Oos und Baden-Baden werden zum 1. Januar 2026 in der Großpfarrei St. Bernhard Baden-Baden aufgehen.

Die St. Jakobuskirche ist Zeugnis des christlichen Glaubens. Die Grundsteine wurden vor mehr als tausend Jahren gelegt.
Die St. Jakobuskirche ist Zeugnis des christlichen Glaubens. Foto: Christina Nickweiler

Kirchen in Baden-Baden auf dem Prüfstand

Neben der Neuorganisation der Verwaltung und der Seelsorge, stehen auch die kirchlichen Gebäude wie Pfarrhäuser, Gemeindehäuser und Kirchen auf dem Prüfstand.

Über den aktuellen Stand hierüber spricht im Interview Johannes Laub, Verwaltungsleiter der Kirchengemeinde Baden-Baden und Mitglied in der Arbeitsgruppe Verwaltung im Dekanat Baden-Baden.

Herr Laub, bei der Vollversammlung Ende Mai in Sinzheim wurde immer wieder betont, wie weit das Dekanat Baden-Baden beim Prozess der Kirchenentwicklung 2030 vorangeschritten ist. Was ist an der Kirchengemeinde Baden-Baden besonders?
Johannes Laub
Im Auftrag der Erzdiözese Freiburg sind wir im Rahmen eines Pilotprojektes unterwegs, einerseits neue Verwaltungsstrukturen für die Kirchengemeinde zu entwickeln, diese auszuprobieren und im Laufe der nächsten fünf Jahre Erkenntnisgewinne zu generieren. Vom Generalvikar gibt es eine Dispens, in der während der Pilotprojektphase den Verwaltungsleitungen von fünf Pilotgemeinden eine besondere Stellung zugewiesen wird. 
Was genau machen Sie da? 
Johannes Laub
Wir entwickeln eine neue Gemeindeverwaltungsstruktur, die übertragbar auf andere Kirchengemeinden ist. Es ist ein Modell, an dem wir arbeiten. Modell heißt auch immer, es gibt Abweichungen, und zwar im Sinne der Subsidiarität. Es ist wichtig, dass wir ein Orientierungsmuster anderen Kirchengemeinden zur Verfügung stellen, das übertragbar ist, weil die Prozesse für alle ähnlich sein werden. Der wesentliche Punkt der Subsidiarität ist entscheidend. 
Was heißt das konkret?
Johannes Laub
Das heißt, dass die Kirchengemeinde vor Ort über die Angelegenheiten beispielsweise zu den Themen der Seelsorge oder Gebäuden, die für sie vor Ort wichtig sind, weiterhin selbst befinden. 
Wenn Sie betonen, dass bestimmte Entscheidungen vor Ort getroffen werden, dann betrifft das Gebäude wie Pfarrhäuser und Kirchen in besonderem Maße, weil die bisweilen ortsbildprägend sind. Was wird mit diesen passieren?
Johannes Laub
Zunächst müssen wir dieses Thema zweiteilen. Wir haben das Thema der Verwaltungsgebäude. Wenn der Prozess der neuen Verwaltungsstruktur funktioniert, dann brauchen wir hierfür die räumlichen Voraussetzungen. Wir brauchen die Gebäude für die neuen Bedarfe. Denn wir werden zirka neun Fachbereiche aufbauen mit vielen klassischen Verwaltungsaufgaben. Hierzu gehören Kindergärten, Finanzen, Personal, Bauen und auch stark kirchliche Themen wie Kirchenmusik, Gottesdienstordnung und eine Fachabteilung Frontoffice für den Publikumsverkehr. Ganz oben steht die Geschäftsführung, der Stabsfunktionen wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Personalrat, Datenschutz und Arbeitsschutz zugeordnet sind. 
Müssen sie da nicht aufpassen, dass mit einer aufgeblähten Verwaltung nicht ein Wasserkopf entsteht?
Johannes Laub
Nein, weil wir dadurch erheblich professioneller werden und Entscheidungen schneller treffen können. Wir haben jetzt die Situation, dass jede kleine Kirchengemeinde letztlich alles machen muss. Sie haben heute bei den Pfarrsekretärinnen zwischen 80 und 90 Prozent klassische Verwaltungsaufgaben. Diese reichen von der Kassenführung, über Sachbearbeitung, Personalvorgänge, hin zu Aufgaben in der Gebäudebewirtschaftung, Mietverträge und Öffentlichkeitsarbeit. Eine Person nimmt alles wahr. Das ist keineswegs das, was man heute unter professionellen Strukturen versteht. Der leitende Pfarrer beziehungsweise hier der Verwaltungsleiter ist momentan der Dienstvorgesetzte aller Mitarbeiter, darunter gibt es keine Strukturen mehr. 
Lassen Sie uns doch bitte noch einmal über die Immobilien der Kirche sprechen. Gibt es Gedanken, welche Gebäude abgestoßen werden sollen?
Johannes Laub
Das ist der zweite Punkt zum Thema. Wir haben die Vorgabe von der Erzdiözese, dass wir den Gebäudebestand optimieren müssen, und zwar dahingehend, dass wir die funktionalen Gebäude, die baulich in sehr gutem Zustand sind, auf die angestrebte Klimaneutralität anpassen müssen. Gleichzeitig sind wir angehalten, für Gebäude, die zurzeit eine schlechte Nutzung haben, andere Nachnutzungsmöglichkeiten zu finden. Wir haben unterschiedliche Gebäude, angefangen von den Pfarrkirchen, Kapellen, Pfarrhäusern bis hin zu Kindergärten und Gemeindehäusern. In der neuen Kirchengemeinde werden wir zirka 180 Gebäude haben in unterschiedlicher Qualität, in unterschiedlicher Art. Es ist vollkommen klar, dass sich der Gebäudebestand reduzieren muss, einerseits. Andererseits müssen wir wenig ausgelasteten Gebäuden eine andere Nutzungsform geben. 
Wie muss man sich das vorstellen?
Johannes Laub
Ein schönes Beispiel eines kirchliches Gebäudes mit unterschiedlichen Nutzungen ist das Haus am Marktplatz bei der Stiftskirche. Auf drei Etagen finden drei verschiedene Nutzungen statt: Eine Fremdvermietung durch ein inklusives Restaurant im Erdgeschoss, ein Gemeindesaal sowie Schulungsräume im ersten Stock und Räume für die Ehe- und Familienberatung im zweiten Stock. Das Haus ist sehr gut ausgelastet, wie die anderen Gemeindesäle in Baden-Baden übrigens auch.
Unsere Pfarrkirchen in Steinbach, Neuweier und Varnhalt, aber auch in der Kernstadt stehen für eine jahrhundertalte Geschichte von Kultur, christlichem Glauben und Zivilisation. Wie sieht es mit den  Pfarrkirchen aus, werden sie diese behalten?
Johannes Laub
Es gibt Kirchengebäude, die kaum genutzt werden. Da geht es darum, die Gebäude so zu optimieren, dass sie ausgelastet sein werden, denn die jetzige Nutzung reicht nicht mehr aus, um die Gebäude zu erhalten – das ist die eine Aussage. Die andere Aussage ist: Die Kirchengebäude haben einen ortsbildprägenden, ja für die Menschen identitätsstiftenden Charakter, und daher muss alles unternommen werden, damit die Kirchenhäuser auf jeden Fall erhalten bleiben. Aber grundsätzlich gilt, dass mit der Struktur der Kirchenentwicklung 2030 erst die notwendige Voraussetzung geschaffen werden muss, um dann entscheiden zu können, welche Gebäude wir in welcher Form brauchen. 
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