Ein hohes durchgängiges Fiepen ertönt in der großen Halle der Verkehrsbetriebe - der eigentlich so leise Elektrobus wird geladen. Seit Januar ist das acht Meter lange Fahrzeug in Baden-Baden unterwegs, dort ist der Bus der erste seiner Art.
Dreimal am Tag macht die Linie 208 im Betriebshof Pause.
Die Spulen in der kastenförmigen Ladestation erzeugen das helle Geräusch. Eigentlich müsste der Bus nur einmal am Tag geladen werden, mit voller Batterie kommt er 150 Kilometer weit. Aber wie bei einem Handy, sollte auch dieser Akku sich nicht ständig komplett entleeren, betont Sebastian Späth.
Wartungsfreundlicher als ein Dieselbus
Der Werkstattmeister weiß, was alles dazugehört, damit das Elektrofahrzeug ohne Probleme Personen mitnehmen kann. Er zeigt auf ein dickes schwarzes Kabel, dass zur E-Tankstelle führt: „Die Ladesäule hat eine Anschlussleistung wie ein Haus im Neubaugebiet.“ Insgesamt 3.500 Kilowattstunden würden im Jahr verbraucht. Der Strom stamme zu 100 Prozent aus Wasserkraft.
Der Bus ist wartungsfreundlicher als die normalen.Sebastian Späth/Werkstattmeister
Ein Elektrobus sei zwar im Betrieb günstiger als ein Dieselbus, die Annahme vieler Fahrgäste, dass der Strom umsonst sei, weist Patrick Lainé aber zurück. Der Fahrdienstleister erklärt: „Deswegen arbeiten wir mit dem E-Bus auch denkbar wirtschaftlich.“
Seit zehn Monaten ist der E-Bus im Einsatz und die Vertreter der Verkehrsbetriebe ziehen eine positive Bilanz. „Der Bus ist wartungsfreundlicher als die normalen“, sagt Späth. Trotzdem fallen die gesetzlich vorgegebenen Sicherheitsprüfungen, Hauptuntersuchungen sowie Wartungsarbeiten wie Ölwechsel an.
Seit drei Monaten funktioniert auch die Ladesäule. „Am Anfang hatten wir Probleme mit der Software-Kommunikation zwischen Säule und Bus“, erklärt Späth. Die Ladestation plus alles, was darum dazugehört, wie ein etwa ein Beton-Sockel. auf dem die Säule steht, hätten die Verkehrsbetriebe rund 50.000 Euro gekostet, so Lainé. Geld sparen im Vergleich zu anderen E-Bussen, könnten die Verkehrsbetriebe hingegen durch die eingesetzten Batterien, bei denen sich einzelne Zellen statt der kompletten Batterie austauschen ließen.
Kurven sind deutlich zu merken
Die 2,5 Tonnen schwere Energiequelle des Busses, spiegelt sich im Aussehen wieder. „Der Bus wirkt sehr kopflastig“, meint Patrick Lainé, denn die Hälfte der Batterien ist auf dem Dach untergebracht. Das ist auch zu spüren, wenn der Bus fährt. Vom Augustaplatz aus geht es los. Hinter dem Tunnel kurz vor der Haltestelle Herrengut biegt der Bus nach links ab.
Das Fahrgefühl ist überhaupt nicht das selbe wie in einem anderen Bus.Busfahrer
Die Kurve ist durch das zusätzliche Gewicht auf dem Dach deutlich zu merken. „Das Fahrgefühl ist überhaupt nicht dasselbe wie in einem anderen Bus“, sagt der Busfahrer, der erst zum zweiten Mal hinter dem Steuer des E-Wagens sitzt. Damit alles rund läuft, erhalte jeder Fahrer der Verkehrsbetriebe vorab eine Schulung, betont Lainé.
Ich wohne direkt an der Strecke der 208 und finde es sehr angenehm, dass die Linie so leise ist.Fahrgast/aus Baden-Baden
Für die Fahrer sei vor allem die geringe Lautstärke des Busses sehr angenehm, ergänzt er. Das fällt auch den Gästen auf. „Ich wohne direkt an der Strecke der Linie 208 und finde es sehr angenehm, dass der Bus so leise ist“, sagt eine Frau.
Passanten hören den Bus kaum
Weiter geht es durch das Bäderviertel und die Altstadt. Auf der hügeligen Strecke kann der maximal 63 Kilometer pro Stunde schnelle Bus besonders energiesparend fahren. Wenn es bergab geht und der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt, wird der Batterie wieder Strom zugeführt. Insgesamt dreimal pro Fahrt hält der E-Bus am Leopoldplatz, dort müssen die Fahrer besonders vorsichtig sein. Die Fußgänger laufen kreuz und quer und achten nicht auf den Verkehr.
Wir wollten einen kleinen Bus, der besonders wendig ist.Patrick Lainé, Fahrdienstleister
Der große Unterschied - der E-Bus bewegt sich beinahe lautlos. Damit es nicht zu Unfällen kommt, kann der Fahrer zwar eine Art Rauschen einstellen, damit die Passanten immerhin etwas hören, besondere Vorsicht ist trotzdem geboten. Die Wahl, den Bus durch die Innenstadt fahren zu lassen, sei bewusst getroffen worden, um die Fußgänger dort von zusätzlichen Abgasen zu entlasten, meint Lainé. Nach einer Stunde geht es für den E-Bus zurück zum Betriebshof.
Die Wahl genau dieses E-Fahrzeugs bereut Patrick Lainé nicht. „Wir wollten einen kleinen Bus, der besonders wendig ist“, erklärt er die Entscheidung. Das Modell aus Italien bietet Platz für 39 Personen, inklusive einen Rollstuhlfahrer. Wenn die Verkehrsbetriebe mit dem Produkt weiter zufrieden seien, würden sie wieder darauf zurückgreifen, da die benötigte Technik bereits vorhanden sei und die Erfahrungen gesammelt seien, sagt der Fahrdienstleiter. Wann die Baden-Baden-Linie einen weiteren E-Bus anschaffen werde, hänge davon ab, ob ein alter Dieselbus ersetzt werden müsse oder wann es Zuschüsse vom Land gebe.