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Zur Identifikation

Helferinnen legen Jungstörchen in Sinzheim-Leiberstung Ringe an

Wohin fliegen Störche im Winter? Wann kehren sie wohin zurück? Ringe an den Beinen der Tiere geben Antworten auf diese Fragen. In Sinzheim wurden jetzt der Storchen-Nachwuchs damit versehen.

Erst im letzten Moment verlässt der Storchenvater das Nest bei der Wendelinushalle, um bei der Beringungs-Aktion nicht im Wege zu sein (siehe Text).
Erst im letzten Moment verlässt der Storchenvater das Nest bei der Wendelinushalle. Foto: Martina Fuß

Kaum sichtbar, versteckt auf dem Ast einer mächtigen Platane vor dem Leiberstunger Dorfladen, wohnt eine ganz besondere Storchen-Dame. Sie ist mit über 35 Jahren eine alte Lady und gilt wohl als sehr attraktiv in der Storchen-Männerwelt. Vor drei Jahren, als ihr langjähriger Partner nicht mehr zurückkehrte, hat sie sich einen jungen Herrn geangelt, mit dem sie nun jedes Jahr Nachwuchs hat.

Die Vogel-Dame hat nicht nur ein gesegnetes Alter erreicht. Neben der Saison-Ehe mit dem jungen Storch pflegt sie außerhalb der Balz- und Brutzeit eine Liaison mit einem Storch aus der Nachbarschaft. Im Winter, wenn ihr junges Männchen ausgeflogen ist, kommt Herr Adebar aus Steinbach und macht es sich mit ihr im Leiberstunger Nest gemütlich. Im Frühjahr gehen beide wieder getrennte Weg, jeder wartet auf seinen Partner: sie in Leiberstung, er in Steinbach.

Ehrenamtliche Helferin betreut 50 Nester in Mittelbaden

Am Freitagabend wurde nun der Nachwuchs auf der Platane beringt. Wann und wohin fliegen sie über den Winter, wohin kehren sie zurück, wie alt sind sie? Über all diese Fragen gibt ab sofort ein schwarzer Plastikring mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination Auskunft.

Die Aufgabe übernimmt Elke Henschel. Von der Vogelwarte Radolfzell erhält sie dafür jedes Jahr einen Satz ELSA-Ringe. Die Buchstabenkombination steht für „European Laser Signed Advanced“. Die schwarzen Kunststoffringe mit weißer Schrift legt sie den Vögeln um die Kniegelenke, in ungeraden Jahren um das linke, in geraden Jahren um das rechte.

„Der Ring behindert das Tier in keiner Weise, erlaubt uns aber, mit einem Teleskop die Kennzeichnung zu entziffern“, sagt Henschel. 50 Horste betreut sie ehrenamtlich. Für das Landesamt für Umweltschutz dokumentiert sie ihre Beobachtungen.

Mit der Gartenhacke geht es hoch zum Storchennest in Leiberstung

Als die jungen Störche über dem Dorfplatz ihren Ring erhalten, sind ihre Eltern ausgeflogen. Zusammen mit Henschel warten Heike Seywald und Ortsvorsteher Josef Rees auf die Drehleiter der Feuerwehr Sinzheim. Seywald kennt und beobachtet die Leiberstunger Störche schon lange und steigt mit in den Korb, den Feuerwehrmann Bernd Schlack behutsam über die Äste steuert.

Mit dabei hat sie eine Gartenhacke mit langem Stil. Damit kann sie im Falle, dass die Störche weit hinten im Nest liegen, die Kleinen ein bisschen nach vorne ziehen.

Mit dabei sind auch Tuch und Gartenschere. „Wenn die Tiere Panik bekommen, legen wir ihnen das Tuch über den Kopf. Das beruhigt sie sich sofort“, sagt Seywald. Die Schere nutzt sie, um die Zweige der Platane etwas zurückzuschneiden, damit der bevorstehende Abflug der Jungstörche komplikationslos bleibt. Nach wenigen Minuten ist die Beringungs-Aktion erledigt, der Korb steigt wieder ab.

Weiter geht’s zur Wendelinushalle, wo ein künstlich erbautes Nest steht. Wildes Flattern und Gerangel lassen erkennen, dass Vater Storch gerade Essen liefert. Henschel weiß, dass die Eltern wegfliegen, wenn Menschen anrücken.

Wir nähern uns immer von oben, so dass die Tiere in eine Schockstarre verfallen.
Heike Seywald, Storchen-Betreuerin

Tatsächlich macht sich Vater Storch von dannen, bleibt aber in der Nähe, während Feuerwehrmann Schlack das Nest von oben ansteuert. „Wir nähern uns immer von oben, so dass die Tiere in eine Schockstarre verfallen. Würden wir von unten kommen, könnten sie derart erschrecken, dass sie aus dem Nest hüpfen“, sagt die Storch-Betreuerin.

In beiden Nestern gibt es jeweils zwei gesunde Störche, so das Fazit von Henschel und Seywald. Während der Aktion überprüfen sie die Horste auch auf Sauberkeit. Das größte Problem ist Plastik. Zum einen verstopft es die Nester, zum anderen drohen die Tiere daran zu ersticken.

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