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Sportunterricht und Flurfunk fehlen

Homeschooling fordert Baden-Badener Abiturienten viel Selbstdisziplin ab

Abiturvorbereitung im Homeschooling wird zur Herausforderung. Donna Spengler sagt von sich selbst, sie sei strukturiert. Auch mit der Digital-Technik der Louis-Lepoix-Schule ist sie zufrieden. Dennoch läuft nicht alles rund.

Ein Raum voller Technik in der Louis-Lepoix-Schule Baden-Baden.
Gut ausgestattet: Die Louis-Lepoix-Schule probiert für das Homeschooling verschiedene Techniken aus. Foto: Hirad Seifert

Gegen 7 Uhr klingelt der Wecker von Donna Spengler. Die Schülerin der Louis-Lepoix-Schule macht aktuell ihr Abitur und bemüht sich trotz Homeschoolings um eine gewisse Struktur in ihrem Alltag. „Es gibt aber auch viele, die bis kurz vor dem Unterrichtsbeginn im Bett liegen“, erklärt die Schülerin.

Für sie sei das nichts, sie nimmt sich trotz Schulstunden am heimischen Schreibtisch die Zeit zum Frühstücken und um sich fertigzumachen. Jeden Morgen schaut Spengler im Online-Stundenplan nach, wann ihr Unterricht losgeht. Meistens ist das um viertel vor acht der Fall.

Das Technische Gymnasium arbeitet mit Teams, über diese Anwendungen werden die Unterrichtsstunden übertragen und auch Aufgaben verteilt. „Ich bin froh, dass wir Teams benutzen, die Technik funktioniert gut und der integrierte Kalender ist hilfreich.“ Freunde an anderen Schulen hätten ihr da von größeren Problemen berichtet.

Für den Deutschlehrer Hirad Seifert ist der größtenteils reibungslose Ablauf der digitalen Lehre kein Zufall. „Wir arbeiten schon seit drei Jahren mit Teams, das hat uns gerettet“, sagt er. Auch die digitalen Klassenbücher der Schule seien in der Coronazeit von Vorteil.

Darin könnten beispielsweise alle Lehrer nachschauen, ob ein Schüler eine Entschuldigung eingereicht hat. Aber auch er ist überrascht, welchen Fortschritt die Schule bei der Digitalisierung seit der Pandemie gemacht hat: „Das, was wir jetzt machen, hätte mir vor zwei Jahren noch keiner geglaubt.“

Leere Schulflure und lange Lernabende

Die Schulflure des Baden-Badener Gymnasiums sind leer. „Der Alltag hat sich komplett ins Digitale verlagert, sowohl pädagogisch als auch didaktisch“, sagt Deutschlehrer Hirad Seifert. Wenn er mit einem Schüler einen Text durchgeht, könne er einfach seinen Bildschirm teilen und im Text Anmerkungen machen. Das sei fast leichter, als wenn sich Schüler und Lehrer über das gleiche Blatt beugen.

Andere Sachen seien schwerer digital zu besprechen, beispielsweise Dinge, die Lehrer sonst „über den Flurfunk“ mitbekommen. Außerdem musste die Schule zunächst ein einheitliches Unterrichtskonzept für alle Fächer finden. „Dafür hat der erste Lockdown bereits die Weichen gestellt, wir haben seitdem schulinterne Fortbildungen für die Lehrkräfte angeboten“, sagt Seifert.

Die Schülerin Donna Spengler arbeitet im Homschooling.
Eigenverantwortlich lernen: Abiturientin Donna Spengler versucht trotz Homeschoolings eine Routine beizubehalten. Foto: Donna Spengler

Die Abiturientin Donna Spengler bezeichnet den Unterricht in diesem zweiten Lockdown als „sehr durchstrukturiert.“ Sie habe einen normalen Stundenplan, lediglich die Uhrzeiten würden sich ab und zu verschieben. „Wir haben manchmal vier Stunden am Stück und dann 45 Minuten Pause“, erklärt sie die Konsequenzen von den verschobenen Schulstunden.

Am Anfang des zweiten Lockdowns hätten die Lehrer den Schülern auch noch in jedem Fach Hausaufgaben gegeben, sagt Spengler. Das sei sehr anstrengend gewesen, meint sie und rechnet vor: „Wir hatten bis 16 Uhr Schule, dann haben wir zwei Stunden Hausaufgaben gemacht und danach musste ich mich ja noch zusätzlich auf meine Abi-Fächer vorbereiten.“ Die Lehrer seien aber gut auf die Beschwerden der Schüler eingegangen und mittlerweile habe sich alles eingependelt.

Lehrer fragen Schüler nach ihrer Meinung

Deutschlehrer Hirad Seifert erklärt, dass die Klassen regelmäßig Feldbackgespräche mit ihren Lehrern haben, um das Homeschooling weiterzuentwickeln. Dabei erhalte er gemischtes Feedback, viele fänden den Unterricht gut, aber manche Schüler hätten auch Sorgen. „Sie fragen sich, ob das Gelernte so hängen bleibt wie im normalen Unterricht“, verrät Seifert.

Auch Eltern würden sich bei ihm melden: „Sie fordern, dass wir nur Video-Unterricht machen.“ Das sei jedoch unsinnig, da es auch im Unterricht nicht nur Frontal-Unterricht gebe, sondern die Schüler beispielsweise gemeinsam an Aufgaben arbeiten. Die Schülerin erklärt, dass die Lehrer die Arbeitsaufträge überprüften. Wenn sie beispielsweise statt einer digitalen Unterrichtsstunde selbstständig an einer Aufgabe arbeiten sollten, dann müssten sie die Ergebnisse immer bis zu einer bestimmten Zeit in Teams hinterlegen.

Gruppenarbeit oder interaktiver Unterricht mache ihr über den Computer jedoch keinen Spaß. „Es sind immer nur die gleichen vier bis fünf Leute, die was sagen“, beschreibt sie die Situation. Auch der Austausch mit den Klassenkameraden fehlt ihr. Statt mit ihren Freunden zu lernen, schaue sie nun öfter Erklär-Videos im Internet.

Schülern fehlt der Sportunterricht

Uta Böhler sieht auch Vorteile der neuen Arbeitsweise: „Das Homeschooling fördert die Selbstständigkeit der Oberstufenschüler.“ Die Mutter eines Zwölftklässlers ist überzeugt, dass die Schüler, die den digitalen Weg mitgehen wollen, von der Schule alles Nötige an die Hand bekommen. Im Gegensatz zum ersten Lockdown habe sie nun auch das Gefühl, dass alle Lehrer die neue Unterrichtsform mitmachten und das technische Wissen hätten.

Nur der Sportunterricht kommt ihr etwas zu kurz. Das bestätigt auch Donna Spengler. Die Abiturientin meint: „Es ist schade, dass der körperliche Ausgleich fehlt.“ Sie hat in den digitalen Sportstunden bisher nur eine körperliche Aufgabe bekommen. Sonst seien es Theoriestunden gewesen, die es normalerweise nur zweimal im Jahr gibt.

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