Schutzgitter schirmen das Areal gegen Zutritt von Unbefugten ab, auch die Container mit den Büros für die Mitarbeiter der Baufirma sind längst aufgestellt, doch auf der Baustelle in der Nachbarschaft des Gymnasiums Hohenbaden herrscht Stillstand.
Seit Wochen tut sich nichts. Der Bau des Hotels an den Thermen auf dem Gelände des inzwischen abgerissenen alten Gefängnisses in Baden-Baden ist ins Stocken geraten, bevor er begonnen hat.
Klaus-Peter Wesel vom Investor, der WLH-Gruppe in Ettlingen, würde sich auf der Baustelle verständlicherweise regen Betrieb wünschen. Doch er kann das Verfahren nicht beeinflussen. „Wir warten seit Wochen auf eine Genehmigung“, sagt er.
Dabei geht es nicht um die Baugenehmigung an sich, die ist längst in trockenen Tüchern. Das Problem ist ein Detail: eine provisorische Mauer hin zur Vincentistraße, die oberhalb des Geländes verläuft.
Einzugsgebiet der Thermalquellen
Der so genannte Verbau, eine bauliche Maßnahme zur Absicherung der Wand, muss im Boden verankert werden. Für das provisorische Bauwerk ist eine besondere Genehmigung erforderlich, weil das Gelände für das Hotel im Einzugsgebiet der Thermalquellen liegt.
Deshalb ist das beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelte Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau mit im Boot. Erst wenn das Amt grünes Licht für den Verbau gibt, kann eine noch stehende alte Wand der früheren Justizvollzugsanstalt abgerissen werden.
Vincentisstraße ist halbseitig gesperrt
Die ausstehende Genehmigung hat Auswirkungen auf den Verkehr. Die Vincentistraße ist deshalb in diesem Bereich derzeit halbseitig gesperrt. Eine Ampel regelt den Verkehr.
So mancher ortsunkundige Autolenker wird sich fragen, warum er an dieser Stelle auf grünes Licht für die Weiterfahrt warten muss.
Das Bohrgerät für die Vorarbeiten zur Verankerung der provisorischen Mauer stand bereits drei Wochen auf der Baustelle, berichtet Wesel. Inzwischen wurde es wieder abgezogen, weil es auf einer anderen Baustellen für einen Verbau benötigt wurde.
Wesel räumt ein, dass die verstreichende Zeit den Zeitplan für das künftige Hotel an den Thermen durcheinander bringt. „Wie weit sich das auswirken wird, wissen wir noch nicht“, sagt er mit Blick auf die momentane Situation.
Baubeginn sollte schon Ende April sein
Eigentlich sollte mit dem Bau des Vier-Sterne-Hotels bereits Ende März/Anfang April begonnen werden. Alle erforderlichen Freigaben hätten zu diesem Zeitpunkt für die mit Kosten von rund 35 Millionen Euro veranschlagte Investition vorgelegen - einzige Ausnahme ist die Stellung des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau.
Für das Gästehaus mit 136 Doppelzimmern hat die WLH-Gruppe ursprünglich eine Bauzeit von 18 bis 20 Monaten angesetzt. „Das ist sehr sportlich“, sagt Wesel.
Hotelstart vor Weihnachten 2022 ist eher unwahrscheinlich
Ob es sogar noch für eine Eröffnung vor Weihnachten im Jahr 2022 reicht, ist ungewiss. Dann müsste das Projekt schon deutlich vor den Festtagen fertig werden, damit der künftige Betreiber das Weihnachtsgeschäft mitnehmen kann.
Wesel vermutet, dass es wohl eher Frühjahr 2023 wird, bis das Hotel an den Thermen an den Start gehen kann. Unter welchem Betreiber das sein wird, will er mit dem Verweis auf laufende Verhandlungen noch nicht preisgeben.
In Baden-Baden werden die Menschen auch künftig gerne Urlaub machen.Klaus-Peter Wesel, WLH-Geschäftsführer
Unwägbarkeiten wegen Auswirkungen der Corona-Pandemie setzen schon jetzt vielen Bauherren zu. In manchen Gewerken ist der Materialfluss unterbrochen und Arbeiten können nicht im geplanten Zeitraum abgeschlossen werden.
Die WLH-Gruppe kennt solche Erfahrungen etwa bei einem Projekt auf dem ehemaligen Hatz-Areal in Rastatt. Das verzögert den Baufluss. Wesel geht davon aus, dass sich das Problem nicht zu einem Dauerzustand entwickelt. „Wir hoffen, dass sich das in sechs Monaten bereinigt“, sagt er.
Am Bedarf weiterer Hotelbetten in Baden-Baden lässt Wesel keinen Zweifel. Die Häuser in der Bäderstadt hätten eine gute Auslastung. Das werde nach einer überstandenen Corona-Pandemie auch wieder so sein.
„In Baden-Baden werden die Menschen auch künftig gerne Urlaub machen“, davon ist Wesel überzeugt. Das neue Hotel an den Thermen habe zudem eine „sehr, sehr gute Lage“. Die Zimmer seien auf Business- und Feriengäste ausgelegt.