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Witwe feiert 101. Geburtstag

Hundertjährige Baden-Badenerin blickt auf bewegtes Leben zurück – und denkt an ihren Ehemann

In Mannheim war Ursula Schöberl unglücklich. Bis sie ihrer großen Liebe begegnete. Nach dessen Tod zog sie von Niederbühl nach Baden-Baden und erfüllt so ihrem Mann den letzten Wunsch.

Frau mit Blumenstrauß
Grund zum feiern: Ursula Schöberl aus Baden-Baden freut sich über ihren 101. Geburtstag und erhält sogar von Stadtrat Jürgen Louis formelle Glückwünsche. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Seit sie vor rund 35 Jahren nach Baden-Baden zog, genießt Ursula Schöberl ein klein wenig das Gefühl von Ruhestand. Und der war eigentlich ganz anders geplant, berichtet sie an ihrem 101. Geburtstag Stadtrat Jürgen Louis, der die formellen Glückwünsche überbrachte.

Geboren wurde sie in Mülheim an der Ruhr. „Als meine Eltern berufsbedingt mit uns Kindern nach Mannheim zogen, war ich zuerst kreuzunglücklich.“ Schließlich kannte sie dort niemanden, sollte allerdings genau dort der Liebe ihres Lebens begegnen.

„Ich hatte meine Eltern angeschwindelt und gesagt, ich wollte mir im Kino einen Film anschauen.“ Tatsächlich aber schlich sie sich zu einem Hotel, das für den sonntags-nachmittäglichen Tanztee warb. „Ich hatte auf Kaffee und Kuchen gehofft“, habe sie ganz verschämt an einem Tischchen Platz genommen.

Beim Tanztee in Mannheim trifft sie ihre große Liebe

Als die Musik zu spielen kam, stand er vor ihr, Kurt Schöberl. Der Mann, dem sie später das Ja-Wort geben sollte und der sie mitnehmen würde nach Niederbühl, wo er die väterliche Firma übernehmen würde.

Über diesen Umzug war Ursula Schöberl nicht wirklich unglücklich. Denn an Mannheim hatte sie nicht die allerbesten Erinnerungen. Sie hatte dort miterleben müssen, wie die Stadt ausgebombt wurde. „Während des Kriegs waren wir öfter im Keller als im Bett.“

Insofern war Niederbühl, wo ihr Gatte die väterliche Firma BASI übernahm, ein Ort der Ruhe. Abseits des Ortsgeschehens lebten sie zu Beginn, über dem Betrieb, später zogen sie in den Ort hinein und miteinander sechs Kinder auf, die ihnen später sieben Enkel und sechs Urenkel bescherten.

Ehemann erlebt Umzug nach Baden-Baden nicht mehr mit

Vieles davon hat Ehemann Kurt indessen nicht mehr miterleben dürfen. Er verstarb bereits im Alter von 60 Jahren. „Er hat immer gesagt, dass wir den Ruhestand in Baden-Baden verleben werden.“ Dort sei er Mitglied im Lionsclub gewesen und habe auf diese Weise auch einen guten Freundeskreis gehabt.

Er hat immer gesagt, dass wir den Ruhestand in Baden-Baden verleben werden.
Ursula Schöberl, Baden-Badenerin

Den Umzug habe er allerdings nicht mehr miterlebt. Die Firma ging in die Hände der nächsten Generation. „Ich habe dort nie gearbeitet“, sei ihr deshalb der Abschied nicht wirklich schwergefallen.

Stattdessen suchte sie sich eine Wohnung in Baden-Baden und tat, was ihr Mann sich für beide gewünscht hatte. „Er wollte die Gärten von oben sehen, ohne selbst darin arbeiten zu müssen.“

101-Jährige sitzt noch heute gerne in Baden-Badener Cafés

Bewegen und im Freien sein, das haben allerdings beide geliebt und auch in den Urlauben genossen. Vorzugsweise in Bad Gastein oder in Bad Wörishofen. Fernreisen und Flugzeuge, dafür hatten beide nicht viel über.

Heute, im Alter von 101 Jahren, ist es ohnedies um vieles ruhiger geworden. Einkaufen gehen, das Café König besuchen oder bei Böckeler einkehren, das genieße sie indessen nach wie vor.

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