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Foto-Shop-Inhaber aus Baden-Baden erzählt

In der Corona-Pandemie kramen die Leute alte Fotos aus und entdecken neue Hobbys

In der Corona-Pandemie entdecken viele Leute neue Hobbys. Holger Müllenhoff aus Baden-Baden beispielsweise bemerkt seit einigen Wochen, dass die Leute sich wieder deutlich mehr mit analoger Fotografie beschäftigen. Für den Fototechniker ist das besonders spannend.

Holger Müllenhoff
Eine Sammelleidenschaft: Viele historische Exponate finden sich in Holger Müllenhoffs Regalen. Für diese Kameras findet er während Corona wieder mehr Zeit. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Manchmal, so scheint es, sind die Blüten, die Corona treibt, beachtlich, wie Holger Müllenhoff seit Wochen feststellt. Seit 2007 ist er Inhaber des Traditionshauses Photo Kühn auf der Fieser-Brücke in Baden-Baden und entdeckt dieser Tage teilweise ganz neue Hobbys seiner Kunden.

Als Grund dafür sieht er, dass der Lockdown den positiven Nebeneffekt hat, dass plötzlich Dinge erledigt werden, die man aufgrund von Zeitmangel gerne auf die lange Bank geschoben hat. „Es wird wieder mehr fotografiert und vor allem auch archiviert.“ Persönliche Schmuckstücke und Antiquitäten werden etwa abgelichtet.

Ich fürchte, viele wissen nicht, dass ich geöffnet habe.
Holger Müllenhoff, Inhaber Photo Kühn

Aber auch Fotobücher haben Konjunktur. „Auch wird vielfach auf moderne Speichermedien umgerüstet“, erzählt er von einer Kundin, deren alte Fotonegative er digitalisiert hat. „Angefangen hat das mit ein paar wenigen Bildern.“ Die habe sie auf einer Plattform hochgeladen, auf die Verwandte und Freunde Zugriff bekamen. „Da muss sich ein reger Austausch entwickelt haben“, ist er von der Idee sehr begeistert.

Die Kundin lege nun regelmäßig nach und bringt Müllenhoff immer wieder alte Negativstreifen zur Bearbeitung. Doch Nachschub bekommt sie offenbar nicht nur aus der eigenen Schatztruhe, wie sie ihm berichtet habe. „Die Familienmitglieder hätten längst auch eigene Fotos hinzugefügt. Außerdem hat man sich gegenseitig geholfen, die Personen – gerade auf den älteren Bildern – zu identifizieren.“

Die „Das-wollte-ich-schon-lange-mal-erledigen“-Idee

Diese „Das wollte ich schon lange mal erledigen“-Idee hat aber noch andere Entwicklungen gezeigt. Einige kreative Hobbyfotografen verfeinern inzwischen ihr Können, lassen sich fachlich beraten und ziehen dann los, auf Wunsch sogar unter fachlicher Anleitung. „Dafür ist ja nun beiderseits mehr Zeit“, verweist er auf die Ruhe, die auch er schon mit Beginn der Baustelle Fieser-Brücke zu spüren bekommt. „Ich fürchte, dass vielen nicht bekannt ist, dass ich ein Handwerk ausübe und deshalb geöffnet haben darf.“ Zu erkennen ist das neben dem Bauzaun nämlich nicht auf den ersten Blick.

Also hat der Chef mehr Zeit, Zeit um sich auch mal tagsüber ans Fotografieren in seinem angrenzenden kleinen Studio zu machen, Filme für die Kunden zu digitalisieren und sich bei seinem persönlichen Hobby, den historischen Kameras, auf dem Laufenden zu halten.

Ganz so alt wie einige seiner Exponate ist der 1961 in Krefeld Geborene zwar bei weitem noch nicht. Aber seine Leidenschaft fürs Fotografieren reicht durchaus weit zurück. „Das ging schon so im Alter von 14 Jahren los.“ Keine Frage, dass er dieses Hobby später auch zu seinem Beruf machte.

Fototechnik hat er studiert und war später bei der Fernaufklärung als Fotograf tätig. „Im Bug einer Breger Atlantik auf dem Bauch liegend zu fotografieren, ist schon eine Herausforderung.“ Besonders die Landung sei eine kribbelige Sache, da man selbst dem Boden ganz nahe komme und quasi hautnah miterlebt, wie die Maschine mit 260 Kilometern pro Stunde aufsetzt.

Doch nach Baden-Baden kam er auf diese Weise nicht. Diesen Weg ebnete ihm die Firma Fuji, für die er lange im Außendienst tätig war. So kam er schon sehr früh mit Photo Kühn in Kontakt. „Ich habe Labormaschinen verkauft und betreut.“ Auch die Frontier 330, die hier heute noch vorhanden ist, hat er damals vermittelt. „Ich war von diesem Geschäft gleich sehr angetan, denn es war ehedem der drittgrößte Leika-Laden in ganz Deutschland.“ Als er schließlich davon erfuhr, dass seine Vorgängerin einen Nachfolger suchte, war er sofort Feuer und Flamme und ist seither begeisterter Wahl-Baden-Badener.

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