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„Wir müssen Türklinken putzen“

In Sinzheim und Hügelsheim ist ein digitaler Einkaufsgutschein geplant

Die Gemeinschaft für Sinzheimer Fachbetriebe (Gefa) will um Akzeptanz für elektronischen Gutschein werben. Auch Hügelsheim soll berücksichtigt werden.

Der Gefa-Gutschein, den Vorsitzender Thomas Heeg (links) und seine Stellvertreterin Nadja Enrst in den Händen halten, soll bald der Vergangenheit angehören.
Der Gefa-Gutschein, den Vorsitzender Thomas Heeg (links) und seine Stellvertreterin Nadja Enrst in den Händen halten, soll bald der Vergangenheit angehören. Foto: Christina Nickweiler

Geht es nach den Vorstellungen der Vorstandschaft der Gemeinschaft für Sinzheimer Fachbetriebe (Gefa), dann soll der bisherige Einkaufsgutschein langfristig der Vergangenheit angehören.

Bei einer Informationsveranstaltung im Bürgersaal des Rathauses wurde von einer Firma aus Zell am Harmersbach ein elektronisches Gutscheinsystem vorgestellt.

„Der Gefa-Gutschein hat schon jahrelang seine Berechtigung, aber wir möchten allmählich Abstand davon nehmen“, führte Gefa-Vorsitzender Thomas Heeg in das Thema ein. Ein elektronischer Gutschein solle nach Heegs Ansicht auch für Nicht-Gefa-Mitglieder offen sein. Das stärke langfristig den Gewerbeverein.

Wenige Geschäftsleute aus Hügelsheim anwesend

Einen ersten Schritt, um neue Mitstreiter zu gewinnen, war die Einladung an Geschäftsleute aus Hügelsheim. Nur wenige von ihnen waren der Einladung zur Info-Veranstaltung gefolgt.

„Wir haben unsere eigenen Gutscheine“, war von den Inhabern eines Schuhgeschäftes und von Vertretern des Leiberstunger Dorfladens zu hören.

Für Heeg stellte dies hinsichtlich eines elektronischen Gutscheins kein Hindernis dar. „Jeder kann seinen eigenen Gutschein herausgeben“, sagte Heeg.

Sollte es sich ergeben, dass Geschäftsleute aus Hügelsheim sich am neu angedachten Gutscheinsystem beteiligen wollten, müsste die Gefa ihre Satzung ändern und sich einen neuen Namen geben, informierte Heeg. Allerdings sei dieses Stadium noch längst nicht erreicht.

Digitaler Gutschein bedeutet weniger Verwaltungsaufwand

John Großpietsch von der gleichnamigen Firma aus dem Schwarzwald versuchte die Vorteile des digitalen Einkaufsgutscheins herauszuheben.

Demnach würde die digitale Variante weniger Verwaltungsaufwand für Geschäftsleute und den Gewerbeverein bedeuten.

Die Kassensysteme müssten nicht umgebaut werden. Als besonderes Plus nannte er die individuelle Abbuchung auf der Karte mit Teilbeträgen bei verschiedenen Händlern. Großpietsch sprach von einem zeitgemäßen Instrument des digitalen Gutscheins.

Er berief sich auf eine Pressemitteilung des Handelsverbandes vom Dezember 2020. Dieser hatte errechnet, dass in Deutschland für die Monate November und Dezember eines jeden Jahres durchschnittlich drei Milliarden Euro für Geschenkgutscheine ausgegeben würden. „Mit durchschnittlich 35 Euro pro Einwohner wäre das für Sinzheim ein sechsstelliger Betrag“, rechnete der Referent vor.

Es gibt generell ein Akzeptanzproblem.
Apothekerin
über digitale Gutscheine

Was einigen anwesenden Händlern Bauchschmerzen zu bereiten schien, waren die aufgeführten Kosten, die sich durch Gebühren, Abrechnung und Provision für die Schwarzwälder Firma, die das System bereitstellt, ergeben. „Uns kosten die jetzigen Gefa-Gutscheine gar nichts, weder Gebühren, noch Provisionen. Wir haben auch keinen zeitlichen Mehraufwand“, sagte die Vertreterin einer Apotheke.

„Es gibt generell ein Akzeptanzproblem. Die Kunden wollen unabhängig von Alter und Schichtzugehörigkeit etwas in den Händen halten“, gab sie zu bedenken. Das sei wohl eine Ausnahme, entgegnete der Referent. „Nein, bei uns ist das auch so“, meinte eine andere Geschäftsfrau.

Arbeitgeber sollen für Gutschein werben

Kritisch wurde die Akzeptanz bei den Händlern unter dem Aspekt gesehen, dass gerade einmal zehn Geschäfte bei der Info-Veranstaltung anwesend waren, aber mindestens 35 Läden bei dem elektronischen Gutschein mitmachen müssten.

Vor diesem Hintergrund wurde die Möglichkeit diskutiert, dass Firmen den elektronischen Gutschein in Höhe von 50 Euro als steuerfreie Arbeitgebergutschein ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen könnten.

Das könnte ein Mittel sein, um das Gutscheinmodell bekannt zu machen. „Es ist von Vorteil, wenn Arbeitgeber gefunden werden, die da mitmachen. Dann kommt die Gutscheinkarte in Umlauf und erzielt über die Mitarbeiter eine andere Wirkung“, sagte Bürgermeister Erik Ernst (CDU). Vorsitzender Heeg zog das Fazit: „Die Gefa muss nun Türklinken putzen, um für das Modell zu werben.“

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