
Theater für junges Publikum verbinden die meisten Menschen unweigerlich mit dem Weihnachtsmärchen. „Doch Heranwachsende wollen nicht nur zu Weihnachten ins Theater“, ist Birga Ipsen, Leiterin des Jungen Theaters in Baden-Baden, überzeugt.
Aus diesem Grund biete das Junge Theater das ganze Jahr über ein vielfältiges Programm für alle Alters- und Entwicklungsstufen.
Theater probiert Balanceakt zwischen Bekanntem und Neuem
„Wir freuen uns zwar sehr aufs Weihnachtsmärchen, aber vor allem darüber, dass die Sparte des Jungen Theaters auch außerhalb der Weihnachtszeit Vorstellungen für die ganze Familie anbietet“, bekräftigt Nicola May, Intendantin des Theaters Baden-Baden.
Zusammen mit einigen ihrer Mitarbeiter stellte sie das neue Programm des Jungen Theaters für die Spielzeit 2023/24 vor und darunter natürlich auch das Weihnachtsmärchen, das diesmal kein Märchen, sondern ein Musical ist: „Anton – Das Mäusemusical“ erzählt mit witzigen Dialogen und großartigen Songs, wie große Heldentaten auf kleinen Pfoten möglich sind, wenn man nur zusammenhält.
„Es war für uns ein Balanceakt zwischen bekannten und neuen Titeln, doch insgesamt haben wir ein tolles Programm auf die Beine gestellt“, erklärt Birga Ipsen. Es seien Stücke, die den Kindern und Jugendlichen unter anderem Herzensbildung sowie Erfahrungswerte im Umgang mit alltäglichen Konfliktsituationen vermitteln sollen. Neben Sonderveranstaltungen wie den TIK-Extras zu Halloween, in der Adventszeit und zum Welttag des Theaters finden auch Sonntagsvorstellungen der laufenden Stücke statt.
Auch der kleine Maulwurf, der wissen wollte... ist dabei
Mit Gastspielen wie der Tanz- und Klangperformance „Mampf!“ und dem Erzähltheater „Hase und Igel“ können schon ab dem ersten Lebensjahr erste Theatererfahrungen gemacht werden.
Für Kinder ab drei Jahren ist die entzückende mobile Produktion „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Dieser Kinderbuch-Klassiker erschien 1989 und erreichte 2018 weltweit eine Auflage von drei Millionen.




Dass die klassische Schulbildung ebenso im Fokus steht, beweisen die Abiturstoffe „Woyzeck“, „Corpus Delicti“ und „Crooked Letter, Crooked Letter“. Ebenso die Adaptionen von Jugendliteratur wie der „Tanz der Tiefseequalle“, eine rührend-witzige Geschichte über Mobbing und den Versuch einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Teenagern. Auch Klassiker wie „Kabale und Liebe“ fehlen nicht.
In diesem Sinne hat das Theater eine eigene Stelle geschaffen, um den persönlichen Kontakt zu den Schulen auszubauen. Lehrer können sich an das Büro der Theaterpädagogik wenden, um sich unter anderem beraten zu lassen, stückbegleitende Workshops und Materialien zu erhalten oder neue Stücke vorab anzuschauen
Wir beziehen auch zunehmend junge Menschen in den Produktions- und Entwicklungsprozess von Theaterstücken mit ein.Birga Ipsen
Leiterin des Jungen Theaters Baden-Baden
Abgesehen von der Vermittlungsarbeit sei die Theaterpädagogik einer der Stützpfeiler des Jungen Theaters. Dazu gehören drei verschiedene Spielclubs, von denen etwa der Jugendclub U22 das Schulstück „Runter auf Null“ produziert hat. Diese atemberaubend spannende Geschichte erzählt vom Lebensgefühl Heranwachsender, darunter von einem neuen Schüler, der ein großer Angeber ist und mit einem Luftgewehr imponieren will, was fatale Folgen hat.
„Wir beziehen auch zunehmend junge Menschen in den Produktions- und Entwicklungsprozess von Theaterstücken mit ein“, betont Birga Ipsen. Man wolle nicht nur Theater für junge Menschen machen, sondern auch mit ihnen. So sei das Stück „Die Partikel eines Tages“ in Zusammenarbeit mit einer Kooperationsklasse entstanden. In dem Spiel mit der Realität des Alltags geht es um Geräusche, Geschmäcker, Gerüche und Gefühle, die uns den ganzen Tag begleiten. Mikroskopisch genau werden die Partikel unserer Tage ergründet.
Theater wirbt mit günstigem Jugend-Abo
„Ich wünsche mir, dass unser neues Programm auch Denkanstöße für die Kinder und Jugendlichen gibt“, betont Birga Ipsen. Diesen Wunsch erfüllt unter anderem garantiert „setup.school(). Die Lernmaschine“, ein interaktives Stück mit einem Roboter-Lehrer, der noch in der Testphase ist und sich den individuellen Bedürfnissen der Schüler anpassen soll.
Als Anreiz für junge Menschen, ins Theater zu gehen, gibt es für die neue Spielzeit ein günstiges Jugend-Abo. Es beinhaltet die Stücke „Woyceck“, „Der Verschollene“, „Corpus Delicti“, „Kabale und Liebe“ und das Musical „Die Addams Family“. „Wir haben die neue Spielzeit besonders nah an den Erfahrungen und Erlebniswelten der jungen Menschen angelehnt“, resümiert Birga Ipsen.