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Therapeuten behandeln in Praxen

Keine „Auszeit“ in Baden-Baden: Psychologisches Angebot im Kloster Lichtenthal pausiert wegen Corona

Eine Auszeit im Kloster einlegen. Ein Angebot, das auf immer größeren Zuspruch stößt, insbesondere wenn – wie in der Lichtentaler Abtei – nicht nur das besondere Ambiente lockt, sondern obendrein auf Wunsch auch Einzelgespräche mit Therapeuten angeboten werden. Doch Corona hat auch hier Spuren hinterlassen.

Barbara Weiler in ihrer Praxis, Baden-Baden
Barbara Weiler in ihrer Praxis, Baden-Baden Foto: Christiane Krause-Dimmock

Was ist aus der Auszeit im Baden-Badener Kloster Lichtenthal geworden? „Uns gibt es immer noch“, sagt Barbara Weiler und muss angesichts der Frage ein wenig schmunzeln. Denn genau wie ihre beiden Kollegen Frank und Ursula Albrecht ist sie als Therapeutin zwar Teil des Angebotes der Auszeit, betreibt aber ihre eigene Praxis.

Irgendwann kam man seitens des Klosters auf die erfahrene Therapeutin und Trauerbegleiterin mit der Idee zu, gemeinsam Synergien zu schaffen. Während die Klostergäste die vielfältigen Möglichkeiten ringsum, von der waldreichen Umgebung bis hin zum Lauschen der täglichen gregorianischen Gesänge der Schwestern, während ihres Aufenthalts im Gästehaus genießen können, entstand ein weiteres Angebot.

Angebot wurde sehr gut angenommen

Wer hier runterkommen möchte, der hat dafür meist einen triftigen Grund, wenn nicht gar mehrere. Darum kann nun der Aufenthalt – ganz nach individuellen Wünschen – mit fachlichen Einzelgesprächen bereichert werden kann. „Das wurde sehr gut angenommen“, erklärt Barbara Weiler.

Sie ist überzeugt von dem Konzept, das manchen Interessenten durch die Pandemie allerdings gewisse Grenzen gesetzt hat. Denn der sichere Hort, als den mancher Gast die Klostermauern empfindet, muss sich aus Sicherheitsgründen gerade eine eigene Auszeit nehmen. „Wenn wir im Augenblick auch keine Möglichkeit haben, das Angebot wie gewohnt aufrecht zu erhalten, sind wir trotzdem da“, sagt Weiler.

Denn ihren Beruf übt Barbara Weiler mit Herz und Seele aus, wie sie versichert. Der Weg, der sie dorthin führte, ist übrigens ein sehr persönlicher. Als ihr eigens Leben in eine schwere Krise geriet, nachdem ihr Ehemann jung verstarb und sie mit zwei kleinen Kindern alleine zurückblieb, begab sie sich auf die Suche.

Am Anfang stand eine Selbsthilfegruppe

Die gelernte Erzieherin und Fachwirtin für Organisation und Führung fand jedoch keine Selbsthilfegruppe, auch keine Trauercafés oder Seminare. „Das war damals noch kein Thema“, berichtet sie. Also wurde sie selbst aktiv und gründete damals mit dem Gernsbacher Pastoralreferent eine Selbsthilfegruppe.

Weiler erzählt: „Angefangen haben wir in meinem eigenen Wohnzimmer.“ Die Resonanz war überwältigend. Schon am ersten Abend fanden sich acht Leute ein. „Alles jung verwitwete Mütter und Väter.“ Als der Bedarf weiter wuchs, unterzog Barbara Weiler sich einer Ausbildung zur Trauerbegleiterin.

Doch damit war sie lange noch nicht an ihren hochgesteckten Zielen angelangt. Eine therapeutische Qualifikation folgte. Sie wurde nicht nur Heilpraktikerin sondern auch systemische Familientherapeutin und eröffnete 2015 in Lichtental ihre eigene Praxis. Die Auszeit empfindet sie als eine wunderbare Symbiose, die ihre tägliche Arbeit bereichert und auch für viele Patienten, die auf diese Weise zu ihr kommen, etwas ganz besonderes darstellt.

Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland nach Baden-Baden

Aus ganz Deutschland stammen die Menschen, die hier in Lichtental Zuflucht suchen. „Viele sind ausgebrannt. Stehen vor einem Burnout und nehmen sich deshalb eine Auszeit um mit ihrer Lebenskrise fertigzuwerden“, berichtet Weiler. Sprich: Wer sich die „Auszeit“ nimmt, der will was verändern.

Um das Kraftschöpfen geht es, manche befinden sich auch in einer Findungs- und Entscheidungsphase oder haben Beziehungsthemen, die sie umtreiben. Klar betrifft das nicht nur Personen, die von weit anreisen. „Viele stammen auch aus der näheren Region“, stellt Weiler klar. Meist heißt es dann erst mal: Tablett und Handy wegpacken und auf sich selbst zurückgeworfen werden.

Dass das Gästehaus gerade nicht verfügbar ist, sei natürlich bedauerlich. Aber es gebe im Notfall andere Unterbringungsmöglichkeiten. „Und manche Auszeit-Gäste kommen sogar gezielt für nur einzelne Tage zurück“, erzählt Weiler.

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