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Stadt wildert Jungvögel aus

Wie Baden-Baden neue Lebensräume für den Kiebitz schaffen möchte

Für den vom Aussterben bedrohten Kiebitz gibt es immer weniger Biotope. Das möchte das Forstamt Baden-Baden im Naturschutzgebiet Bruchgraben nun ändern. Was ist dort geplant?

Kiebitz im Naturschutzgebiet Bruchgraben
Kiebitz im Naturschutzgebiet Bruchgraben. Foto: Matthias Schäf

Das Forstamt der Stadt Baden-Baden hat in diesem Jahr 13 junge Kiebitze am Rand des Naturschutzgebiets Bruchgraben ausgewildert. Für Simone Stollmaier vom städtischen Fachgebiet Forst und Natur ist das ein wichtiger Schritt, um die vom Aussterben bedrohte Vogelart wieder verstärkt anzusiedeln.

Die Jungvögel waren aus Eiern geschlüpft, die Kiebitz-Weibchen auf Flachdächern von zwei Gebäuden im Industriegebiet Oos-West gelegt hatten. Der Kiebitz brüte dort seit einigen Jahren regelmäßig, informiert Stollmaier im Forst- und Umweltausschuss.

Zoo Karlsruhe brütet Kiebitzeier aus

Die Jungtiere finden der Försterin zufolge auf diesen Dächern aber keine Nahrung und haben keine Überlebenschancen.

Aus diesem Grund lässt das Forstamt seit zwei Jahren die Kiebitzeier der Dachbrüter einsammeln und sie im Zoo Karlsruhe ausbrüten. Dort wachsen die Küken auf, bis sie flügge und bereit sind, um sie im Bruchgraben in Baden-Baden auszuwildern.

Der Kiebitz benötigt zum Brüten mindestens 200 Meter Abstand.
Simone Stollmaier / Försterin

Nach Stollmaiers Auskunft hat der Kiebitz 2013 zuletzt auf einem Acker am Rand dieses Naturschutzgebiets gebrütet. Die Vögel hatten sich dorthin zurückgezogen, weil der Gehölz-Bestand in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen habe.

„Der Kiebitz benötigt zum Brüten mindestens 200 Meter Abstand“, sagt die Försterin. Er sei auf wasserreiche Wiesen angewiesen, die im rund 180 Hektar großen Naturschutzgebiet zunehmend austrockneten.

Die Vögel ziehen sich auf Flachdächer zurück

Stollmaier zufolge wurden einige Kiebitz-Paare im geplanten benachbarten Gewerbegebiet Oos-West heimisch, nachdem die Stadt dort Flächen gerodet hatte, um Industriebetriebe anzusiedeln. Mehrere Paare hätten dort einige Jahre erfolgreich gebrütet.

Mit der schrittweisen Bebauung dieses Areals hätten sich die wenigen verbliebenen Lücken für den Kiebitz nicht mehr zum Brüten geeignet. Die Vögel hätten sich deshalb auf die Flachdächer zurückgezogen.

Das Forstamt lässt Gehölze entfernen

Der Forst möchte nun die Lebensräume für den Kiebitz im Bruchgraben verbessern. „Im Stadtkreis Baden-Baden und im Landkreis Rastatt ist dieses Naturschutzgebiet das einzige Habitat. Deshalb kommt ihm eine große Bedeutung zu“, sagt Stollmaier.

Die Stadt lässt in Absprache mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe auf etwa vier Hektar Gehölze entfernen. Der Kiebitz sei für Brut und Aufzucht der Jungtiere auf möglichst offene Flächen angewiesen.

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Der Bewuchs mit Gehölzen hat Stollmaier zufolge in den zurückliegenden Jahrzehnten stark zugenommen. Die Folge: Die dort früher typischen Biotope mit Nasswiesen und Schilfröhricht seien immer weniger geworden. Damit fehlten zunehmend geeignete Lebensräume für Bekassine, Wasserralle, Teichrohrsänger und Kiebitz.

Wasserbüffel halten Weideflächen offen

Das Schutzkonzept sieht vor, im Bruchgraben offene Flächen und ausgedehnte Feuchtwiesen mit hohem Wasserstand wieder anzulegen. Damit sollen Bruthabitate für mehrere Vogelarten entstehen.

Auch eine Herde mit sieben Wasserbüffeln, die seit zwei Jahren in dem Naturschutzgebiet lebt, soll dazu beitragen, die Weideflächen offenzuhalten. Stollmaier zufolge sollen es künftig noch mehr Büffel werden.

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