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Aktuelle Berechnung liegt vor

Warum in Baden-Baden der Bedarf bei der Kinderbetreuung steigt

Baden-Baden muss mittelfristig mehr Plätze in Kitas und bei Tageseltern schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung der Stadtverwaltung. Was befeuert die wachsende Nachfrage?

Ein Junge spielt in einer Kindertagesstätte hinter einer Tigerfigur mit Bauklötzen und einem Spielzeugauto.
In Baden-Baden steigt die Zahl der Kinder, die einen Betreuungsplatz benötigen – hier ein Symbolfoto. Die Stadtverwaltung reagiert auf diese Entwicklung und aktualisiert ihre weitere Planung, um zusätzliche Angebote zu schaffen. Foto: Bernd Thissen/dpa

Die Menschen in Baden-Baden haben zwar einen vergleichsweise hohen Altersdurchschnitt. Es leben aber zunehmend mehr Familien mit Kindern in der Stadt. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass in den kommenden Jahren mehr Plätze in der Kinderbetreuung nötig sind. 

Zum Stand der jüngsten Erhebung Anfang März liegt der zusätzliche Bedarf rein rechnerisch im Mittel bei 145 Plätzen. Diese Zahl wird nach aktuellen Berechnungen voraussichtlich steigen: Ab dem Jahr 2026 könnten bis zu 295 weitere Plätze erforderlich sein. 

Das geht aus der Vorlage hervor, die das städtische Fachgebiet Sozialplanung und Integration dem Jugendhilfeausschuss des Gemeinderats in der Sitzung am 21. Juni präsentiert.

Die Zahl der Kinder in Baden-Baden steigt

Wie viele Betreuungsplätze Baden-Baden brauchen wird, hängt davon ab, wie sich die Zahl der Kinder entwickeln wird. 

Nach Angaben der Stadtverwaltung ist seit 2014 ein Plus von 31 Prozent zu verzeichnen. Die Dynamik habe sich in den vergangenen vier Jahren jedoch etwas abgeschwächt, räumt das zuständige Fachgebiet ein. 

Die städtischen Sozialplaner müssen einen weiteren Aspekt berücksichtigen: Nach dem Überfall auf die Ukraine und den damit verbundenen Fluchtwellen hat Baden-Baden bislang knapp 200 ukrainische Kinder aufgenommen. Davon sind 80 unter drei Jahre alt, 116 bis sechs Jahre alt. Ohne diese geflüchteten Kinder aus der Ukraine wäre die Gesamtzahl im Vorjahr um sechs Prozent auf 2.739 gesunken.

In allen Altersgruppen fehlen Betreuungsplätze

Die aktuellen Daten ergeben folgendes Bild: Anfang März haben 513 Kinder unter drei Jahren und 1.572 im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt einen Betreuungsplatz. Bei den Kleinkindern entspricht das einer Quote von 36 Prozent, bei den etwas Älteren liegt sie bei 91 Prozent. 

Die Stadt hat nach eigenen Angaben bisher bereits weitere Plätze geschaffen und das (rechnerische) Defizit bei der Versorgung reduziert. Doch das reicht nicht. 

Die Kalkulation des Rathauses kommt zu folgendem Ergebnis: Bei den Kindern im Alter von unter drei Jahren (U3) sind im Mittel rechnerisch 16, bei denen im Alter von über drei Jahren (Ü3) 25 zusätzliche Plätze erforderlich. Bleiben die Kinder aus der Ukraine in Baden-Baden, steigt der Bedarf auf 31 beziehungsweise 113 Plätze.

Die Stadt möchte die Betreuungsquote steigern

Die städtische Jugendhilfeplanung peilt eine Betreuungsquote von 43 Prozent bei U3- und 105 Prozent bei Ü3-Kindern an. Sie möchte damit die Voraussetzungen schaffen, um die frühkindliche Bildung voranzutreiben und Kinder mit Migrationshintergrund zu integrieren. 

Das Rathaus ist überzeugt, mit beiden Betreuungsquoten – vor allem auch mit Blick auf den steigenden Förderbedarf (Stichwort: Schulreife) bei vielen Kindern – ein passendes Angebot bereitzustellen. 

Dennoch klafft eine Lücke zwischen den bislang geplanten und den 295 Betreuungsplätzen, die mittelfristig fehlen. Der Jugendhilfeausschuss hat in der Vergangenheit bereits beschlossen, 226 weitere Plätze bis zum Jahr 2025 zu schaffen. 

Um die darüber hinausgehenden Ziele zu erreichen, sieht die Planung bis zu 150 zusätzliche Plätze vor. Die Stadt möchte dabei zweigleisig fahren und die Angebote in der Kindertagespflege sowie in Kitas erweitern.

Flüchtlingskinder aus der Ukraine erschweren die Kalkulation

Ob sich dieser berechnete Mehrbedarf auf Dauer wieder reduzieren wird, ist nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit nicht abschließend zu klären. 

Das hänge davon ab, ob die Zahl der Kinder in Baden-Baden abnehmen wird. Das Statistische Landesamt und die städtische Sozialplanung gehen davon aus, dass sich die Zahl der Kinder in den kommenden Jahren einpendeln werde.

Tritt dieser demografische Effekt tatsächlich ein, wirkt er sich auf die künftige Planung aber nicht aus, wenn die Nachfrage nach Betreuungsplätzen grundsätzlich weiter zunimmt. In diesem Fall erwartet die Stadtverwaltung trotz sinkender Kinderzahlen einen steigenden Bedarf.

Und ein weiterer Faktor erschwert eine konkrete Planung: Für die Stadtverwaltung ist unklar, wie viele Kinder aus der Ukraine wie lange in Baden-Baden bleiben werden. Das habe Einfluss darauf, ob die Nachfrage nach Betreuungsplätzen zusätzlich wachsen werde.

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