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Unveröffentlichte Summarien

Klaus Fischer kam nie von Baden-Baden los: Schriftsteller stirbt mit 92 Jahren

„Faites votre jeu“ hieß die Chronik der Spielbank Baden-Baden, die Klaus Fischer 1977 verfasste. Nun hat sein selbst gewählter Titel ihn gewissermaßen eingeholt. Am Dienstag starb er mit 92 Jahren.

Ein Mann liest eine Zeitschrift.
Der Baden-Badener Schriftsteller Klaus Fischer ist tot. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Der Krieg war es, der seine Mutter, den Bruder und ihn damals von Worms nach Baden-Baden verschlug. Hier lebte die Großmutter, die zu Fischers großer Freude eine alte Schreibmaschine besaß. Für ihn bedeutet das eine regelrechte Offenbarung.

Im stillen Kämmerlein in der Stephanienstraße vermochte er seine vielen Manuskripte säuberlich abzutippen. Dazu gehörten neben Theaterstücken („Die Abreise“, „Die Ruhr“, „Lob der Aufklärung“) auch einige Hörspiele.

70 Jahre lang führte Klaus Fischer Tagebuch

Für den Südwestfunk und andere Sender hat Fischer viele literarische Hörfolgen über Balzac, Flaubert, Proust, Sartre und andre Künstler geschrieben und trat auch als Übersetzer hervor (von Marivaux, Alfred de Müsset und Fernando Arrabal) sowie als Autor verschiedener Bücher.

Zudem begann Fischer, der als guter Beobachter galt, von 1951 bis 2021 Tagebuch zu führen. Dabei schrieb er seine Gedanken nieder, und was sich in der Welt tat. Aus diesem sehr umfangreichen Werk schuf er zum Abschluss, etwa ein Jahr vor seinem Ableben, die nicht mehr veröffentlichten Summarien.

Ich lebe jetzt seit bald 65 Jahren in Baden-Baden. Eine Stadt, die sich für eine Großstadt hält, aber dabei spießiger ist, und vor allem bösartiger, als die meisten Städte.
Klaus Fischer, in seinen unveröffentlichten Summarien

Ein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegte der sonst er als schweigsam geltende Autor darin nicht. Auch mit seiner Wahlheimat geht er darin zuweilen hart ins Gericht.

„Ich lebe jetzt seit bald 65 Jahren in Baden-Baden. Eine Stadt, die sich für eine Großstadt hält, aber dabei spießiger ist, und vor allem bösartiger, als die meisten Städte. Der Name ist übrigens schlecht gewählt, denn die alten Römer nannten die Stadt Aquae. Ein miserabler Übersetzer hatte Aquae mit Baden übersetzt, anstatt mit Wasser oder Bad.“

Autor Klaus Fischer war bis zum Schluss in Baden-Baden unterwegs

Dennoch kam er offenbar nie los von der Stadt, in der er bis vor nicht allzu langer Zeit sehr viel unterwegs war, mit schlohweißer Mähne, stets gekleidet in einen langen Trenchcoat, gestützt auf ein rotes Fahrrad, das für ihn den Zweck der Gehhilfe erfüllte.

Bis zum Schluss bewegte er sich durch die Stadt und nahm sich Baden-Baden auch immer wieder als literarisches Thema vor. So erschienen etwa 2010 sein gastronomischer Rundgang namens „Tafelfreuden und Tafelleiden“.

Auch eine Filmreportage mit dem Titel „Ein Gefühl wie Abschied“ hatte Baden-Baden zum Inhalt. Einige hundert Reportagen, Feuilletons und Zeitungsartikel verfasste er zu diesem Thema.

Oberbürgermeisterin Sigrun Lang zeichnete Fischer mit Baden-Baden-Medaille aus

Für seine Arbeit wurde mehrfach hochkarätig ausgezeichnet. 1994 erhob ihn das Pariser Kultusministerium in den Stand des „Chevalier des artes et lettres“. Zwei Tage vor seinem 75. Geburtstag zeichnete ihn die damalige Oberbürgermeisterin Sigrun Lang mit der Baden-Baden-Medaille aus.

Kurz darauf erschien „Die lächelnde Stadt“, ein Buch in de auf zwei Jahrhunderte französischer Präsenz in der Kurstadt sowie die damit in Zusammenhang stehende Geschichte der Cité literarisch aufgearbeitet hat.

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