Das Kletterverbot an der Badener Wand im Battert bei Baden-Baden wirft bei Freizeitsportler weiter Fragen auf. Für den Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Alpenvereins (DAV) ist nach wie vor nicht geklärt, warum die Brut der dort nistenden Wanderfalken nicht den gewünschten Erfolg hat.
„Für aufmerksame Beobachter der Situation an der Badener Wand bietet sich seit zwei aufeinander folgenden Brutsaisons das gleiche Bild: umfangreiche (Kletter-)Verbote und dennoch keine erfolgreiche Wanderfalkenbrut“, hält der DAV in einer Mitteilung fest.
Die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre bestätigen unsere Zweifel.Dieter Porsche
DAV-Vorsitzender Baden-Württemberg
Der Bruterfolg habe sich nicht eingestellt, obwohl das Regierungspräsidium Karlsruhe 2022 die Sicherungshaken in dem Kletterfelsen zunächst verschrauben und sie dann ein Jahr später komplett entfernen ließ.
Für den DAV ist offensichtlich: „Die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre bestätigen unsere Zweifel“, teilt der Landesvorsitzende Dieter Porsche mit. Das Regierungspräsidium habe die Störung der Wanderfalken durch Menschen überbewertet.
Der Alpenverein möchte Erkenntnisse zu Fressfeinden
Andererseits habe die Obere Naturschutzbehörde Fressfeinde wie den Uhu zu wenig berücksichtigt. Der Verband macht vor allem diese natürliche Ursache dafür verantwortlich, dass der Bruterfolg ausbleibt.
Der DAV möchte nun Klarheit für die angeblich „für alle Seiten unbefriedigende Situation“. Der Verband kündigt an, ein umfassendes ornithologisch-ökologisches Gutachten in Auftrag zu geben.
Die Störungen der Vögel durch Menschen sind gut dokumentiert.Wolfgang Fiedler
Ornithologe
Diese naturschutzfachliche Expertise solle dazu beitragen, die Daten- und Faktenlage zu verbessern. Ziel sei es, wissenschaftlich zu überprüfen, ob die ganzjährige Sperrung der Badener Wand den Bruterfolg der Wanderfalken tatsächlich begünstigt.
Das Regierungspräsidium argumentiert dagegen: Der bisherige Schutz der Wanderfalken sei nicht ausreichend. Sportler hätten das früher geltende halbjährige Kletterverbot häufig missachtet. „Die Störungen der Vögel durch Menschen sind gut dokumentiert“, berichtete Wolfgang Fiedler, als das Regierungspräsidium das Kletterverbot präsentierte.
Die Behörde hatte den Ornithologen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie Radolfzell und Konstanz beauftragt, das bisherige Schutzkonzept für die Wanderfalken zu begutachten. Das Fazit des Experten: Er schließt natürliche Fressfeinde wie den Uhu als Ursache für den schlechten Bruterfolg nahezu aus.
Ein Umweltplanungsbüro soll Daten auswerten
Für den Alpenverein ist dieses Ergebnis nicht plausibel. Seinen Angaben zufolge soll ein anerkanntes und bundesweit tätiges Umweltplanungsbüro nun ein weiteres Gutachten erstellen. Dieses werde für die Zeit von 2004 (Rückkehr der Wanderfalken an die Badener Wand) bis 2022 vorliegende Daten auswerten.
Für 2023 und 2024 soll das Büro das Vorkommen von Uhus selber erheben und dafür Aufnahmen verwenden, die eine vom Regierungspräsidium installierte Wildtierkamera liefert. Die Behörde hatte angekündigt, mit einem Brut-Monitoring weitere Erkenntnisse zum Erfolg oder Misserfolg der Wanderfalkenbrut gewinnen zu wollen.