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„Zusammenstehen in der Krise“

Kretschmann lobt bei Neujahrsempfang in Baden-Baden die ehrenamtlich Engagierten

Zwei Jahre musste der Neujahrsempfang der Landesregierung wegen Corona ausfallen. Nun fand wieder ein Empfang statt, diesmal mit 500 Gästen außerhalb von Stuttgart, nämlich im Kurhaus in Baden-Baden

Empfang in Baden-Baden: Gastgeber Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte) mit Ehefrau Gerlinde, rechts vom Ministerpräsidenten Oberbürgermeister Dietmar Späth.
Empfang in Baden-Baden: Gastgeber Winfried Kretschmann (Mitte) mit Ehefrau Gerlinde, rechts vom Ministerpräsidenten OB Dietmar Späth im Kurhaus. Foto: Bernhard Margull

Der 14-jährige Timo und die 16-Jährige Trinidad sind aufgeregt. Die beiden theaterbegeisterten Jugendlichen sind engagiert im „Jungen Ensemble“ in Stuttgart. „Das ist eine große Ehre“, sagen sie und freuen sich, dass ihr ehrenamtliches Engagement mit der Einladung nach Baden-Baden so gewürdigt wird.

Im festlichen Benazetsaal des Kurhauses in Baden-Baden sind die beiden wohl die jüngsten Ehrengäste. Um sie herum tummeln sich andere engagierte Bürger, erkennbar beispielsweise an Uniformjacken der Feuerwehr, des THW, des Roten Kreuzes oder der Malteser.

Andere sind aktiv in der Flüchtlingshilfe, in Musikvereinen, der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine oder der Bergwacht im Schwarzwald. Unter dem Motto „Zusammenstehen in der Krise“ begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Freitagabend rund 500 Gäste zum Neujahrsempfang der Landesregierung. Zwei Jahre war dieses Event wegen Corona ausgefallen.

Fast das komplette Kabinett dabei

Eingeladen waren vor allem Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Die Stimmung ist gut und fröhlich. Nahezu das komplette Landeskabinett samt Staatssekretäre hat der Ministerpräsident mitgebracht.

Mit dabei ist auch Ehefrau Gerlinde Kretschmann, mit auffälligem Federkopfschmuck. Minister und Staatssekretäre werden von Kretschmann nach dessen Rede ausgesandt in den Saal zum Gespräch, um „Lob entgegen zu nehmen“, wie der Ministerpräsident launig sagt.

Stolze Kabinettsriege: Fast das komplette Landeskabinett mit Ministern und Staatssekretären war, angeführt von Ministerpräsident Kretschmann (Mitte) nach Baden-Baden gekommen.
Stolze Kabinettsriege: Fast das komplette Landeskabinett mit Ministern und Staatssekretären war, angeführt von Ministerpräsident Kretschmann (Mitte), nach Baden-Baden gekommen. Foto: Bernhard Margull

Neben den vielen Ehrenamtlichen sind weitere Vertreter der Landespolitik anwesend, darunter die Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz (Grüne) und Andreas Stoch (SPD), auch lokale Honoratioren wie Baden-Badens OB Dietmar Späth, Amtsvorgängerin Margret Mergen oder der Unternehmer und IHK-Präsident Wolfgang Grenke.

Viel Lob und etwas Kritik im Gepäck

Für das Ehrenamt hat Kretschmann in seiner kurzen Ansprache viel Lob im rhetorischen Gepäck. „Die große Frage, was unsere Gesellschaft zusammenhält, stellt sich ganz besonders jetzt, da wir es mit fundamentalen Umbrüchen und verschiedenen Krisen zu tun haben, die sich gegenseitig verstärken,“ so Kretschmann.

Und er nimmt Anleihen bei seiner Lieblingsphilosophin. Nach Hannah Arendt bestehe der gesellschaftliche Kitt aus Mitverantwortung, sagte der Ministerpräsident. Entscheidend seien am Ende aber immer die Menschen selbst, betonte Kretschmann.

„Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass wir Demokratie jeden Tag neu mit Leben füllen und auch verteidigen müssen – gegen Autokraten von außen und Demokratieverächter von innen“, so der Ministerpräsident.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Uli Deck/dpa

„Die Pflege der Demokratie kann nur aus der Mitte der Gesellschaft, von den Bürgerinnen und Bürgern selbst kommen.“ Dabei hob Kretschmann die Vielfalt des Engagements in Baden-Württemberg hervor: „Da sind Ehrenamtliche, die geflüchteten Frauen und Kindern aus der Ukraine Deutsch beibringen, die sich beim Deutschen Roten Kreuz oder der Feuerwehr engagieren, im Sport- und Musikverein, die unsere Natur schützen und unsere Geschichte und Traditionen lebendig halten.“

Sie seien es, die den Unterschied machen. Sie stünden für eine Kultur des Zusammenlebens in der Demokratie, diese könne aber auch nur funktionieren, wenn sich alle an die Regeln hielten. Dabei blickte er auf die jüngsten Proteste beim Braunkohletagebau in Lützerath: „Gesetze gelten für alle, auch wenn man noch so hehre Ziele hat.“ Und besonders deutlich wurde er angesichts von Attacken auf Rettungskräfte. „Wer Rettungskräfte angreift, verdient nicht nur Strafe, sondern auch unsere Verachtung“.

Musik von Lehrern und Schülern

Für die musikalische Umrahmung des Empfangs sorgte die Landes-Lehrer-Bigband Baden-Württemberg sowie der Chor des Pädagogium Baden-Baden. In der jüngeren Vergangenheit fand der Empfang schon einmal außerhalb Stuttgarts statt, nämlich 2016 in Karlsruhe im ZKM unter dem Motto „Helfende Organisationen“.

Bei den darauffolgenden Empfängen, immer im neuen Schloss in Stuttgart, ging es um Religion in unserer Gesellschaft (2017), es folgte 2018 „Natur, Mobilität und Umwelt“, 2019 ging es um „Menschen in Europa“ und 2020, der letzte Empfang vor der Pandemie, mit dem Thema „Weltweite Vernetzung“.

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