
Einfach nur tiefenentspannt zurücklehnen. Auf dem mitgebrachten Klappstuhl oder der Campingdecke. Und dann ganz relaxed erleben, wie Märchen doch noch wahr werden, selbst in der heutigen Zeit.
Zumindest für die zahlreichen Besucher der letzten Krimi-Kiste in diesem Jahr hoch oben auf dem Merkur, veranstaltet von den Stadtwerken.
Man kann den Abend insgesamt nur als zauberhaft bezeichnen. Bereits am späten Nachmittag setzte der Pilgerstrom in Richtung Merkurbergbahn ein. Fast alle Besucher erwiesen sich als Profis und hatten neben Decken oder Stühlen vor allem auch den kulinarischen Aspekt des Abends im Blick.
Da wurden im Freundeskreis Kühltaschen ausgepackt und kleine Büffets aufgebaut. Als besonders beliebt erwiesen sich mit Trauben gespickte Käsewürfel oder die runde Verführung in Form von Mozzarellakugeln auf Cocktailtomaten. Genauso verlockend waren Käsestangen, Olivenbrot oder Gurken- und Karottensticks; der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Ein etwas anderes Format für Erwachsene
Susanne Schwellinger und Birgit Rösch, die beide „für diesen Berg brennen“, sind bereits seit 2017 für die Märchen-Kiste auf dem Merkur verantwortlich. Hier erfreut Schauspielerin Manuela Romberg den Sommer über Kinder und im Herzen Kind gebliebene große Zuhörer mit Märchen aus aller Welt und hatte dabei eine stetig wachsende Fangemeinde. Also überlegten sich die beiden Organisatorinnen folgerichtig, wie wäre es denn mit einem etwas anderen Format für Erwachsene?

Schnell war die Idee der Krimi-Kiste geboren – mit schaurigen, gruseligen, spannenden und witzigen Geschichten, bei denen vor allem der schwarze Humor nicht zu kurz kommt.
Manuela Romberg ist auch hierfür die Idealbesetzung. Besitzt die frühere Schauspielerin am hiesigen Theater doch das begnadete Talent, allein mit ihrer Stimmmodulation jeder einzelnen Person der Handlung einen ganz individuellen Charakter zu verleihen.
Vier Termine waren zum Auftakt in diesem Sommer angesetzt. Ganz bewusst immer an unterschiedlichen Tagen, um die Resonanz des Publikums zu testen. Doch kaum hatte sich das Angebot herumgesprochen, waren die Termine egal, der Merkur wirkte an den Krimiabenden wie ein Magnet.
Waren es am ersten Abend noch 20 Zuhörer, steigerte sich das auf über 70, beim Finale am Freitagabend waren es nochmals deutlich mehr.
Jeder Krimiabend auf dem Baden-Badener Merkur hat ein anderes Motto
Jeden Krimiabend hatte Romberg unter ein anderes Motto gestellt. Zur Sommersonnenwende im Juni lockten „Die großen Drei“ mit Geschichten über die schrullige Miss Marple, den eitlen wie brillanten Meisterdetektiv Sherlock Holmes und den liebenswerten Franzosen Hercules Poirot mit seinem gezwirbelten Schnurrbart. Die „Gruselgeschichten von Edgar Allan Poe“ boten im Juli den Klassiker schlechthin.
Irgendwo rinnt immer Blut.Susanne Schwellinger
Organisatorin der Krimi-Kiste
Harter Tobak und düstere Bilder im Stil von Stephen King waren nichts für schwache Nerven. „Irgendwo rinnt immer Blut und es gibt viele Leichen, aber es war trotzdem lustig“ verriet Susanne Schwellinger.
Ein absolutes Highlight war das wahrlich Appetit anregende, gelesene Krimi-Dinner am Freitagabend.

Begonnen mit dem Amuse Gueule als kleinem Gruß aus der Küche, „Der letzte Bissen“ in Form der Henkersmahlzeit. Bei der Vorspeise „Der alte Wingert“ wehrten sich die Reben und umschlangen einen respektlosen Menschen mit 1.000 Ästen, bis er selbst zum knarzigen Rebstock wurde.
Per Teleskop können die Besucher Sternschnuppen bewundern
Ihr ganzes komödiantisches Talent und ihre köstliche Begabung, Dialekte zu imitieren, ließ Rombach spielen in „Das Fischgericht“, angesiedelt in sizilianischer Mafiosi-Atmosphäre. Ein Weintester wurde fast im Rebensaft ersäuft; in „Schuld war nur der Dornfelder“, beim Hauptgang, ging es um „Die vermaledeiten Hefeknöpfle“. Doch die Krönung war das Dessert beim „Mord im Kühlschrank“, erzählt aus der Sicht eines gemeuchelten Eies und ihres in der Pfanne dahin gerafften Bacon-Freundes.
Rombach las das so herzig und ergreifend, dass es schon richtig rührend wurde. Doch damit nicht genug. Die Organisatoren hatten den Termin extra auf den Höhepunkt der Nächte der Perseiden gelegt und die Sternfreunde Durmersheim dazu eingeladen.
Diese bauten ihre großen Teleskope auf und mit zunehmender Dunkelheit konnten die Besucher als Sahnehäubchen des Abends noch Sternhaufen, Doppelsternsysteme und Sternschnuppen bewundern.