
Wo sonst der Herbst zeigt, was Mensch trägt oder schlichtweg leblose Stühle zum Verweilen einladen, poppten Blumen und mehr aus dem Asphalt. Genaugenommen von der Leinwand. Die Stadt feierte zum inzwischen fünften Mal die Contemporary Art und wirkte wie ein Magnet. Bis der Regen kam.
Nicht jeder war davon beeindruckt. Die Rettungshundestaffel blieb trotz der ersten dicken Tropfen entspannt am Blumebrunnen stehen. Ein echter Hingucker waren sie, die Vertreter einer ganz anderen Kunst. Bala, Hazel und Mo, die vierbeinigen Vertreter ihrer Zunft, erwiesen sich als wohl erzogen.
Für ein kleines Leckerli, dass Herrchen und Frauchen stets in der Tasche tragen, legten sie gekonnt Beweis dafür ab. „Wir wurden schon sehr viel gefragt“, hat Hundführer Ralf Weber den Eindruck, dass ihre Tätigkeit noch gar nicht wirklich bekannt ist. Folglich stand er Rede und Antwort darauf, wie man etwa einen Hund ausbildet, welche Rasse dafür taugt und wo man bereits an Einsätzen beteiligt war.
Nur wenige Meter weiter ging es auch um Kunst, ums Malen. Und zwar im Do-it-yourself-Verfahren. Wer hier das Titelmotiv der diesjährigen Veranstaltung am besten nachempfindet, dem winkte am Ende noch ein Gewinn. Die Vorlage stammte von Sebastian Wehrle, der Bollenhut- und Tattoo-Foto-Kombinierer, der seit Jahren die Szene rockt.
Voller Stolz schwang dort auch die kleine Lina einen großen Pinsel. Konzentriert war sie am Werk und zauberte ein Bild, das verblüffend an einen echten Schwarzwälder Bollenhut erinnerte. „Nein“, muss sie angesichts dieser Rückfrage lachen.
„Ich male doch diese Frau da“, deutet sie mit dem Pinsel auf eine adrette Blondine. Ob das Werk im Zukunft im elterlichen Wohnzimmer Platz finden wird, muss sich zeigen. Mama und Papa waren jedenfalls begeistert von der kindlichen Leidenschaft.
Künstler malen hinter Schaufenstern
Inspirieren lassen zu solchen Eigenwerken konnte man sich etwa bei Wagener in der Galerie. Wie schon in früheren Jahren hatte der SWR zwei seiner hauseigenen Künstlerinnen entsandt, die über mehrere Stunden im Schaufenster großformatige Arbeiten schufen.
Mit ein klein wenig Geduld wurden die Passanten Zeuge, wie Svea Ret mit gekonnten Pinselstrichen einen Fisch auf der Leinwand entstehen ließ, während unweit von ihr, genaugenommen im Schaufenster nebenan, Laura Wilferth für aufpoppende Blüten sorgte.
Passanten staunen über Leistung der Künstler
„Unglaublich und vor allem sieht das so einfach aus“, bewunderte Mariella Siebert mit durchaus anerkennendem Kopfschütteln, wie die beiden Künstlerinnen zu Werke gingen.
„Am liebsten würde ich mich jetzt mit einem Stuhl hierher setzen und einfach nur staunen.“ Während hier Schicht um Schicht die Optik Tiefe gewann, waren die Figuren der Ballonina tatsächlich im Handumdrehen fertig.
„Einen grünen Dino“, lautete der Wunsch des kleinen Manuel, der prompt erfüllt wurde. Ein Baden-Badener ist er zwar nicht, stellte aber schnell fest, dass sich ein Besuch in der Stadt lohnt.
Unglaublich und vor allem sieht das so einfach aus.Mariella Siebert, Passantin
Shoppen, schlemmen, flanieren, Eis schlecken, sich beschenken lassen und beschenken, Kunst schaffen, Kunst kaufen und vor allem stauen, war angesagt. Besonders als der Regen einsetzte.
Wer bis dahin nicht daran gedacht hatte, sich auch im Museum kulturell berieseln zu lassen, der – so schien es zumindest – nutzte nach dem Einkaufserlebnis im Trockenen obendrein die besonderen Angebote des Tages, und erkundete die Angebote entlang der Lichtentaler Allee. In der Staatlichen Kunsthalle etwa, wo man ausnahmsweise unentgeltlich schauen durfte.
Ein echter Hauptgewinn war das Event, das sicherlich ohne Regen noch ein klein wenig großartiger eingeschlagen hätte. Doch hat es auf jeden Fall gezeigt, dass Baden-Baden und Kunst immer eine tolle Kombi sind.