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Spiel mit Kontrasten

Künstlerin aus Baden-Baden verwandelt altes Schulhaus in Neuweier in Kunstraum

Für einen Monat verwandelt die in Baden-Baden lebende Künstlerin Katalin Moldvay das alte Schulhaus in Neuweier zu einem einzigen großen Ausstellungsraum. Dabei setzt sie besonders auf Kontraste.

Katalin Moldvay in ihrem Atelier in Neuweier. Auf der Fensterbank ist der „verrückte Kaktus“ zu sehen.
Katalin Moldvay in ihrem Atelier in Neuweier. Auf der Fensterbank ist der „verrückte Kaktus“ zu sehen. Foto: Christina Nickweiler

Ab dem 24. Juni verwandelt Katalin Moldvay für einen Monat das alte Schulhaus in Neuweier zu einem einzigen großen Ausstellungsraum.

Dass ausgerechnet die alte Schule in der Weinstraße als Ort einer seltenen Kunstausstellung wird, hat damit zu tun, dass die aus Ungarn stammende und seit 1984 in Baden-Baden lebende Künstlerin schon 20 Jahre ihr Atelier im oberen Stock des altehrwürdigen Gebäudes hat.

Alte überdimensionierte Schwingflügeltüren aus Holz mit kleinen Rundbogenfenstern, betagte, aber intakte Bodenplatten aus Stein, gewölbte Lampen aus weißem Glas mit gerilltem Boden – hier in den Fluren des Schulgebäudes, weht der Hauch längst vergangener Zeiten. Genau hier setzt Katalin Moldvay mit ihrer Installations- und Bildkunst neue Akzente. „Das Schulhaus hat Charme“, findet Moldvay beim Atelierbesuch.

Künstlerin aus Baden-Baden spielt mit Kontrasten und unbehaglichen Elementen

Verschiedene Stoffe genäht und ausgestopft: Bei diesem Objekt hat sich Katalin Moldvay von anatomischen Formen inspirieren lassen.
Verschiedene Stoffe genäht und ausgestopft: Bei diesem Objekt hat sich Katalin Moldvay von anatomischen Formen inspirieren lassen. Foto: Christina Nickweiler

Die Künstlerin beherrscht das Spiel mit Kontrasten. Der erste Kontrast, der stark ins Auge fällt, ist zunächst der Schwarzweiß-Kontrast, der sich kontinuierlich durch ihr gesamtes Werk zieht. Diesen Gegensatz kombiniert sie mit weiteren Kontrasten, wie etwa Materialien, aber auch Inhalten.

Da wäre zum Beispiel das Fotogramm eines menschlichen Herzens, das die Künstlerin so bearbeitet hat, dass nur noch die Gefäße zu sehen sind. Doch dieser abstrakten Darstellung setzt Moldvay noch ein unbehagliches, ja verstörendes Moment hinzu – lange, dünne von Hand eingenähte Fäden, die wie Nadeln wirken. „Kunst muss unbequem sein, um Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen“, sagt sie.

Eine Disharmonie entfaltet ebenso eine an der Wand befestigte Installation, deren Oberfläche aus glatt geschliffenem Holz besteht, aber mit aufgeklebten Stoffspitzen stilvoll die Geschmeidigkeit stört. Unruhe löst genauso der Blick auf ein Objekt, das außen weiß gestaltet ist, aber innen ein tiefes schwarzes Loch offenbart.

Immer neugieriger wird der Blick des Betrachters, je weniger dieser aus dem schwarzen Loch etwas erkennt. „Es ist so dunkel, es ist so schwarz als würde die Farbe auf mysteriöse Art herausfließen“, kommentiert die Künstlerin die Wirkung des Werkes.

Schwarzes Loch im Weltall inspiriert Baden-Badener Künstlerin

In den vergangenen beiden Jahren hat sich Katalin Moldvay bei ihrer Arbeit vom kosmischen schwarzen Loch inspirieren lassen. Entstanden sind unter anderen großformatige Gemälde, und zwar erstmals mit der Technik Acryl auf Leinwand. Lange, schlangenförmige Röhren, in deren Mitte viele schwarze Löcher klaffen. Ihr „verrückter Kaktus“ auf dem Fensterbrett ihrer Werkstatt stand hierfür Pate, erzählt die Künstlerin.

Das Schulhaus hat Charme.
Katalin Moldvay, Künstlerin

Die Flure der alten Schule sind für diese großformatigen Bildkunstwerke geradezu prädestiniert. Bild und Skulptur – Katalin Moldvay wandelt technisch zwischen den Dimensionen, aber auch inhaltlich, nämlich zwischen Zeit und Raum – hier das alte Gemäuer als greifbares Relikt der Vergangenheit, dort der imaginäre Kosmos als das konstant Ungewisse.

Künstlerin schätzt Blick in die Natur

Welches Wesen, welche Persönlichkeit offenbart diese Sprache der Kunst? Der Blick auf das Wesentliche, „alles das, was im Kern erfasst wird“ interessiere sie. Die Reduktion der Perspektive auf das Wesentliche manifestiert sich bei Katalin Moldvay unter anderen in ihrer bescheidenen Art Menschen zu begegnen.

Kunst muss unbequem sein, um Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen.
Katalin Moldvay, Künstlerin

Sie spricht leise, ihre Gestik ist ruhig, sie schätzt den Blick aus dem großen Fenster ihres Ateliers direkt auf die Natur rund um Neuweier. Seit 2012 ist Moldvay Kursleiterin in der Kunstwerkstatt des Museums Frieder Burda.

Die Vernissage zur Ausstellung findet am Freitag, 24. Juni um 19 Uhr in der alten Schule in Neuweier, Weinstraße 16, statt. Die Werke werden bis zum 23. Juli mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 13 bis 19 Uhr zu sehen sein.

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