Skip to main content
Dänischer Eisbecher für dänischen Künstler: Jeppe Hein freut sich über die Kreation der Kurhaus-Eismanufaktor, die er vor dem Wasserpavillion im Kurgarten probiert

Kunstaktion setzt Kurgarten neu ins Bild

Baden-Baden präsentiert Werke des dänischen Künstlers Jeppe Hein

Außergewöhnliche Sitzgelegenheiten und Wasserfontänen wecken im Kurgarten in Baden-Baden die Neugier der Besucher. Dahinter steht die Kunstaktion „kunst findet stadt“ mit Werken des dänischen Künstlers Jeppe Hein.
4 Minuten
4 Minuten

Dem Künstler eilt der Ruf voraus, gute Laune zu versprühen - und das tut er auch. „Habt ihr einen Badeanzug oder Badehose dabei“, fragt Jeppe Hein beim Presserundgang zu seinen Kunstwerken im Kurgarten in Baden-Baden in die Runde. Nein, das haben die Kolleginnen und Kollegen von Radio, Fernsehen und Printmedien nicht.

Ein Hindernis, den Wasserpavillon mit den immer wieder aufsteigenden Wasserfontänen auf der grünen Wiese in der Nachbarschaft der Kurhaus-Kolonnaden zu betreten, ist das nicht. Wer es geschickt anstellt, wird dabei nicht nass.

Und wenn, dann macht das bei sommerlichen Temperaturen nichts. „Das trocknet schnell“, meint der dänische Künstler, der sich vorsorglich aber doch seines Schuhwerks entledigt hat, bevor er den Pavillon betritt.

Premiere an diesem Samstag

„kunst findet stadt“ - so heißt das Motto ab diesem Samstag in der Bäderstadt. Im vergangenen Jahr machte die Corona-Pandemie dem geplanten neuen Format noch einen Strich durch die Rechnung.

In diesem Sommer kann das Virus die Kunstaktion allerdings nicht stoppen. Künftig soll die Kunstaktion jährlich mit wechselnden Künstler angeboten werden. Das Erfreuliche für die Besucher: Der Eintritt ist frei.

Mal in den Spiegel schauen: Das können Besucher der Kunstaktion „kunst findet stadt“. Die hängende Installation bietet ungewöhnliche Perspektiven auf die Umgebung.
Mal in den Spiegel schauen: Das können Besucher der Kunstaktion „kunst findet stadt“. Die hängende Installtion bietet ungewöhnliche Perspektiven auf die Umgebung. Foto: Bernd Kamleitner

Schon am Tag vor der eigentlichen Eröffnung der Aktion zeigt sich, dass der Beirat, der die Kunstwerke von Jeppe Hein für die Premiere ausgewählt hat, ganz offensichtlich eine gute Wahl getroffen hat.

Wasserpavillion ist der Renner für Selfies

Die Menschen bleiben am Wasserpavillon stehen, trauen sich auch hinein und - darüber freuen sich die Marketingstrategen der Bäderstadt ganz besonders - es werden viele,viele Fotos geschossen, zumeist mit dem Kurhaus im Hintergrund.

Wenn diese dann noch in den sozialen Medien verbreitet werden, darf sich Baden-Baden wohl über einen tollen internationalen Werbeeffekt freuen.

Auch an den acht installierten außergewöhnlichen Bänken bleiben die Menschen stehen und probieren sie aus. Hein hat die Sitzgelegenheiten völlig neu interpretiert. Ausprobieren, möchte man den Menschen zurufen, die möglicherweise meinen, damit nichts anfangen zu können.

Ein rundes Exemplar ist für die Schau an der Oos eigens angefertigt worden, die anderen wurden zum Teil neu gebaut, berichtet Hein. Mit seinen sogenannten „Modified Social Benches“, den modifizierten sozialen Bänken, hat er schon reichlich Erfahrungen gesammelt: „Je nach Standort reagieren die Menschen immer anders.“

Künstler ist erstmals in Baden-Baden zu Gast

Der Däne, der mit seiner Familie und den vier Kindern in Berlin lebt, ist erstmals in Baden-Baden. Am Donnerstag kam er aus dem Urlaub an der Oos an, war unter anderem noch beim Frisör und mit seinem Team mit Vorbereitungen für die Ausstellung beschäftigt.

Viel gesehen von der Stadt hat Hein deshalb noch nicht. Das, was er im Umfeld des Kurgartens gesehen hat, hat es ihm aber angetan: „Ich bin von der ersten Stunde an begeistert!“

Für Hein ist es die erste Ausstellung seit Ausbruch der Corona-Pandemie

Für den international erfolgreichen Künstler ist das Projekt in Baden-Baden die erste Ausstellungseröffnung seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Lange kann er das oft gepriesene gute Leben in der Bäderstadt nicht genießen.

Schon an diesem Samstag geht es zurück nach Berlin. Aus gutem Grund: Am Sonntag will er mit seiner Frau und den ein-, sechs-, zwölf- und 15-jährigen Kindern seinen Geburtstag feiern: Hein wird am 1. August 47 Jahre.

In seinem Garten steht übrigens keine seiner aufsehenerregenden Bänke, dafür aber ein Spiegellabyrinth. Das in den Spiegel schauen hat für Hein auch eine therapeutische Wirkung: So verarbeitete er eigene Ängste, die ihn längere Zeit beschäftigten. „Das löst sich langsam“, beschreibt er den Effekt. Und: „Man kriegt mehr Freiheit im Leben.“

Besucher können auch in den Spiegel schauen

Im Pavillon neben dem Kurhaus können Besucher ebenfalls in den Spiegel schauen. Die Spiegelinstallation hat Hein extra für das „kunst findet stadt“ angefertigt. Da sich die hängende Installation dreht, gibt sie immer wieder neue Perspektiven auf die Umgebung frei.

Der dänische Künstler Jeppe Hein nutzt im Kurgarten in Baden-Badeneine seiner Modified Social Benches“,  modifizierte soziale Bänke, für eine Rutschpartie.
Der dänische Künstler Jeppe Hein nutzt im Kurgarten in Baden-Badeneine seiner Modified Social Benches“, modifizierte soziale Bänke, für eine Rutschpartie. Foto: Bernd Kamleitner

Der Künstler hofft, dass sie die nächsten Wochen unbeschadet übersteht. „Berührt mit den Augen, nicht mit den Fingern“, rät der Mann, vor dessen künstlerischer Karriere im Jahr 1993 eine Ausbildung zum Schreiner stand.

Baden-Baden Events entwickelt Open-air-Formate weiter

Ideen für neue Werke entwickelt Hein mit seinem Team. Am Anfang steht zumeist eine Zeichnung, dann werden Modelle gebaut. Die Idee zu „kunst findet stadt“ entstand unterdessen im Rahmen einer Programmfindungsrunde von Baden-Baden Events (BBE), verrät Baden-Badens Kur- und Tourismuschefin Nora Waggershauser. „Wir müssen unsere Open-air-Formate weiterentwickeln“.

An Ideen mangelt es offenbar nicht. Auf die Werke von Jeppe Hein sollen auch andere Formen wie zum Beispiel Licht-, Sound- oder Performancekunst folgen.

Damit könne jungen Künstlern eine Bühne gegeben werden, und Baden-Baden soll zum Treffpunkt für Kunstbegeisterte werden. Einheimische, die meinen, den Kurgarten bereits zu kennen, können die Anlage mit der Kunstaktion zudem für sich neu entdecken, findet Waggershauser.

Dänischen Eisbecher für dänischen Künstler

Die Kunstwerke im Kurpark haben auch Franziska Ebi inspiriert. Die junge Chefin der Kurhaus-Eismanufaktor hat für die Kunstaktion des dänischen Künstlers einen dänischen Eisbecher kreiert.

„Sehr lecker“, kommentierte Hein das Ergebnis mit drei Kugeln Eis (Vanille, Schoko und Lakritze), Sahne, Erdbeersoße und einem Schoko-Kuss. Die dänische Bezeichnung für das süße Teil kommt dem prominenten Koster natürlich ganz locker über die Lippen: „flødebolle“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang