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Auch Falschparker und Lieferwagen bremsen die BBL-Fahrzeuge aus

Lärmaktionsplan für Baden-Baden: Bringt weniger Lautstärke mehr Unpünktlichkeit der Linienbusse?

Weniger Lärm wollen alle. Eine Maßnahme sind Tempo-30-Zonen. Doch die bremsen dann auch den Nahverkehr aus. Mit schnellen Haltestellen sollen Zeitverluste kompensiert werden.

An einer Straße steht ein „Tempo-30“-Schild.
Lärmminderung durch Tempolimit: Solche Zonen sollen auch in Baden-Baden noch mehr ausgewiesen werden. Doch die Maßnahme bremst dann auch die Busse aus. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Viele Menschen leiden unter Lärm - auch in Baden-Baden. Mit einem Lärmaktionsplan will die Stadt für geringere Lautstärke sorgen. Das hat der Gemeinderat bereits beschlossen. Doch Maßnahmen wie etwa Tempo-30-Zonen bremsen auch den öffentlichen Personennahverkehr aus. Die Umlaufzeiten der Busse verlängern sich.

Mit so genannten schnellen Haltestellen soll Fahrtzeit eingespart werden. Eine solche geplante Umbaumaßnahme am Brahmsplatz verzögert sich jedoch. Das Grundsatzproblem mit den ausgebremsten Bussen in Tempo-30-Zonen haben die Kommunalpolitiker und Verantwortlichen der Baden-Baden-Linie (BBL) schon länger auf dem Schirm.

Vorteil auch für Menschen mit Handicap

So genannte Buskaps sollen das Problem lösen oder zumindest einen Teil des Problems. Der Bus muss nicht in eine Haltestelle einfahren, was Zeit kostet, sondern kann seine Passagiere direkt an der Straße aufnehmen und somit wertvolle Zeit im Umlauf, die etwa in einer neuen Tempo-30-Zone zusätzlich anfällt, wieder aufholen. Dafür muss ein Vorbau errichtet werden.

„Ich trete für Kaps ein, weil sie den Nahverkehr beschleunigen“, sagt SPD-Gemeinderat Werner Schmoll. Er ist einer der Verfechter solcher Lösungen, weil dort auch Menschen mit Handicap besser ein- und aussteigen könnten. Mit einem zunächst provisorischem Umbau soll aus Haltestellen eine schnelle Haltestelle werden.

An der Balger Hauptstraße oder am Klosterplatz in Lichtental ist das bereits geschehen. Weitere Beispiele sollen folgen. Doch von heute auf morgen lässt sich der Umbau der Haltestellen in Baden-Baden in dauerhafte Buskaps, die auch noch barrierefrei ausgebaut sind, nicht realisieren. „Immer dort, wo es geht und möglich ist, werden wir ausbauen“, kündigte Bürgermeister Alexander Uhlig (CDU) im Betriebsausschuss der Stadtwerke an.

380 Haltepunkten im Stadtkreis

Ein Blick auf die Zahl der Haltestellen im Stadtkreis lässt erahnen, dass das eine Aufgabe von Jahrzehnten werden wird, für Schmoll eine von „gefühlt 100 Jahren“: Die Busse fahren über rund 170 Haltestellen und insgesamt so genannte 380 Haltepunkte an. So hat etwa die Haltestelle Augustaplatz sieben Haltepunkte.

Die Kosten für einen dauerhaften Umbau wurden von der Verwaltung in der Vergangenheit mit einem Betrag ab 50.000 Euro angesetzt. Kleiner Trost: Nicht alle müssen barrierefrei umgebaut werden, erläuterte der CDU-Mann. Die geplanten zwei Buskaps am Brahmsplatz werden zunächst auch nicht provisorisch angelegt.

Dort hat sich mit der Ausweisung eines Sanierungsgebiets in Lichtental ein neuer Sachstand ergeben. Wenn die Maßnahme verschoben wird, dann kann mit Fördermitteln gerechnet werden. Der Nachteil: Die Maßnahme wird sich zeitlich verzögern. „Das wird nicht so schnell gehen“, bestätigte Uhlig.

Knifflige Situation wegen B 500

Zunächst seien für das Sanierungsgebiet vorbereitende Untersuchungen erforderlich. Anfang 2022, so der Zeitplan, könne ein Konzept vorliegen. Das werde dann wohl im folgenden Frühjahr dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt. Dann könnten die ersten Planungen beginnen.

Die Situation am Brahmsplatz sei jedoch nicht einfach, auch wegen der dort vorbeiführenden Bundesstraße 500. Der Baubürgermeister rechnet deshalb, dass es wohl Frühjahr 2023 werden wird, „bis sich baulich was verändert“. Doch es sind nicht nur Geschwindigkeitsbegrenzungen, die die BBL-Busse bremsen.

„Die Nerven eines Busfahrers müssen schon stark sein“, berichtete der Bürgermeister. Falschparker oder Lieferfahrzeuge behinderten die BBL-Gefährte auf ihren Touren. Das bestätigte Grünen-Rat Michael Velten. Seine Forderung: „Solche Dinge muss man auch angehen!“

FDP-Rat Pilarski beobachtet nachlassende Verkehrsdisziplin

FDP-Rat Rolf Pilarski beobachtet zudem eine nachlassende Verkehrsdisziplin. So würde immer wieder die Vorfahrt der Busse aus der Haltebucht missachtet. Bürgermeister Alexander Uhlig ließ in diesem Zusammenhang anklingen, dass der Bus „nicht zum Selbstzweck fährt“.

Zu normalen Zeiten säßen in einem solchen Fahrzeug „viel mehr Menschen als in nachfolgenden Autos aufgehalten werden“. Und wenn etwa am Beispiel Klosterplatz von gefährlichen Situationen vor Ort etwa für Kinder gesprochen werde, dann gehe die Gefahr nicht vom Bus, sondern von den vorbeifahrenden Autos aus.

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