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Kunstprojekt in Baden-Baden

Mammutbaum wird zum Mammutwerk

Der Baden-Badener Bildhauer Karl Manfred Rennertz schafft aus dem in der Lichtentaler Allee gefällten Mammutbaum mehrere Kunstwerke. Unter anderem hat der Künstler den Stumpf mit einem Fenster versehen, um auf diese Weise neue Blickachsen zu öffnen.

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Neue Blickachsen: Das vom Baden-Badener Bildhauer Karl Manfred Rennertz geschaffene Fenster im Stumpf eines Mammutbaums in der Allee schafft ungewöhnliche Perspektiven. Foto: Rudolphi

Dieser Mammutbaum verdient ein Mammutwerk. Daran lässt Karl Manfred Rennertz keinen Zweifel. Der Baden-Badener Bildhauer und Professor an der Hochschule Detmold setzt sich seit gut einem Dreivierteljahr mit dem früheren Giganten der Lichtentaler Allee in Baden-Baden künstlerisch auseinander. Im Dezember 2017 musste der etwa 140 Jahre alte Riese vor dem Museum Frieder Burda fallen, weil er große Schäden aufwies und damit ein Sicherheitsrisiko darstellte. Lediglich ein etwa zehn Meter hoher Stumpf blieb stehen, um daraus ein Kunstobjekt zu schaffen.

Ein Abgang erster Klasse

„Der Mammutbaum bekommt damit einen Abgang erster Klasse“, betont Markus Brunsing, Leiter des städtischen Fachgebiets Park und Garten. Aber spätestens im Herbst steht der Veteran vor dem endgültigen Aus. Weil der Fäulnisprozess weit fortgeschritten ist, muss er einem jüngeren Exemplar weichen.

Ein botanischer Riese wird zum Medienstar

Bis dahin wird es der wohl berühmteste Mammutbaum der Lichtentaler Allee zu einer beachtlichen künstlerischen Karriere gebracht haben. Zwischenzeitlich wurde er zu einem regelrechten Medienstar. Zunächst verpasste der Berliner Künstler Fabian Knecht dem Riesen für die Große Sonderausstellung des Landes in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden eine Hülle und verwandelte ihn in einen viel beachteten begehbaren „White Cube“.

Künstler Karl Manfred Rennertz gestaltet den Giganten

Im Sommer rückte dann Karl Manfred Rennertz mit seinem Säge-Team an, um den mächtigen Stamm mit einem etwa zwei Meter hohen Fensterausschnitt zu versehen. „Ich möchte damit die Blickachsen vom Steinbrunnen bis zur sogenannten Schiller-Linde freigeben und darauf hinweisen, dass auch die Lichtentaler Allee ein von Menschen geschaffenes botanischen Kunstwerk ist“, erläutert Rennertz im BNN-Gespräch.

Das Werk bleibt nach der Fällung erhalten

Für den Künstler steht bereits jetzt fest: Nach der Fällung möchte er das von ihm gestaltetet Objekt nicht weiter bearbeiten. Er würde sich freuen, wenn sein Mammutbaum-Werk künftig einen angemessenen Platz etwa in einem großzügigen eines Unternehmens fände.

Die Resonanz auf das Objekt ist riesengroß

„Das Interesse an diesem Mammutbaum ist nach wie vor riesengroß“, berichtet Rennertz. Keines seiner Werke habe bislang eine solche öffentliche Resonanz erfahren. „Ich erhalte immer noch jede Woche mehrere Anrufe“, bekräftigt der Bildhauer. Dabei ist die Arbeit in der Lichtentaler Allee nur ein kleiner Teil dessen, was der Gigant an künstlerischem Potenzial bietet. Vor und hinter Rennertz’ Atelier, einer ehemaligen Werkshalle, stapeln sich riesige Mengen an Holz vom Stamm und von den Ästen des Mammutbaums, die auf eine künstlerische Gestaltung durch den Bildhauer warten.

Der Bildhauer hat drei kleinere Werke geschaffen

Bisher hat er neben dem Fenster im Baumstamm drei kleinere Werke geschaffen. Aus Abfallstücken sind zwei elegant geschwungene Objekte, die an den Enden spitz zulaufen und auf die Blattgold aufgetragen ist, entstanden. Sie tragen den Titel „Splitter“. Rennertz verwendet gerne Blattgold, um das Holz zu veredeln, wie etwa auch bei einer nur grob bearbeiteten ovalen Form. Beim dritten Objekt handelt es sich ein Relief, das der Künstler mit einem Gasbrenner geschwärzt hat.

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Die Handschrift des Künstlers: Karl Manfred Rennertz bearbeitet das Holz des Mammutbaums mit einer Motorsäge. Foto: Rudolphi

Motorsäge und Axt sind die Werkzeuge

In der Oberfläche sind die Spuren, die die Motorsäge hinterlassen hat, deutlich zu erkennen. „Die Schnitte sind mein Ausdrucksmittel, vergleichbar dem Strich eines Zeichners“, verrät der Bildhauer mit Blick darauf, dass Motorsäge und Axt seine bevorzugten Werkzeuge sind. Die Arbeit mit den Stämmen und Ästen des Mammutbaums erfordert schweres Gerät. Ohne Gabelstapler und Flaschenzug geht gar nichts. Rennertz benötigt sie, um die teilweise tonnenschweren Holzstücke in seinem Künstler-Atelier zu transportieren.

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Vorbereitung: Der Künstler markiert die Schnittstellen für die Arbeit mit der Motorsäge. Foto: Rudolphi

Zwei Objekte für das Hospiz Kafarnaum sind in Arbeit

Neben den fertigen kleineren Objekten hat Rennertz bereits Ideen für zwei größere Arbeiten aus jeweils etwa 300 Kilo schweren hölzernen Kolossen, die vor der Halle lagern. Der Bildhauer möchte daraus Kunstwerke für das Hospiz Kafarnaum in Ebersteinburg gestalten. Aus einem Stück soll ein etwa 1,60 mal zwei Meter großer Kubus werden, auf dem Angehörige Briefe an Verstorbene ablegen können. Aus dem zweiten Quader möchte Rennertz einen großen Kerzenleuchter formen.

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Die nächste Arbeit wartet: Karl Manfred Rennertz möchte aus diesen beiden Stücken des Mammutbaums Kunstwerke für das Hospiz Kafarnaum schaffen. Foto: Rudolphi

Die Sommerakademie widmet sich dem Mammutbaum

Die Ideen gehen dem 67 Jahre alten Professor, der demnächst in Ruhestand gehen wird, nicht aus – zu groß ist seine Sympathie für Mammutbäume. „Sie haben einfach eine unglaubliche Geschichte“, versichert Karl Manfred Rennertz . Daran möchte er auch seine Detmolder Studenten teilhaben lassen, wenn sie in der Sommerakademie am Florentinerberg mit Stücken des Mammutbaums arbeiten dürfen.

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