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Top-Lage in Baden-Baden

Mauerberg-Weine umrundeten im Zeppelin die Welt

Der Mauerberg in Neuweier: Die historische Weinterrassenanlage direkt hinter Schloss Neuweier hat bis heute eine besondere Strahlkraft für den regionalen Weinbau und den Tourismus - und eine große Historie.

Monument am Berg: Mit seinen exponierten Terrassen ist der Mauerberg die Top-Lage für große Rieslinge. Direkt am Fuß liegt das VDP-Weingut Schloss Neuweier und das Weinhaus am Mauerberg.
Monument am Berg: Mit seinen exponierten Terrassen ist der Mauerberg die Top-Lage für große Rieslinge. Direkt am Fuß liegt das VDP-Weingut Schloss Neuweier und das Weinhaus am Mauerberg. Foto: Foto: Andreas Bühler

Die Hitze ist beeindruckend. Kein Schatten, direkte Sonneneinstrahlung und heißer Granit: Wer es zur Mittagszeit wagt, in den Mauerberg zu klettern, wird seine Entscheidung schon nach kurzer Zeit bereuen.

Eine Eidechse sucht Schutz in einem Schlitz der uralten Trockenmauer. Und der Blick schweift von hier oben weit in die Rheinebene. „Das ist schon eine exklusive Weinlage, die von Hand über die Jahrhunderte hinweg mühsam aufgebaut wurde“, sagt Karl Keller vom historischen Verein Yburg. Der Mauerberg ist ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt.

Das Weingut Nägelsförst hat jetzt eine umfassende Sanierung mit Leader-Unterstützung angeschoben. „Die Weine aus dieser Lage haben Weltruf erlangt“, unterstreicht Robert Schätzle vom Schloss Neuweier direkt am Fuße des imposanten Weinberges. Alle sind sich einig, der Mauerberg muss erhalten bleiben: Er ist ein Leuchtturm der Weinbautradition in der Region, einer der größten und ältesten Trockenmaueranlagen.

Mauerwein bei der ersten Weltumrundung im Zeppelin an Bord

„Ja. Das stimmt. Der Riesling vom Mauerberg hat ein wahnsinniges Renommee gehabt“, betont Robert Schätzle vom VDP-Weingut Schloss Neuweier. „Bei der ersten Weltumfahrt des Zeppelin LZ 127 im Jahr 1929 war der Neuweierer Mauerwein auf der erlesenen Karte und der Cru Bourgeoise war sogar günstiger“, gibt er zu bedenken.

Der damalige Preis entspreche heute einem Preisniveau von 90 bis 120 Euro. Die Grundlage für einen wirklich guten Wein sei der optimale Lesezeitpunkt und die Lage. Den Mauerberg mit seiner Top-Einzellage Goldenes Loch gibt es schon berechtigterweise seit Jahrhunderten.

„Nicht umsonst ist der Mauerberg ein Teil unseres Firmennamens. Er ist sozusagen die DNA unserer Winzergenossenschaft, die vor 100 Jahren hier in Neuweier gegründet wurde“, betont Thomas Goth, heute Geschäftsführer Baden-Badener Weinhaus am Mauerberg bei den Festivitäten, die auch die urkundliche Erstnennung von Neuweier vor 725 Jahren umschließt.

Mauerweine gingen schon vor 100 Jahren aus Baden-Baden in alle Welt

Die Mauerweine, das belegen nach Angaben von Robert Schätzle alte Dokumente des Schloss Neuweier, gingen schon vor rund einhundert Jahren an Weinliebhaber in der ganzen Welt. „Unsere Weine gingen an die Herrscherhäuser in Europa, vor allem nach England und an Riesling-Fans in den USA“, weiß Robert Schätzle, der viel Wert auf den separaten Ausbau dieser Weine legt.

Der Aufwand bei der ausschließlichen Handarbeit auf den schmalen Terrassen des Mauerbergs ist enorm und zudem gefährlich. Es gibt Stellen, die manchmal nicht breiter als drei Ellen sind, bevor die Granitmauer steil in die Tiefe abfällt.

„Wir ernten dort mit 20 bis 30 Hektoliter pro Hektar extrem wenig. Deshalb müssen wir bei dem enormen Aufwand auch einen entsprechenden Preis verlangen“, geht er auf das seiner Ansicht nach viel zu niedrige Preisniveau der Weine aus Neuweier ein. „Wir erhalten und sanieren den Mauerberg auch aus Achtung vor der gewaltigen Leistung, die unsere Vorfahren hier beim Bau der Granitmauern erbracht haben.“

Trockenmauer-Sanierung auf dem Weingut in Neuweier läuft an

Das wurde so auch von der Regionalentwicklung Leader durch Gutachten erkannt und gezielt gefördert. Der instabile Zustand der Trockenmauern aus zusammengefügten Granitsteinen ist an einigen Stellen sehr bedenklich und stellt auch eine Gefahr für die angrenzenden Anwohner dar.

„Der Förderantrag von Weingut Nägelsförst ist jetzt gerade genehmigt worden, um die Sanierung am Mauerberg anzugehen“, sagt Jana Albarus von Leader Mittelbaden in Baden-Baden. Das Fördervolumen von rund 167 000 Euro allein für diesen Abschnitt von rund 8 000 Quadratmeter spiegelt den hohen Aufwand bei der Sanierung wider.

„Mitte Juli ist nun ein Treffen mit der ausführenden Firma, welche die Sanierung übernimmt, fest geplant. Ich gehe davon aus, dass die Arbeiten dann recht zeitnah beginnen“, erklärt Alexander Schichek, Eigentümer des traditionsreichen Weingutes Nägelsförst hoch über Varnhalt.

Klimawandel am Mauerberg: Ist der Riesling noch zeitgemäß?

Ob der im Mauerberg angestammte Riesling angesichts des Klimawandels dort noch die richtige Rebsorte ist, ist laut Schischek fraglich. „Wir haben schon viele Weinberge neu angelegt, auch mit pilzresistenten Sorten, Piwis genannt. Wir beobachten das genau, um dann zu entscheiden, mit welchen Rebsorten wir am Mauerberg neu bestocken.“

Der Mauerberg ist 100 Prozent Riesling und ein ganz klares Bekenntnis zu Top-Weinen.
Stefan Steinel, Kellermeister

Wenn es um die Bestockung des Mauerbergs geht, klaffen die Meinungen auseinander. „Der Mauerberg ist neben dem Stich-den-Buben die Toplage unseres Betriebes“, bestätigt auch Kellermeister Stefan Steinel vom Winzerhaus am Mauerberg. „Der Mauerberg ist 100 Prozent Riesling und ein ganz klares Bekenntnis zu Top-Weinen.“

Das sieht auch Robert Schätzle vom Schloss Neuweier trotz Klimawandel so. Alle Beteiligten in Neuweier haben am Ende ein Ziel: Den Ruf des Mauerweins zusammen mit dem Tourismus wieder zur alten Strahlkraft zu verhelfen.

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