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Bahn jetzt barrierefrei

Mit dem Umbau der Merkur-Bergbahn in Baden-Baden fällt die Ermäßigung für Behinderte weg

Nach der Sanierung ist die Merkur-Bergbahn in Baden-Baden seit wenigen Wochen barrierefrei nutzbar. Die Gestaltung der neuen Tarife ist dagegen weniger Behinderten-freundlich. Auch Menschen mit Handicap müssen nun den vollen Preis bezahlen.

Neuer Look, neue Tarife: Nach der Sanierung fahren Menschen mit Behinderung nicht mehr zum ermäßigten Preis mit der Merkur-Bergbahn auf den Baden-Badener Hausberg.
Neuer Look, neue Tarife: Nach der Sanierung fahren Menschen mit Behinderung nicht mehr zum ermäßigten Preis mit der Merkur-Bergbahn auf den Baden-Badener Hausberg. Foto: Bernd Kamleitner

Die Vorfreude war groß bei Jochen Köhler (Name von der Redaktion geändert) und seiner Frau. Das Paar aus Mittelbaden steuerte gleich nach der Wiedereröffnung der Merkur-Bergbahn den Hausberg Baden-Badens an. Am Fahrkarten-Schalter, der zu diesem Zeitpunkt noch besetzt war, folgte dann eine negative Überraschung. Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass es keine Ermäßigungen für Menschen mit Behinderung gibt.

Vor der Sanierung sei dies noch anders gewesen, berichtet Köhler. Seine Frau, Besitzerin eines Behindertenausweises (100 Prozent), und er als Begleitperson durften jeweils zum Kindertarif auf den 669 Meter hohen Merkur fahren. Dies war in den alten Tarifbestimmungen der Bergbahn so geregelt.

„Schwerbehinderte Reisende mit Berechtigung (Beiblatt mit Wertmarke) der unentgeltlichen Beförderung (Freifahrt) werden bei der Merkur-Bergbahn Baden-Baden zum Kinderfahrpreis befördert. Bei eingetragener Begleitperson (Merkzeichen B) fährt diese ebenfalls zum Kinderfahrpreis“, hieß es dort, mit dem Zusatz: „Die Merkur-Bergbahn ist nicht rollstuhlgeeignet.“

Eine unentgeltliche Beförderung von Schwerbehinderten nach dem Sozialgesetzbuch (SGB IX) ist nicht möglich.
Mitteilung der Stadtwerke Baden-Baden

Dass diese Regelung nach der Wiederinbetriebnahme tatsächlich entfallen ist, bestätigen die Stadtwerke Baden-Baden. „Die Tarifstruktur wurde nach ausführlicher Beratung durch den Betriebsausschuss beschlossen. Die Leistungen der Merkur-Bergbahn sind keine Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs. Eine unentgeltliche Beförderung von Schwerbehinderten nach dem Sozialgesetzbuch (SGB IX) ist damit nicht möglich“, teilen die Stadtwerke mit.

Dass man überhaupt keinen Rabatt bekommt als Behinderter, ist in Deutschland ungewöhnlich.
Jochen Köhler, Fahrgast

Diese Entscheidung kann Köhler nicht nachvollziehen. Denn bereits zuvor habe für Menschen mit Behinderung und deren Begleitung kein Anspruch auf kostenfreie oder rabattierte Nutzung bestanden. Dennoch gab es die Sonderregel mit dem Kindertarif. „Dass man überhaupt keinen Rabatt bekommt als Behinderter, ist in Deutschland ungewöhnlich“, sagt Köhler und nennt einige Beispiele von seinen Urlaubsreisen.

Wegen Corona-Auflagen nur 20 statt 38 Gäste pro Fahrt erlaubt

Auch der Hinweis der Stadtwerke, dass die Leistungen der Bergbahn durch den barrierefreien Umbau uneingeschränkt genutzt werden können, ist aus Köhlers Sicht nicht ganz richtig. Ein Rollstuhlfahrer könne die Leistungen aus seiner Sicht nicht „uneingeschränkt“ nutzen. Unabhängig davon dürfen derzeit wegen der Corona-Auflagen nur 20 Gäste pro Fahrt in die Bahn, im Normalbetrieb sind es 38.

Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen.
Jochen Köhler, Fahrgast

Ein versöhnliches Ende nimmt die Beziehung der Köhlers zur Merkur-Bergbahn trotz des Negativerlebnisses. „Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen“, sagt Köhler, der nun Jahreskarten für sich und seine Frau erwerben will – zum Erwachsentarif von jeweils 50 Euro. „Wenn man einmal im Monat fährt, lohnt es sich“, rechnet Köhler vor.

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