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Marc Marshall auf der Bühne

Musik soll Solidarität wecken: Baden-Badener Ukrainehilfe veranstaltet Benfizkonzert

Ein Benefizkonzert hatten die Macher der Baden-Badener Ukraine-Hilfe von Beginn an angedacht. Nun steht der Termin: am Samstag treten Künstler aus der Ukraine, aus Russland und Deutschland auf. Es soll ein Protest gegen den Krieg sein.

Drei Menschen mit Plakaten
Benefizkonzert für Ukrainehilfe: Alexander Bulazel, Irina Grinberg und Yevgeniy Primak (von links) haben dafür Künstler aus der Ukraine, Russland und Deutschland engagiert. Foto: Jörg Seiler

Eine Freundin hat Irina Grinberg auf Whatsapp geschrieben: „Ich bin noch im Keller. Ich habe dort die ganze Nacht verbracht. Mit den Katzen. Es ist feucht und kalt.“ Situationsberichte aus dem Krieg, aus der Ukraine nach Baden-Baden. Sie wirken noch unmittelbarer als die verstörenden Bilder in den Medien von zerschossenen Häusern oder Panzern.

„Jeden Morgen wird geschrieben“, berichtet die Büroleiterin der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden, mit Verwandten, mit Bekannten. Grinberg hat ukrainische Wurzeln. „Es gab Raketenbeschuss“, liest sie eigentlich täglich.

An der Oos erwacht die Natur, der Frühling lockt die Menschen in die Straßencafés. In der Ukraine bangen die Menschen um ihr Leben, flüchten. Auch an diesem schönen Dienstagabend, an dem sich der Reporter mit Irina Grinberg, Yevgeniy Primak und Alexander Bulazel in den Räumen der Israelitischen Gemeinde in der Sophienstraße zusammensetzt.

Marc Marshall bei Benefizkonzert für Ukrainehilfe

Es geht um das Benefizkonzert „zugunsten der Opfer des Krieges in der Ukraine“. Am Samstag, 26. März, 19 Uhr, findet es im Weinbrennersaal des Kurhauses Baden-Baden statt. Marc Marshall wird auftreten, als Zugpferd. Der Sänger und Entertainer ist Baden-Badener. Dazu kommen weitere Künstler aus der Ukraine, aus Russland und Deutschland. Einer von ihnen ist Bogdan Rukh. Ein Pianist. Er stammt aus Odessa, floh vor zwei Wochen vor dem Krieg.

Die Geschichte muss natürlich im Ganzen erzählt werden, denn das mit dem Benefizkonzert ist nur ein Aspekt. Was binnen vier Wochen unter dem Leitwort „Ukrainehilfe Baden-Baden“ mit den Hauptträgern Israelitische Kultusgemeinde, Stadt Baden-Baden, Caritasverband Baden-Baden, Wackenhut, United Charity und vielen weiteren Unterstützern aus einer spontanen Idee nach einem Friedensgebet gewachsen ist, hat noch viel mehr Facetten als das zugegebenermaßen sehr symbolhafte Konzert als hörbares Zeichen gegen den Krieg und für die Völkerverständigung.

Es gibt die Hilfe vor Ort, die dringend benötigte Sachen in die Ukraine bringt, erläutert Bulazel. Nicht irgendwas irgendwohin, sondern das, was dringend benötigt wird, sagt Primak, das geschieht in enger Abstimmung mit den einheimischen Fahrern.

Suppenküche für ukrainische Flüchtlinge ins Leben gerufen

Zudem holt die Ukrainehilfe Menschen aus dem Krisengebiet nach Deutschland, hilft ihnen bei der Wohnungssuche, garantiert mit einer Suppenküche einmal ein warmes Essen am Tag und stellt nicht zuletzt Dolmetscher. Und ein Waren-Lager haben sie eingerichtet, berichtet Yevgeniy Primak, auch er hat ukrainische Wurzeln. In der Fürstenbergallee 18 können die Bürger all das spenden, was die Menschen in der Ukraine dringend benötigen.

Zwei bis drei Mal pro Woche fahren dann voll gepackte Kleintransporter nach Polen, Rumänien und Moldawien. Von dort werden die Waren in die Ukraine weiter transportiert, bis in die umkämpften Gebiete. Alles werde dokumentiert, „wir machen lückenlos transparent, dass die Hilfsgüter direkt bei den Menschen ankommen“, betont er.

Primak betreut das Warenlager. Von dort gehen nicht nur Hilfsgüter in die Ukraine, in der Fürstenbergallee können sich zudem die Menschen mit dem Nötigsten versorgen, die gerade hier angekommen sind. Es werden täglich mehr. Rund 1.000 ukrainische Flüchtlinge zählte die Kurstadt es am Dienstag, so Alexander Bulazel, manche haben nicht einmal ein Handtuch oder eine Zahnbürste.

Grinberg wie Primak und Bulazel sprechen von einer humanitären Katastrophe. Sie trifft vor die Schwächsten der Gesellschaft, Kinder und Alte, Menschen mit chronischen Krankheiten. Es mangelt an Medikamenten. Es fehlen aber auch ganz normale Pflegeprodukte für die tägliche Hygiene.

Benefizkonzert in Baden-Baden soll wichtige Geldspenden einbringen

Die Spendenbereitschaft sei groß, berichten die Drei im Gespräch mit dieser Redaktion, aber es reicht natürlich noch lange nicht. Angesichts drastisch gestiegener Spritpreise schlagen die Transporte natürlich ins Kontor. „Wir brauchen Geld“, so Primak. Und das soll auch über das Benefizkonzert eingespielt werden.

Eintritt kostet es nicht, umso mehr hofft die Ukrainehilfe auf großzügige Spender. Die können dann ihren Beitrag leisten, dass die Menschen in der Ukraine mit dringend benötigten Medikamenten versorgt werden.

Das Leid der Ukrainer ist unvorstellbar: erst die Angst vor Raketen und Bomben, dann die strapaziöse Flucht. Frauen müssen die Männer zurücklassen, Kinder die Väter. Die Angst, auf dem Weg an Menschenhändler zu geraten. „Viele, die hier ankommen, sind traumatisiert“, weiß Irina Grinberg. Deshalb bietet die Baden-Badener Ukrainehilfe verlässliche Strukturen, hat „geprüfte und bewährte Kontakte“. Und sie vernetzen sich mehr und mehr. Es gibt Whatsapp-Gruppen für Küchendienst, Wohnungssuche und zum Helfer organisieren.

Und mitten im Gespräch erreicht Irina Grinberg die nächste Nachricht aus dem Krieg. Von Menschen, die sich in ein Nonnenkloster geflüchtet haben und dort nun ohne Essen fest sitzen.

Service

Anmeldung für das Benefizkonzert per E-Mail unter kultur@baden-baden.de oder per Telefon unter (07221) 932066.

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