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Lärmbekämpfung auf der Schwarzwaldhochstraße

Neue Blitzer an der B500 sollen schnelle Motorräder erwischen

Die Schwarzwaldhochstraße ist eine beliebte Rennstrecken für Motorradfahrer. Das verursacht Lärm und kann zu Unfällen führen. Dagegen soll eine neue Überwachungstechnik helfen.

Hoffen auf Einsicht: Das neue Lärmhinweisschild am Ortsausgang von Geroldsau wird installiert.
Hoffen auf Einsicht: Das neue Lärmhinweisschild am Ortsausgang von Geroldsau wird installiert. Foto: Henning Zorn

Verkehrslärm lässt viele Menschen leiden – und da spielt der Krach von Motorrädern oft eine große Rolle. Durch eine innovative Maßnahme, die Baden-Baden nach städtischen Informationen als erste Kommune in Deutschland zum Einsatz bringt, können hier nun auch rasende Motorradfahrer ermittelt und zur Kasse gebeten werden. Dabei werden zwei Mess- und Blitz-Apparaturen – so genannte Enforcement Trailer – zusammengeschaltet.

Am Aufstieg der Schwarzwaldhochstraße, die zu den beliebtesten Rennstrecken für Motorradfahrer in Deutschland gehört, stellte die Stadt am Freitag die neue Überwachungstechnik vor. Außerdem wurde am Ortsausgang von Geroldsau ein Schild angebracht, das zum „leiseren Fahren“ auffordert. Zweiradfahrer waren aufgrund des prasselnden Regens bei diesem Anlass nicht in Sicht. Dafür zeigte aber die Anwesenheit von Vertretern der Stadt, des Landes, der Polizei, des ADAC und zahlreicher Medien, welch wichtiges Thema in Baden-Baden die Bekämpfung des Motorradlärms ist.

Dies machten sämtliche Redner deutlich, wobei aber auch herausklang, wie schwierig es ist, das Lärmproblem in den Griff zu bekommen. Elke Zimmer, Staatssekretärin im Landes-Verkehrsministerium, verwies auf die „wahnsinnige Zunahme“ der Zahl der Motorradfahrer, bei denen gerade die B500 besonders beliebt sei. Es sei ein Ziel der Landesregierung, die Zahl der Unfälle und der Verkehrstoten – fast täglich komme in Baden-Württemberg ein Mensch im Straßenverkehr ums Leben – zu reduzieren. Und da müsse man bei einer der Hauptursachen dafür ansetzen: das zu schnelle Fahren. Auf die Motorradfahrer bezogen meinte sie, dass es auch darauf ankomme, durch Präventionsmaßnahmen das Bewusstsein zu verändern. Aber ebenso nötig sei eine Erhöhung des Kontrolldrucks.

Blitzer-Duo: Die beiden zusammengeschalteten Enforcement Trailer lernen eines ihrer Einsatzgebiete an der Schwarzwaldhochstraße (hier beim Helbing-Felsen) kennen
Blitzer-Duo: Die beiden zusammengeschalteten Enforcement Trailer lernen eines ihrer Einsatzgebiete an der Schwarzwaldhochstraße (hier beim Helbing-Felsen) kennen. Foto: Henning Zorn

Der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Behrens (Grüne) unterstrich, dass es nur eine Minderheit der Motorradfahrer sei, die bewusst Lärm erzeuge. Dennoch müsse man diesbezüglich etwas unternehmen. Peter Westermann, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Offenburg, verwies auf das Drängen der Bevölkerung, aktiv gegen den Verkehrslärm vorzugehen: „Die Volksseele kocht“. Allerdings seien viele Motorräder völlig legal so laut bis hin zum Geräuschniveau einer Kreissäge. Die Industrie müsse leisere Motorräder herstellen.

Bürgermeister Roland Kaiser (Grüne) hingegen sieht hier vor allem den Gesetzgeber gefordert. Nötig seien Änderungen zum Beispiel bei den Zulassungsbedingungen. Viele Hoffnungen setzt er auf den Einsatz des zweiten Enforcement Trailers (Blitzer-Anhänger), den die Stadt für 140.000 Euro gekauft hat.

Bauen auf Kontrolldruck: Landtagsabgeordneter Hans-Peter Behrens, Staatssekretärin Elke Zimmer, Bürgermeister Roland Kaiser und Klaus-Dieter Dziekan vom Fachgebiet Straßenverkehr (von links) vor dem neuen Enforcement Trailer.
Landtagsabgeordneter Hans-Peter Behrens, Staatssekretärin Elke Zimmer, Bürgermeister Roland Kaiser und Klaus-Dieter Dziekan vom Fachgebiet Straßenverkehr (von links) vor dem neuen Enforcement Trailer. Foto: Henning Zorn

Bislang konnten rasende Motorradfahrer von dem städtischen Trailer, der tagelang an einem Standort autonom in Betrieb bleibt, nur von vorne geblitzt werden. Und da ist natürlich kein Kennzeichen zu sehen. Doch durch das jetzt mögliche, erstmals praktizierte Zusammenschalten zweier Trailer ist auch eine Aufnahme „von hinten“ machbar – und damit das Verschicken eines Bußgeldbescheids. Dies will man vor allem auf der Schwarzwaldhochstraße so praktizieren, denn hier gab es in der Vergangenheit immer wieder tragische Motorradunfälle.

Wir sind dadurch viel flexibler und setzen das Gerät vor allem an Stellen ein, wo es häufig zu Tempoüberschreitungen kommt.
Roland Kaiser, Bürgermeister

Allerdings wird der zweite Trailer wie sein „Partner“ auch häufig den Autoverkehr in der Stadt überwachen. „Wir sind dadurch viel flexibler und setzen das Gerät vor allem an Stellen ein, wo es häufig zu Tempoüberschreitungen kommt“, erklärte Roland Kaiser am Freitag. Dies gelte zum Beispiel für den Zubringer an Ebertplatz, wo gerade nachts im Tempo-60-Bereich oft viel zu schnell – bis zu 140 Stundenkilometer – gefahren werde.

Lärmreduzierung auch durch Überzeugungsarbeit erreichen

Neben dem Überwachungsdruck will man aber in Baden-Baden aber auch weiterhin sein Glück bei den Bemühungen um Lärmreduzierung mit Überzeugungsarbeit und dem Setzen auf Einsicht versuchen. In diesem Sinne wurde gestern im Auftrag des ADAC am Beginn der Schwarzwaldhochstraße bei Geroldsau ein Lärmhinweisschild aufgestellt. Es zeigt ein Kind, dass auf einem Plakat fordert: „Respekt zeigen. Leise fahren“. Da die Schrift auf dem Schild aber relativ klein ist, muss man sich fragen, ob es überhaupt wahrgenommen wird. Reinhold Malassa vom ADAC Südbaden zeigte sich auf jeden Fall überzeugt, dass solche Präventionsarbeit sehr wichtig sei. Er schränkte jedoch ein: „Bei einigen der Rowdys ist nichts zu erreichen. Da gehört der Lärm einfach dazu.“

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