
Unter den Wasserbüffeln, die seit 2020 im Naturschutzgebiet Bruchgraben leben, ist nun auch eine gebürtige Baden-Badenerin: ein weibliches Kälbchen. Anfang Dezember ist es auf die Welt gekommen.
Die Herde zählt jetzt zwölf Köpfe. Am Dienstag bekamen sie Besuch – zu den „hohen Tieren“ aus Politik und Verwaltung hielten die großen, aber scheuen Weidetiere Abstand.
Büffelhaltung in Baden-Baden ist eine Erfolgsstory
Der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne), Regierungspräsidentin Sylvia Felder (CDU) und Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) machten einen Rundgang durch das Naturschutzgebiet im Westen Baden-Badens – begleitet von einer Experten-Armada aus Verwaltung, Politik und Naturschutz. Sie machten sich ein Bild davon, dass die Büffelhaltung in Baden-Baden eine Erfolgsgeschichte ist.
Zweck ist dabei nicht etwa die Herstellung von Mozzarella, nach der der Minister scherzend fragte. Nein, es geht darum, dass die tonnenschweren Tiere mit ihrem Appetit auf einfach jegliches Grünzeug die Wiesen freihalten von Gehölzen. Nützlich ist zudem, dass sie quasi im Vorbeigehen mit ihren breiten Klauen und beim Suhlen im Schlamm Vertiefungen im Boden entstehen lassen, in denen sich Tümpel, Pfützen und kleine Weiher bilden. Dadurch soll der Bruchgraben im Laufe der Jahre wieder vernässen.
Wieder – denn das Areal war ursprünglich mal ein Moor. Genauer gesagt: ein Niedermoor. Jedenfalls so lange, bis der Mensch Gräben gebaut hat, um das Gelände trockenzulegen und so landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Das klappte – und hatte eine ganze Menge unerwünschter Folgen. Ohnehin schon seltene Bodenbrüter wie Bekassine, Brachvogel oder Kiebitz blieben weg. Amphibien wurden seltener. Und: Der Moorboden, das Torf, trocknete aus.
Torfschicht im Bruchgraben ist noch bis zu zwei Meter dick
Die Torfschicht draußen in Oos-West ist stellenweise noch zwischen 40 Zentimeter und zwei Meter dick, wie Referatsleiter Daniel Raddatz vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe erklärte. Und genau diese Torfschicht soll erhalten oder bestenfalls neu aufgebaut werden.
Das ist eine wichtige Sache bei der Bekämpfung des Klimawandels, denn Moorboden kann extrem große Mengen Kohlendioxid speichern – eben jenes Gas, das, wenn es frei wird und in die Atmosphäre strömt, den Klimawandel mit befeuert. Dieser Speichereffekt klappt aber nur, wenn der Boden nass bleibt. Trocknet er aus, entweicht das Gas.
Zusammen mit den Wasserbüffeln arbeiten natürlich auch eine ganze Menge zweibeiniger Naturschützer daran, dass im Bruchgraben die Zeit zurückgedreht wird. Knapp ein Viertel des 185 Hektar großen Areals wird mittlerweile von den Tieren beweidet, die Nebenerwerbslandwirt Jonas Löscher betreut.
Zudem werden in dem Areal Jahr für Jahr viele Gehölze entfernt und Entwässerungsgräben abgesperrt, sodass sich das Wasser wieder aufstauen kann. Spaziergängern, die das Gebiet zwischen Sandweier und Sinzheim besuchen, bleibt das nicht verborgen. Sumpfige Wiesen, Schilfflächen, kleine Tümpel und Pfützen säumen die Wege.
Die Experten sind mit der Entwicklung im Bruchgraben sehr zufrieden. Der Rückgang der Vogelarten, die freie Nassflächen brauchen, um ihre Jungen großzuziehen, ist gestoppt. Dennoch wird es noch viele Jahre dauern, bis dort wieder ein funktionierendes Niedermoor entstanden ist.
Seit einigen Tagen stehen im Bruchgraben auch sechs Schautafeln, auf denen über die Wiederbelebung des Ooser Moores informiert wird. Drei Infopfade zwischen 4,6 und 7,3 Kilometern Länge leiten Spaziergänger an den Tafeln vorbei. Der Minister enthüllte bei seinem Besuch am Dienstag eine der Tafeln symbolisch. Das Land gebe Jahr für Jahr rund drei Millionen Euro aus, um Flächen zu kaufen für den Naturschutz, sagte er.

Einfach so fremden Grund und Boden vernässen, das gehe natürlich nicht. Also sei es ideal, wenn dem Land das Areal gehöre. Der Bruchgraben ist mittlerweile etwa zur Hälfte im Eigentum des Landes. Geht es nach den Verantwortlichen in Karlsruhe und Stuttgart, kommen in den nächsten Jahren noch etliche Hektar dazu.
Büffelherde soll weiter wachsen
Dann könnte auch die Wasserbüffel-Herde weiter wachsen. Zwischen 20 und 25 Tiere wären möglich, hofft Landwirt Jonas Löscher auf weiteren Nachwuchs.
Es gibt also noch viel zu tun auch für den Jungbullen und seine zehn Kühe, von denen die älteste, die Leitkuh der Herde, 18 Jahre alt ist.