Die äußeren Bedingungen waren alles andere als optimal. Doch das Fachgebiet Park und Garten hatte mit seinen Rosenzauberern um Volker Soethoff alles gegeben, um auch im 70. Jahr des Internationalen Rosenneuheitenwettbewerbes auf dem Beutig eine gerechte Beurteilung zu ermöglichen.
„Die Rose ist so etwas Schönes, dass selbst der wahnsinnigste Züchter sie nicht verderben kann.“ Das soll der Schirmherr des ersten Rosenneuheitenwettbewerbes im Jahr 1952, Bundeskanzler Konrad Adenauer, in überschwänglicher Bewunderung ausgerufen haben.
In seinem launigen Rückblick erinnerte Gartenamtsleiter Markus Brunsing an die damals zwölf Züchter aus sechs Ländern, von denen bis heute immer noch vier am Wettbewerb teilnehmen.
Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) hätte sich keinen schöneren ersten Akt nach seiner offiziellen Amtseinführung am Abend zuvor denken können. Seien doch die Rosentage „eine der buntesten und attraktivsten Veranstaltungen in den vielen wunderbaren Facetten, welche Baden-Baden zu bieten hat“.
Späths ausdrücklicher Dank galt den Mitarbeitern des Fachbereichs Park und Garten, die dem nicht sehr rosenfreundlichen Wetter all ihr Fachwissen entgegengesetzt und die Rosenneuheiten bestmöglich gepflegt haben.
Dabei standen Rosenguru Volker Soethoff und seinen Kollegen bis zum letzten Tag die Schweißtropfen auf der Stirn. „Zu trocken, zu heiß, zu frühe Blüte“, fasst er gegenüber dieser Zeitung seine Probleme zusammen.
Wiederholte Begutachtung im 14-Tage intervall
Normalerweise setze die Blüte in der zweiten Juniwoche ein, doch diesmal wagte sie sich schon Ende Mai ans Licht. „Da halfen nicht einmal meine Tricks“, verweist Soethoff etwa auf das purgieren, den Ausschnitt der ersten Blüte, um dadurch die Zeit der Zweiten in etwa berechnen zu können.
Doch man wusste sich zu helfen. Laut Brunsing begutachtete eine Expertenkommission bereits vor 14 Tagen die entsprechenden Beete. Sollten die Debütanten bei der gestrigen Sichtung bereits verblüht sein, fließe automatisch die erste Bewertung ein, um Chancengleichheit zu gewährleisten, erläuterte der Chef.
Der bei den Rosenneuheiten gleich zwei Entwicklungen feststellen konnte: die Zahl der insektenfreundlichen, ungefüllten Blüten nimmt deutlich zu „das ist kein deutsches Leuchtturmthema mehr“. Und die farblichen Trends kehren zurück zu den Wurzeln der klassischen roten Beetrosen.
Dominierten in den vergangenen Jahren Apricot- oder Pinktöne, da die roten Rosen aufgrund des Klimawandels häufig Verbrennungen an den Blättern aufwiesen, seien die neuen Züchtungen deutlich hitzeresistenter.
Dieses Kriterium spielte in den Bewertungen der einzelnen Gremien auch eine immer stärkere Rolle. Ebenso wie etwa die Fähigkeit der Pflanzen zu remontieren, Verblühtes abzuwerfen und neue Blüten auszutreiben.
Die Besten gefördert - Die guten aussortiert
Konnten Qualität und Quantität nicht miteinander Schritt halten, etwa bei in üppiger Fülle nach oben schießenden Strauchrosen, könne man ja immer noch Storchenschnabel oder Gräser dazu pflanzen, um wieder eine optische Harmonie herzustellen, wurde gefachsimpelt.
„Auch ein krankes Kind und nicht viel Neues“, war der mitleidige Kommentar zu einem Exemplar, das bereits alle Köpfchen hängen ließ. Brunsing hatte zuvor aufgerufen, die Rosen objektiv und ohne Milde zu bewerten, da hier tatsächlich die Besten gefördert und die weniger Guten ausgesondert werden sollten.
Internationale exotische Kreuzungen in Zukunft möglich
Die Parfumeure hatten es hier schwer, bei teils kam noch vorhandenen Blüten etwas zu erschnuppern. Dennoch fanden sich fruchtige Kopfnoten wie Pfirsich, Cassis, Passionsfrucht, Pfeffer oder der Duft einer „frischen Meeresbrise“. Künftig könnten sich da noch ganz andere, orientalische Duftnoten auftun.
Sushil Prakash, indischer Präsident der internationalen Jury, der erstmals auf dem Beutig weilte, träumte bereits von interessanten Kreuzungen indischer und europäischer Rosen.